2.8.2020

Drei Flaschen Griesel

Wir trinken drei Sekte aus verschiedenen Jahrgängen vom Sekthaus Griesel: Einen Rosé aus 2016, einen Riesling aus 2017 und die Grande Cuvée aus 2015.

Passend zur ersten richtigen Hitze trinken wir Schaumwein. Wir hatten schonmal eine Flasche Sekt vom Sekthaus Griesel im Glas. Grund genug, dass wir uns einmal quer durchs Sortiment trinken. Wobei das nicht ganz richtig ist, da ein Vertreter der Prestige Linie mangels Flasche im Keller leider fehlt. Egal, so sind es dieses Mal eine Flasche Rosé, gekeltert aus Pinot Noir und Pinot Meunier, aus dem Jahr 2016 und eine Flasche Rieslingsekt aus dem Jahr 2017, der Jahrgang der in der Traditionslinie aktuell verkauft wird. Zusätzlich trinken wir noch die momentane Spitze der Kollektion, eine Flasche der Grande Cuvée aus 2015. Diese enthält Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Meunier und ist weiß gekeltert. Die beiden Flaschen aus der Traditionslinie sind Brut, dürften mit, laut Flasche, unter 6g Restzucker aber auch schon Extra Brut sein. Die Grande Cuvée ist ohne zusätzliche Dosage Brut Nature gefüllt und wurde 01/20 degorgiert, lag also relativ lange auf der Flasche. Die Sekte aus der Traditionslinie liegen mindestens 20 Monate auf der Hefe und damit deutlich mehr als Sekt eigentlich müsste. Wenn man bedenkt, dass Nico Brandner noch gar nicht so lange Sekt macht, die Flaschen im Keller gebundenes Kapital darstellen und er natürlich auch etwas verkaufen muss, dann ist das bemerkenswert viel Zeit. Die Mengen sind dabei nicht üppig und die Flaschen sind relativ schnell ausverkauft.

Wir starten mit dem Rosé. Dezente rote Beeren in der Nase, frische Säure und nach dem ersten Schluck dann eine ordentliche Ladung Hefegebäck im Duft. Rote Johannisbeeren, etwas Zitrus. Fein und elegant in der Nase, am Gaumen aber kraftvoll und mit Zug auf der Zunge. Etwas frischer Apfel kommt dazu, Cassis, ein bisschen Buttermilch. Mit Luft wird die Nase rotfruchtiger, mehr Johannisbeere, etwas Himbeere. Der Sekt wird aber nie kitschig oder zur Fruchtbombe sondern bleibt seinem dezenten, eleganten Start treu.

Dem Rieslingsekt merkt man den Riesling an, wäre auch blöd wenn nicht. Relativ karge Rieslingfrucht in der Nase, etwas Mirabelle, etwas Kernobst. Der Sekt hat die direkteste Säure der drei Flaschen, das mag daran liegen, dass er am jüngsten ist, oder einfach am Riesling. Die Balance ist genial, die forschere Säure, mehr Struktur am Gaumen als bei den anderen beiden, vielleicht ein bisschen rustikaler, mit mehr Zug, mehr Kraft. Am Gaumen ein paar Kräuter, etwas Mineralität, etwas Grapefruit und ein paar Beeren. Trinkt sich einfach so weg.

Die Grande Cuvée ist am zurückhaltendsten in der Nase. Brioche, viel Schmelz auf der Zunge und eine wirklich feine Perlage. Deutlich feiner als bei den anderen beiden Sekten, hier merkt man die Zeit auf der Flasche deutlich. Sehr elegant, feingliedrig, komplex und wird auf eine fruchtige Art und Weise immer cremiger. Da kommt gelber Apfel, etwas Champagnerbratbirne, noch mehr Brioche. Fast ein bisschen Süße, die komplett aus dem Extrakt kommt, sind wir hier doch nahe an den 0 Gramm Restzucker. Ohne an der Qualität der Traditionssekte zweifeln zu wollen merkt man hier, dass man noch ein paar Schritte weiter gehen kann. Der feine Blubber, inzwischen etwas weiße Schokolade, die Briochenote, die feine Frucht und der cremige Schmelz auf der Zunge. Das ist schon ziemlich gut.

Sekt machen ist kein Kurzstreckenlauf, Sekt machen ist ein Marathon. Und auch hier ist Griesel noch nicht am Ende angekommen. Dieses Jahr wird im Herbst ein 2013er Riesling Sekt auf den Markt kommen und es sind sicher noch weitere Abfüllungen geplant, die einfach mehr Zeit im Keller brauchen, als bis jetzt verstrichen ist. Ich freu mich drauf und hoffe etwas ergattern zu können.

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