26.4.2020

Leon Gold - Halbstück 2018

Wir trinken vom Weingut Leon Gold aus Gundelsbach in Württemberg den Riesling Halbstück aus dem Jahr 2018.

Weiter geht es auf unserer Weinentdeckungstour durch das heimische Württemberg. Erstmal nur vom Esstisch aus, sobald es wieder geht, bietet es sich dann aber natürlich auch an bei den Winzern, die wir neu oder wieder entdeckt haben, vorbei zu schauen. Wäre ja in der Nähe. Der heutige Winzer ist auf jeden Fall so ein Neu-Entdeckt-Kandidat. Wir trinken vom Weingut Leon Gold aus Gundelsbach, das östlich von Stuttgart im Remstal liegt, den Riesling Halbstück aus dem Jahr 2018. Die Trauben kommen aus dem Gundelsbacher Koih. Noch nie gehört bisher. Das junge Weingut, das erst 2013 gegründet wurde, wirtschaftet nahe an der Natur, der Wein wird spontan mit weinbergseigenen Hefen vergoren und dann im Halbstück, einem 600 Liter Holzfass, ausgebaut. Dabei bleibt der Wein nach einiger Maischestandzeit lange auf der Vollhefe liegen, was für Fülle und Struktur sorgen soll. Schauen wir, ob es geklappt hat.

Da 2018 noch nicht lange her ist, und das Etikett schon ankündigt, dass der Wein Luft und Zeit braucht, wird die Flasche einen Abend vor dem eigentlich erstem Abend geöffnet. Direkt nach dem Entkorken riecht der Riesling intensiv mineralisch, würzig mit nur ein wenig gelber Frucht. Im Mund fast noch mehr Würze als in der Nase. Salzigkeit auf der Zunge, knackig, frisch und sehr dicht, verschlossen und vor allem an den Zungenrändern auch noch ruppig. Schon beim Probeschluck entspannt sich das ein wenig nach einer Stunde und wird runder. Die Salzigkeit bleibt, in die Nase kommen Kräuter. Das fängt gut an.

Auch nach einer Nacht im Kühlschrank enorm fest in der Nase, dicht, intensiv, so dass man es fast kauen kann, auch ohne den Wein zu trinken. Da ist Zitrusfrucht, Mirabelle, Ananas. Um die Frucht herum bleibt die Würze, ein bisschen Jod, ein paar florale Noten und viel Stein. Der Wein ist komplex, der Wein ist vielschichtig und fordert Aufmerksamkeit. Beim Trinken wird viel deutlicher als beim Riechen, was die Nacht gebracht hat. Hier ist die Ruppigkeit verschwunden und mit viel Saftigkeit und Zug fließt der Riesling die Kehle runter. Und was dann zurück bleibt, bleibt ewig liegen.

Noch einen Tag später sind es immer noch die Würze und die Mineralität, die den Geruch dominieren. Vielleicht mehr Blüten als am Vortag, zwischendurch auch Geleebananen samt der Schokolade drum rum, dann wieder reife Ananas. Man merkt schon, da passiert was. Am Gaumen kommt jetzt minimal Süße, etwas mehr Frucht und eine schöne Cremigkeit. Saftig geradeaus geht es natürlich weiterhin. Dabei ist das Aroma vom ersten Schluck an komplett sauber und in der Dichte fokussiert, die über die Tage zugänglicher wird. Trotzdem bleibt das Gefühl, dass der Wein noch nicht so richtig aufmachen wollte. Das ist ein Wein mit tiefer Komplexität und viel Spannung, der mit Sicherheit noch ganz am Anfang seines Rieslinglebens steht. Trotz des eher warmen Jahres 2018 ist der Wein kühl und frisch. Bei so viel Tiefe fällt es leicht, sich vorzustellen, dass die nächsten Jahre hier noch viel bereit halten.

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