26.7.2020

Scheuermann - Rosé 2018

Wir trinken aus der Tonflasche einen pfälzer Rosé vom Weingut Scheuermann aus dem Jahr 2018.

Wein aus Trauben. Freie Weine. Wein, wie er gewachsen ist. Alles Sätze, mit denen die Brüder Gabriel und Simon Scheuermann, das was sie tun selbst beschreiben. Seit 2009 bauen die beiden in Niederkirchen in der Pfalz ihre eigenen Weine aus, seit 2012 machen sie das biologisch. Die Natur steht im Mittelpunkt, gesunde Weinberge, gesunde Reben und damit gesunde Trauben. Und das Ergebnis wird dann mit viel Handwerk und möglichst wenig Eingriff auf die Flaschen und dann ins Glas gebracht. Wir trinken dieses Mal einen Rosé aus der Tonflasche. Pfälzer Landwein. Er besteht zu 80% aus Pinot Noir, der Rest ist Merlot.

Der Wein hat direkt nach dem Entkorken noch einiges an Kohlensäure und perlt mehr ins Glas als er fließt. Die Farbe ist geil. Die Nase ist ein Mysterium. Extrem schwer zu greifen, dunkel, gleichzeitig aber sehr frisch, mit viel Struktur und Tiefe. Dicht, ein bisschen milchsauer fermentiertes Gemüse, kaum Frucht. Im Mund dann rote Beeren, kräftige Säure, noch viel mehr Frische als der Duft sowieso schon angekündigt hatte. Irgendwie leicht, irgendwie aber auch nicht. Jede Menge Substanz, viel Grip auf der Zunge. Wir tun uns schwer eine Schublade für den Wein zu finden. Dazu kommt noch, dass er sich stark verändert und mit einem Mehr an Luft auch ein Mehr an Struktur und Griffigkeit auf der Zunge einher geht.

Eigentlich war der Wein nicht fürs Essen eingeplant. Hackfleisch mit Knoblauch, Ingwer, nein, viel Knoblauch und viel Ingwer, Sambal Oelek, abgeschmeckt mit Sojasoße, und dazu Pasta. Eher kräftig im Aroma, aber der Rosé geht nicht nur nicht unter, sondern bietet mit der tollen Beerenfrucht und der Struktur so eine Bereicherung, dass die geplante Weinmenge für den ersten Abend einfach so verschwindet und wir alle Willenskraft aufbringen um überhaupt noch einen zweiten Abend probieren zu können. Eine echte Hilfe ist, den Wein direkt aus dem Kühlschrank zu holen und so wenigstens über die Kondensation an der Tonflasche zu sehen, wie viel eigentlich noch da ist.

Auch am zweiten Abend braucht der Wein Luft. Dafür wird man dann auch belohnt. In Sachen Struktur und Mundgefühl ist das mit einer der spannendsten Rosé, die bisher auf dem Tisch standen und das funktioniert so gut alleine und zum Essen. Allein die Nase, die kann ich immer noch nicht richtig greifen. Ein bisschen Naturwein mit der Apfelschale, ein bisschen dunkel, inzwischen viel Granatapfel, ganz dunkle Beeren und tausend andere Dinge. Dazu die frische Säure, die klare Frucht im Mund und dann das Mundgefühl. Groß. Wird nachgekauft.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus