15.3.2020

Zwei Flaschen Immich-Batterieberg

Wir trinken vom Weingut Immich-Batterieberg aus Enkirch an der Mosel die Rieslinge Escheburg und Steffensberg aus dem Jahr 2017

Ganz im Sinne der letzten Flasche Wein auf dem Blog, sind auch dieses Mal die beiden Flaschen nach einer Messe im Keller gelandet. Beim letztjährigen Mythos Mosel haben wir den zweiten Tag direkt im Weingut Immich-Batterieberg begonnen und dank der Unterkunft, die praktischerweise ebenfalls in Enkirch war, war es auch kein Problem eine Kiste vor dem Nachhauseweg einzuladen. Das Weingut lässt den Weinen immer etwas mehr Zeit. Dementsprechend wurden letztes Jahr die 2017er präsentiert und die sind auch jetzt im Glas gewesen. Getrunken haben wir eine Flasche Escheburg und eine Flasche Steffensberg. In der Vermutung, dass die beiden Weine immer noch sehr jung sind und Sauerstoffkontakt gut tun könnte, haben wir die Flaschen aufgezogen, einen Probierschluck eingeschenkt und dann wieder verschlossen eine Nacht im Kühlschrank verweilen lassen.

Der Probierschluck des Escheburg ist relativ dunkel in der Nase, fast etwas breit, da sind Quitte, Aprikose, Kräuter und durchaus auch Mineralik. Am Gaumen eher karg, sehr steinig, etwas bitter, quasi keine Frucht. Der Wein hat schon direkt viel Zug, ist saftig und auf den Lippen bleibt etwas Salziges zurück. Wirkt noch unsortiert.

Nach der ersten Nacht im Kühlschrank wird er deutlich klarer. Es kommt etwas Cremigkeit dazu, viel Frucht ist da immer noch nicht, aber wenn man den Wein im Mund hatte und dann nochmal riecht ist da Apfelschale, etwas Ananas und Steinobst. Im Mund ist er aber weiter karg und auf der kühlen Seite. Feingliedriger ist er geworden, da merkt man vor allem im Duft, von Breite ist da nichts geblieben, von der Quitte auch nicht. Die Säure wirkt straffer und eine schöne Länge hat er jetzt.

Noch einen Tag später ist Dosenobst mit in der Nase, alles fühlt sich etwas süßer an, am Gaumen mehr Frucht, in der Nase mehr Apfel, mehr Ananas und jetzt auch Maracuja. Dafür treten Würze und Mineralik etwas in den Hintergrund. Noch einen Tag mehr zum Beobachten der Veränderung wäre sicher spannend gewesen. Da hat aber die Flasche nicht mitgemacht, die ist nämlich leer.

Anders der Steffensberg: Im Probierschluck ist mehr Frucht, Kernobst, etwas süßlicher, aber auch etwas schlanker in der Nase. Fast verschlossen noch. Auch am Gaumen passiert noch nicht viel. Da kommt ebenfalls Apfel, etwas mostig zwischendurch, im Ganzen wirkt er eleganter.

Analog zum Escheburg bringt die erste Nacht vor allem Feinheit. Die Mostigkeit verschwindet komplett, mehr Würze am Gaumen. Etwas Birne, eine sehr feine Frucht und wo direkt nach dem Aufziehen am Gaumen noch nicht viel los war, ist jetzt ganz viel Mineralität, die ewig auf der Zunge liegen bleibt. Zusammen mit der toll eingebundenen Säure ist das wunderschön.

Einen Tag später erinnert er etwas an sauer Apfelringe, im Mund ist er unverändert schön, die Nase ist noch etwas offener und insgesamt wirkt er komplexer.

Beide Weine verändern sich über die Tage stark und auch an jedem einzelnen Abend im Glas passiert viel. Es lohnt sich, den Weinen Zeit zu geben, immer wieder reinriechen, nachschmecken und dann abzuwarten und zu genießen.

Ich hatte vor dem Trinken der Weine nichtmehr in die Aufschriebe des Moselwochenendes geschaut, sondern erst jetzt beim Ausformulieren der Notizen und es ist schön zu sehen, dass sich die Weine zwar einerseits auf der Flasche sicher nochmal weiterentwickelt haben, aber andererseits die Notizen trotz der vielen Weine am Wochenende gut gepasst haben. Der Blog erfüllt also mindestens das Ziel als Notizbuch für den eigenen Geschmack.

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