29.9.2019

Drei Pfälzer Ortsweine aus 2017

Wir trinken aus dem Jahr 2017 drei Ortsweine aus der Pfalz: Deidesheimer Riesling vom Weingut von Winning, Forster Riesling vom Weingut Reichsrat von Buhl und Ruppertsberger Riesling vom Weingut Christmann

Der Ortswein ist über dem Gutswein und ein gutes Stück unterhalb der großen Gewächse meiner Meinung nach eine tolle Qualitätsstufe. Man ist schon über der Basisqualität, die Trauben kommen aus einem deutlich eingeschränkteren Gebiet und trotzdem sind die Weine relativ günstig zu kaufen und wollen auch nicht erst Jahre im Keller verschwinden. Eine super Gelegenheit, zu schauen, ob einem die Handschrift des Winzers gefällt oder nicht. Heute landen drei Ortsweine aus der Pfalz von drei verschiedenen Weingütern und drei verschiedenen Orten im Glas. Probiert wurden alle Weine über zwei Tage um zu sehen, was mit Zeit und Luft so passiert. Die drei Weine sind Jahrgang 2017, haben also schon eine gewisse Zeit in der Flasche genießen dürfen.

Fangen wir an mit dem Deidesheimer Ortsriesling vom Weingut von Winning: Der Wein riecht nass, gelbe Frucht, etwas Mineralität, nasser Stein, aber dominierend ist doch die viele Frucht, hellgelb, frisch vom Baum. Im Mund knackig, Extrakt sorgt am Gaumen für Struktur, saftig, trinkig, auf der Zunge fast etwas süß. Das ist ein sehr angenehm zu trinkender Wein, gefällig, nicht einfach aber irgendwie fehlt etwas die Spannung, die Kante, die es interessant macht. Mit mehr Luft wird der Wein noch hellfruchtiger, easy-drinking an diesem Abend, und, ich kann es schon vorweg nehmen, das wird auch der trinkigste Wein des Abends bleiben, allerdings nicht der Spannendste.

Am zweiten Abend wurde der Deidesheimer Riesling dann runder, mehr Zitrusfrucht als Kernobst, weich, minimal Holz. Schöner, entspannter Riesling mit minimal zu viel Restzucker vielleicht.

Der nächste Wein kommt vom Weingut Reichsrat von Buhl: Der Forster Riesling ist cremiger in der Nase, aber auch viel karger und dunkler in der Aromatik. Wenig Frucht, vielleicht etwas Birne. Im Mund deutlich knackiger, viel Säure, straight, weniger saftig, weniger fruchtig, dafür mit phenolischen Noten, eine schöne Salzigkeit bleibt auf den Lippen zurück. Der Wein leistet mehr Widerstand, zieht an den Backen, am Gaumen. Kompromisslos trockener Riesling, länger, weniger trinkig, dafür aber mit viel Spannung. Mit Luft kommt eine gewisse Cremigkeit und etwas mehr Fülle, trotzdem der kargste Wein mit der krassesten Säure.

Tag zwei bringt etwas Zitrusfrucht, frischer Zitronensaft, nasser Stein, der Wein hat nichts von seiner Sehnigkeit und der knackigen Säure verloren. Der klarste Wein von den Dreien, aber auch der diesmal Anspruchsvollste.

Der dritte Wein ist vom Weingut Christmann, ein Ruppertsberger Ortswein. Die Aromatik ist hier die dunkelste der drei Flaschen. Der Wein ist in der Nase voller, dichter und auch weicher im Vergleich zu den anderen Beiden. Im Mund sehr saftig mit einer schönen Würze am Gaumen. Anders saftig als der Deidesheimer Riesling. Vor ein paar Wochen hatte ich ein Glas frische Marmelade von weißen Pfirsichen, mehr Fruchtsoße als eingekochte Marmelade, sowas ist hier gemischt mit steiniger Mineralik in der Nase. Ein harmonischer Wein, mit Würze, Cremigkeit und Länge.

Am zweiten Tag tritt die Cremigkeit noch stärker hervor, fast schon buttrig fühlt sich der Wein im Mund an, reife gelbe Früchte, wirkt insgesamt reifer als die anderen zwei Weine, vielleicht ein Indiz des Korkens gegenüber den beiden Schraubverschlüssen. Wer weiß.

Falsch machen tut man mit keinem der Weine was, am unkompliziertesten hat sich der Deidesheimer Riesling präsentiert, am anderen Ende des Spektrums stand der Wein aus Forst. Sehnig, karg mit kräftiger Säure und Stein. Der Wein aus Ruppertsberg steht irgendwo dazwischen, elegant, tief, lang mit tolle Frucht aber genug Komplexität und Mineralik um Aufmerksamkeit zu benötigen aber dann auch genug zu zeigen.

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