19.5.2019

Drei Flaschen Koehler-Ruprecht

Aus dem Kallstadter Saumagen kamen drei Rieslinge vom Weingut Koehler-Ruprecht aus 2013 bis 2015 auf den Tisch. Zwei mal Kabinett und eine Spätlese.

“Rast ich, so rost ich” steht auf der Flasche. Progressiv kann man das Etikett wohl trotzdem nicht beschreiben, eher klassisch, und doch ist mir das viel lieber als auf den ersten Blick ansprechendere Designs. Sieht es doch beim Altern auch mit kleinen Flecken und etwas Moder an den Rändern hervorragend aus. Und Altern ist das Stichwort bei diesen Weinen. Die Weine sind dafür gemacht einige Zeit im Keller auf das Öffnen zu warten und dabei immer besser zu werden. So gesehen sind die Weine, die jetzt im Glas waren natürlich noch viel zu frisch in der Flasche, aber ich denke, dass die drei Jahrgänge aufgeteilt auf zwei Qualitätsstufen trotzdem einen schönen Einblick in die Welt des Kallstadter Saumagens bei Koehler-Ruprecht gegeben haben.

Alle drei Weine kommen aus dieser großen Lage in der Pfalz. Zwei davon, Jahrgang 2013 und 2015, sind als Kabinett der Einstieg in die Lagenweine des Weinguts und weil der Kabinett 2014 nicht im Keller liegt gibt es um den Jahrgang doch abzubilden die Spätlese aus eben diesem Jahr. Alle Weine sind trocken und man könnte beim Weingut dabei die Qualitätspyramide bis zur trockenen Auslese mit diversen R nach oben klettern.

Wir starten mit dem Kabinett aus 2013: Deutlich gelbe Nase, leichtes Marillenkompott, karamellisiert beim Kochen. Im Mund dann knackig, erst kommt eigentlich nur Säure, die dann durch Würze und Saftigkeit ergänzt wird. Man merkt aber, dass das Jahr in der Pfalz nicht ganz einfach war, der Wein ist nicht wirklich rund im Mund und wird das über den Abend auch nicht mehr. Das soll nicht bedeuten, dass es schlechter Riesling wäre, aber bei den anderen beiden Flaschen kann er heute nicht mithalten.

Es kommt wieder ein Kabinett ins Glas, aber als 2015er zwei Jahre später geerntet und damit auch zwei Jahre weniger gereift. In der Nase mehr Frucht, da ist Apfel, Papaya und eine Salzigkeit, eine Meeresbrise, gemischt mit dem eher herben Geruch von Äpfeln frisch aus der Mostmühle mit Kerngehäusen und Schalen und ein bisschen Klebstoff. Tolle komplexe Nase. Trotz der zwei Jahre weniger Reife ist hier die Säure schon viel besser eingebunden, er ist gleichzeitig würziger und filigraner mit cremigem Apfel am Gaumen. Toll!

Zum Schluss eine Stufe die Pyramide nach oben und gleichzeitig ein Jahr nach unten. Die Spätlese aus 2014 hat deutlich mehr Süße in der Nase als die anderen beiden Weine. Da ist Honig, Nuss gemischt mit hellem, selbstgemachten Eistee neben einer reifen Birne. Sehr spannend und von den drei Weinen sicherlich der interessanteste Eindruck beim Riechen. Im Mund ist der Wein dann erst sehr weich um anschließend von den Seiten der Zunge nach innen Würze und Saftigkeit aufzufahren, dass man direkt weiter trinken will. Weniger Frucht im Mund, dafür mehr Länge. Das ist der Wein des Abends! Gleich mal mehr bestellen…

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