28.3.2019

Drei Flaschen Full

Es gibt drei Weine von Christopher Full aus dem Zellertal: Die Cuvee Joy, Mölsheimer Riesling und ein Lagenriesling vom Schwarzen Herrgott.

Ich muss als Erstes gestehen, dass die Weine schlicht auf Grund des Aussehens den Weg in den Keller gefunden haben. Als Ende letzten Jahres beim Weinwichteln die erhaltenen Flaschen zur Schau gestellt wurden, sind mir sofort die Rorschach-Etiketten von Christopher Full aus Mölsheim ins Auge gesprungen. Also Weinliste angefragt und eine Kiste bestellt. Eine bunte Mischung von Orts- und Lagenweinen war dabei, alles mit mehr oder weniger Holz. Die Weine sind aus Rheinhessen, aber die Pfalz liegt hier direkt nebenan. Endlich sind drei Flaschen davon auf den Tisch gekommen.

Zuerst Joy, Jahrgang 2015. Der Traubensaft lag 18 Tage auf der Maische, dann 8 Monate im Barrique. Der Wein liegt saftig gelb im Glas. Dazu ist er ein kleiner Stinker. Cool. Dann merkt man das Holz deutlich in der Nase, etwas Rauch kommt dazu und im Hintergrund kann man Kräuter erahnen. Über allem bleibt aber deutlich die Note vom Holz. Erster Schluck. Der Wein hat Würze, viel Würze. Man merkt sofort, dass das hier von der Struktur lebt. Da geht richtig was auf der Zunge. Es kommt Grapefruit dazu und alles bleibt lang am Gaumen und auf der Zunge liegen. Die Frucht spielt für mich bei diesem Wein aber nur eine untergeordnete Rolle. Vielleicht hätte der hinter den Riesling gehört in der Reihenfolge. Egal, schmeckt ja. Vor den beiden Rieslingen aber doch Wasser, Brot und Pause. Die Geschmacksknospen wieder frei bekommen.

Weiter geht es mit dem Mölsheimer Riesling aus dem Jahr 2017. Direkt nach dem Einschenken haben wir etwas Nussiges in der Nase. Eine Walnussnote im Riesling? Überbleibsel vom starken Holzeinsatz des Vorgängers? Tout est possible hat ein alter Französischlehrer immer gesagt und nachdem mittels Schleudergang im Glas der Wein mit Sauerstoff angereichert ist, ist die Note verschwunden. Jetzt gibt es da grünen Apfel, Zitrusfrüchte, insgesamt viel Frucht. Deutlich frischer als der Vorgänger und im Mund mit knackiger Säure und toller Saftigkeit haben wir hier einen echten Saufwein im Glas. Wasser läuft im Mund zusammen und man will direkt nochmal ran an das Zeug. Das Holz, welches in allen Weinen heute steckt, ist hier nur ganz leicht wahrzunehmen und gibt einen schönen Rahmen. Saftig, Trinkig, Saufig. Toll! Die Flasche hat trotzdem den Abend überlebt und am zweiten Tag war der Wein nochmal deutlich runder mit noch mehr Frucht und jetzt sehr deutlichem Geschmack und Duft von grünen Äpfeln.

Zum Abschluss der Schwarze Herrgott aus 2016. Der Lagenriesling kommt aus der Lage Zellerweg Am Schwarzen Herrgott in Mölsheim, nicht zu Verwechseln mit dem Zeller Schwarzen Herrgott quasi direkt nebendran, allerdings schon nichtmehr Rheinhessen dann. Ebenfalls super frisch mit einer ganz kühlen Nase. Beim Trinken fühlt man erst ein bisschen Stein und Mineralik auf der Zunge bevor dann eine fast brutale Säure einschlägt. Ein paar Jahre Keller sind hier sicher kein Fehler um das ein bisschen besser einzubinden. Passend zur kühlen Nase gibt es helle Frucht, Pfirsich und typische Rieslingfruchtnoten, was auch immer das bedeuten mag, ganz genau kann ich mich da nicht festlegen. Typisch Riesling halt. Genau wie der kleinere Mölsheimer ist der Lagenwein trinkig mit deutlich erhöhtem Speichelfluss. Eigentlich von allem ein bisschen mehr. Alles ein bisschen intellektueller, aber nicht unbedingt streberhaft. Aber auch alles ein bisschen verschlossener noch. Auch hier war eine Nacht im Kühlschrank hilfreich beim Öffnen im Glas. Die Säure weniger Spitz, die Frucht etwas ausgeprägter. Christopher Full selbst schreibt zum Wein Langstreckenläufer. Das kann man beruhigt so stehen lassen.

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