21.3.2019

Gutsriesling und Kurzurlaub

Vom Essen und Trinken am Bodensee, von Sonnenuntergängen, verpassten Fotogelegenheiten und dem Wochen(end)abschluss mit einem Gutsriesling von 2015 aus der Pfalz vom Weingut Christmann

Am Jahresanfang sind nach Neujahr und dem 6. Januar Feiertage eine selten gesehene Spezies und wenn dann Ostern noch so weit nach hinten rutscht wie in diesem Jahr, dann fühlt es sich besonders tragisch an. Die Erinnerung an mehr als zwei freie Tage in einer Woche verblasst langsam und musste dringend aufgefrischt werden. Was liegt da näher als nachts um halb eins spontan ein langes Wochenende am Bodensee zu buchen? Ich meine nicht viel.

Gesagt, getan und ab ans schwäbische Meer. Eigentlich war geplant die Weinkarte zu nutzen und mit schicken Essens- und Weinbildern den Artikel nach vorne zu bringen. Irgendwie hat das aber nicht so richtig funktioniert und es gibt schlicht kein einziges Bild vom Abendessen.

Schade, denn es gab einen toll gereiften Ex Vero I als Spätfüllung aus 2008. Ein Erlebnis um mit dem Nachtisch, einer Schokomousse, den Abend ausklingen zu lassen. Auf der Menükarte standen ansonsten Suppe mit Räucheraal und Roullade. Ich hätte wirklich Bilder machen sollen. Abgesehen davon hatten wir hier vor ein paar Jahren den ersten Kontakt mit den Bränden der Stählemühle von Christoph Keller. Da dieser nun bekanntermaßen mit dem Brennen aufgehört hat und so eine kleine Apothekerflasche auch immer nach großen Geldscheinen verlangen wollte war die Gelegenheit wunderbar, den Bodenseeurlaub nicht nur mit dem Ersten sondern vermutlich auch mit dem letzten Glas Stählemühle zu verbinden. Schon ziemlich beeindruckend.

Aber nicht alles muss aus Erinnerungen rekonstruiert werden. Während am ersten Tag Sturm am Stativ gewackelt hätte, hat in Lindau das mit der Kamera und dem Stativ wunderbar funktioniert und der Sonnenuntergang hat auch gepasst. Memo an mich selbst: Staub vom Graufilter pusten erspart nachher einige Stempelarbeit im Nachgang. Man kann nicht alles haben.

Weil nun der Blog hier ein Weinblog sein soll, war das eine super Ausrede für den Ausklang des Wochenendes auf dem heimischen Sofa. Frisch sollte es sein, nicht zu anstrengend und eigentlich hatten wir Bock auf Riesling. Nachdem der Königsbacher Ölberg vor ein paar Wochen eine Wucht war und noch eine Flasche Gutsriesling im Keller liegt war das keine schwere Wahl. Die Wahl fiel somit auf einen Riesling Gutswein vom Weingut Christmann aus Gimmeldingen in der Pfalz aus dem Jahr 2015. Praktisch auch, dass dort der letzte Kurzurlaub war und man so im Kopf noch ein bisschen länger unterwegs bleibt.

Der Wein hat für einen Gutswein eine wirklich sehr volle Nase, mit viel Mandarine und anderer Zitrusfrucht und ein bisschen Feuerstein. Toll! Beim Trinken erwischt einen dann die knackige Säure. Trotzdem gibt es eine gewisse Cremigkeit. Leider fehlt mir am Gaumen ein bisschen was. Es fehlt der Punch, alles sehr weich. Die Kante kommt dann erst im Abgang, jetzt aber richtig, mit Mineralität, lang und auf der Zunge leicht bitter. Wirklich lang. Toller Gutsriesling und ein perfekter Abschluss zum Wochenende.

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