17.6.2019

Mythos Mosel 2019

Zwischen Ürzig und Briedel konnten zwei Tage lang unzählige Weine verkostet und Weingüter besucht werden. Ein kleiner Reisebericht.

Die Mosel ist ein schönes Fleckchen Erde mit einer hohen Dichte an Weingütern. Es gibt viel zu entdecken und vor allem viel zu verkosten. Um das möglichst angenehm zu gestalten findet jedes Jahr in einem anderen Moselabschnitt Mythos Mosel statt, dieses mal zwischen Ürzig und Briedel. In diesem Abschnitt hatten an 31 Stationen Weingüter ihre Türen geöffnet und dazu noch jeweils drei Gastweingüter eingeladen. Das macht insgesamt circa 120 Weingüter mit jeweils 6 Weinen. Um die Strecke von Weingut zu Weingut auch mit Alkohol im Blut und ohne zu viel körperlicher Anstrengung bewältigen zu können gibt es zusätzlich noch ein Shuttlebus, der alle 20 Minuten jede Station bedient. Zumindest in der Theorie. In der Praxis hat das aber bis auf zwei längere Wartepausen Samstag in Ürzig und Sonntag in Briedel ebenfalls gut funktioniert. Das war auch letztes Jahr schon so. Wer dann immer noch nicht genug hat, könnte noch eine Abendveranstaltung besuchen oder zum Eröffnungsabend. Wir haben dieses Jahr auf beides verzichtet.

Es ist wohl unmöglich jeden Wein zu verkosten und allein schon jede Station zu besuchen ist gefühlt eher Stress als schönes Weinwochenende. Um trotzdem möglichst viel zu sehen ist ein wenig Planung nötig. Eine Unterkunft relativ mittig und dann Samstag in die eine Richtung und Sonntag in die Andere hat sich bewährt. Ich habe jeweils einige Notizen gemacht. Da manche Gäste aber zusätzlich zur Dusche noch eine Flasche Parfum an sich hingekippt haben, teilweise massig Rauch vom Flammkuchenofen durch den Verkostungsraum geweht ist und einige Stationen sehr gut besucht waren, mit allem Gedränge das damit einhergeht, reicht das allenfalls als erster Eindruck. Die Notizen sind kurz, was auftaucht sind aber die Weine, die aufgefallen sind. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass nicht auftauchende Weine nicht aufgefallen wären. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er einfach nicht probiert wurde, auch wenn an der Station andere Winzer in den Notizen stehen.

Los ging es in Lösnich, gerade noch so, dass wir von allen Sekten der Moselsektverkostung, die von 11 bis 12 stattgefunden hat, noch probieren konnten. Herausgestochen sind die Cuvée Prestige vom Weingut Melsheimer aus dem Jahr 2010 aus Riesling und Spätburgunder, gefüllt Brut Nature ohne Dosage. Man hat die Reife gemerkt, eine schöne Apfelfrucht, Cremigkeit, zusammen mit Noten von getrockneten Schalen von Kernobst. Leider aus dem Keller des Weinguts und so nichtmehr zu kaufen.

Außerdem der Jour Fixe von Immich-Batterieberg aus 2015, ein Brut Nature Riesling Sekt. Knochentrocken mit schöner Struktur am Gaumen, Zitrus, im Hintergrund Rieslingfrucht und einer tollen Frische.

Eigentlich war dann der Plan nach Ürzig zu fahren. Da der normale Bus gerade nicht da stand, es aber einen kleinen Shuttle zwischen Lösnich und Kinheim gab mit Zwischenstop beim Weingut Simon, wurden spontan die Pläne geändert. Das Weingut Simon hat eine schöne Kollektion Rieslinge, das Highlight war aber eine Fassprobe eines Orange Wine aus Weißburgunder, der dreieinhalb Wochen auf den Schalen gelegen hat. Ein Aroma von Tee mit Vanille und einer super Struktur. Toller Wein, der Anfang 2020 auf den Markt kommen soll. Außerdem gab es leckere bunte Mini-Burger mit Fleisch oder Ziegenkäse.

Weiter mit dem kleinen Extrashuttle nach Kinheim. Verdauungsspaziergang mit Titelbildaufnahme den Berg hinauf. Wir haben uns ohne spezielle Notizen durch die Kollektion vom Weingut Ansgar Clüsserath probiert. Schöne manchmal richtig knackige Säure, viel Mineralität und vor allem 2017 Kabinett und Spätlese aus der Trittenheimer Apotheke sind tolle Weine.

Beim Weingut Lörsch gab es Altärchen Kabinett aus 2017: Spontinase, leicht, frisch und im Hintergrund feine Mineralik. Dhroner Hofberg aus 2017: kühl, glatt mit schöner Kante hinten an der Zunge, viel Zug am Gaumen. Fels-Terassen Trittenheimer Apotheke: Viel Würze, Extrakt, knackige Säure und schöne Saftigkeit. Alte Reben Spätlese ebenfalls aus der Trittenheimer Apotheke. Leider habe ich es versäumt den Jahrgang zu notieren. Der Wein hatte leichte Reife, deutlichen Spontigeruch, viel Flint, gelbe Noten und einen Anklang von Rauch.

Bei Dr. Hermann haben wir zuerst den 2018er trockenen Basisriesling probiert. Irgendwie war der ein bisschen zu reif, zu melonig in der Nase. Der Rest hat das aber mehr als aufgefangen. 2018 Kinheimer Hubertuslay Feinherb: Birne, gelber Apfel, super saftig mit einer tollen Mineralik. Davon muss was in den Keller. 2018 Ürziger Würzgarten Kabinett: Stinker, super viel Feuerstein in der Nase, im Munde aber sehr runde mit toller Frucht und Würze. 2018 Erdener Herzlei Spätlese von 125 Jahre alten Reben aus Monopollage: Honig, Birne, Holunderblüte, feiner Säure, lang. Super Kollektion!

Auf mit dem regulären Shuttle nach Ürzig. Der Zeitplan war schon mehr oder weniger gesprengt, als Konsequenz wurde hier nicht allzuviel probiert und nur die Grande Cuvée von St Laurentius ist als toller Rieslingsekt im Gedächtnis hängen geblieben. Danach haben wir zu allem Überfluss noch 40 Minuten auf den nächsten Bus warten müssen. Zeit, in der man noch probieren hätte können. Egal, weiter nach Kröv.

Bei all dem Riesling war eine kleine Abwechslung gern gesehen und im Staffelter Hof wurden von L’Arbre Viké drei tolle Rosé Weine aus der Côtes de Toul ausgeschenkt. Vom Rosée, einem reinen Gamay, der direkt gepresst wird und dann unfiltriert auf die Flasche kommt, haben wir vom Stand eine Flasche mitgenommen. Ein leckerer Wein, der herb, rotfruchtig und mit einer Idee von rohem Rindfleisch in der Nase mit viel Struktur am Gaumen wirklich was hermacht. Und das für 7,50€. Eine echte Überraschung, aber wohl nur schwer wiederzubeschaffen.

Auch die Weine von Maison Lelièvre aus dem gleichen Anbaugebiet waren unkompliziert und lecker. Es wurden neben Rosé noch zwei Auxerrois ausgeschenkt. Keine Notizen, dafür ein Probierpaket bestellt. Irgendwann gibt es dazu dann mehr im Blog. Zu viele Weine, zu wenig Zeit bleibt aber ein Thema, das sich durch die zwei Tage zieht und so konnten wir nur kurz beim Weingut Markus Junglen vorbei schauen und sind danach aber schon direkt nach Traben-Trarbach gefahren. Bei der Villa Huesgen war derartig viel Andrang, dass wir nur einzelne Weine von Maximin Grünhaus und Nik Weis probieren konnten und keine Notizen gemacht haben. Gut waren sie aber. Alle anderen Stationen in Traben-Trarbach blieben bedauerlicherweise unbesucht.

Tag 2, Start in Enkirch: Angefangen haben wir mit den Weinen vom Weingut A.J. Adam. 2018 Dhroner Riesling: angenehme Mineralik, Feuerstein, schöne Fruchtaromatik, eher schlank mit knackiger Säure. Einer der besseren trockenen Rieslinge an diesem Wochenende. In der Sängerei 2018: Stinker, viel Flint, komplex, voll, lang. Häs’chen Kabinett 2018: Honig, eher gelbe Aromatik. Insgesamt schöne Weine.

Immich-Batterieberg: Der Jour Fixe war auch im Weingut hervorragend. Davon kommt was mit in den Keller. Alle verkosteten Weine sind aus dem Jahr 2017. Der aktuelle Jahrgang liegt noch auf der Hefe und soll da so lange liegen bis die reife Frucht des warmen Sommers etwas gebrochen wird. Ein guter Plan. Der Detonation hatte eher dunkle Feuersteinnoten, kaum Frucht, etwas Dosenmango. Der Escheburg erschien etwas heller in der Aromatik, leicht gelbe Äpfel, aber eher karg in der Frucht, leichte Salzigkeit und viel Stein. Steffensberg ist die Fortsetzung, sehnig, viel Stein, fast hat man etwas süßes in der Nase, dann am Gaumen aber super klar und trocken. Als Spitze der Ellergrub der sich im Vergleich der beiden Vorgänger ein bisschen verschließt, etwas weicher im Mund, Stein, darf noch liegen. Tolle Kollektion mit klarer Linie und wenig Primärfrucht. Ich bin gespannt, was hier aus 2018 gemacht werden wird.

Ab an die Haltestelle, perfektes Timing, Bus steht schon. Auf nach Briedel, Weingut Franzen: Quarzit 2018: Mit 11,5% moderater Alkohol, fruchtig, ohne fett zu sein, Sommerwein. Neefer Frauenberg 2017: gelbe Frucht, Zitrus, aber nicht dominant, steinig, klar. Fachkaul 2017: Noch etwas mehr von Allem im Vergleich zum Frauenberg, gibt nur wenige Flaschen, sehr frisch, etwas verschlossen. Sicherlich ein großer Wein, mir aber glaube ich den Aufpreis zum Frauenberg nicht wert, wenn man denn überhaupt eine der wenigen Flaschen bekommt. Insgesamt eine klare Linie mit straighten, nicht zu fruchtigen und immer sehr frischen Weinen.

Von hier an ist die Richtung rückwärts, zurück nach Enkirch. Fängt direkt wieder mit 40 Minuten warten auf den Bus an, da wäre man schneller zu Fuß gewesen, aber wenn man einmal da sitzt und wartet käme der Bus genau dann, wenn zurückgehen zu weit wäre. Never lucky. In Pünderich angekommen auf direktem Weg zum Weingut Clemens Busch, wunderschön gelegen direkt am Fluss. Gutsriesling 2018: Vielleicht der beste Gutsriesling an diesem Wochenende. Frischer Apfel, Zitrus, keine fette Melone, schlank und klar. Weiteres Highlight war ein Marienburg 2017 Rothenpfad: Lang, ausdrucksstark und elegant.

Weingut Haart, toll war ein leicht gereiftes 2012 Goldtröpchen GG, das mit viel Frische und einer ganz leichten Reifenote weit hinten auf der Zunge gezeigt hat, wie die Weine hier altern können. Die 2018er hatten durchweg eine sehr reduktive Nase mit viel Feuerstein, dann im Mund einer leichten Mineralik und toller Frucht. Da kommt wohl auch was in den Keller.

Die Weine von Heymann-Löwenstein aus 2017 waren bis auf die Schieferterassen und den Uhlen L noch sehr verschlossen und auch der 2016 Uhlen R braucht sicherlich noch Zeit. Trotzdem sind das wunderbare Weine, die mit viel Druck und Dichte ohne viel Frucht gut zupacken. Weglegen und später freuen. Die Verpflegungsstationen in Pünderich haben glücklicherweise zu den tollen Weinen gepasst, Ziegenkäsetaler mit Orangenmarinade, eingelegter Feta und eine Pizza Bianca mit Ziegenkäse, Thymian, Nüssen und Honig. Kann man so machen.

Die Busverbindung hatte sich nach der Wartezeit in Briedel erholt und so war eine fast planmäßige Abfahrt in Richtung Reil möglich. Beim Weingut Melsheimer, die mit dem tollen Sekt vom ersten Tag, gibt es auch guten Riesling. Der Lentum darf drei Jahre im großen Holzfuder vor sich hingären, was zu einem cremigen Riesling, mit sanftem Feuerstein in der Nase führt. Die Kollektion von Fio Wines, einem Weingut von Dirk und Daniel Niepoort und Philipp Kettern, ist auf einem super Niveau. Auch hier liegen die 2018er noch im Keller und der 2017 Falkenberg sollte auch noch ein Jahr liegen, momentan noch ziemlich zu. Sehr gut dagegen war der 2015er Goldtröpfchen mit leichter Reife und schöner gelber Fruchtaromatik, Grapefruit, Apfel. Das wahre Highlight des Standorts ist aber der Käse. In einem zu klein gewordenen Keller reifen hier Käse von Affineur Wolfgang Schultz-Balluff. Diese werden in der Jugend mit Salzlake und später dann mit Riesling von Melsheimer eingerieben. Jeden Tag wandert so eine Flasche Riesling auf die Käseräder. Die Käse waren sowohl für sich selber als auch zusammen mit restsüßem Riesling aus dem Weingut großartig. Vor allem der Tresterkäse, der zur Reifung noch einige Zeit in schon fertig gegorenem Trester lag, ist ein Erlebnis. Außen mit Tresterstücken, die beim drauf kauen an Blauschimmelkäse erinnern und einem cremig, herzhaften Innenleben. Groß! Sehr groß! Wer in der Nähe lebt und Käse mag, unbedingt vorbei schauen und einkaufen.

Zum Abschluss nochmal drei große Weingüter. Bei Forstmeister Geltz-Zilliken sind die 2018er Rausch Spätlese und der Kabinett sehr schlank und elegant. Ich bin noch nicht sicher, ob ich das lieber mag als die Weine aus 2017, die mit sehr dichter Aromatik zumindest den liebsten Kabinett aus 2017 stellen. Abwarten. Aufgrund fortgeschrittener Zeit steht bei von Hövel nur “sehr gut” im Notizblock. Eine schöne Kollektion mit sehr weichen, ausgeglichenen Weinen, die allesamt sehr lange im Mund geblieben sind. Und kurz vor 18 Uhr gab es dann bei Peter Lauer noch einen maischevergorenen Riesling, der trotz des Orange-Ausbaus immer noch deutlich Riesling war und mit Birne, Apfel und der Struktur aus den Schalen die Verkostungen würdig abgeschlossen hat.

Insgesamt war der warme Sommer sicherlich deutlich zu merken. Mancherorts zu sehr, was dann vor allem bei den trockenen Weinen wenn es schief ging leider zu fetten Melonenbonbons geführt hat. Wenn das Weingut damit aber zurecht gekommen ist, dann ist 2018 ein wirklich spannender Jahrgang. Und Mythos Mosel ist eine wirklich spannende Veranstaltung um einen Einblick in den jeweiligen Jahrgang zu bekommen. Wir kommen wieder.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus