18.10.2020

Moritz Kissinger - Null Ohm 2019

Wir trinken von Moritz Kissinger aus Rheinhessen den Chardonnay Null Ohm 2019.

Tief in mir wohnt ein Etikettentrinker und der hat auch in diesem Fall die Kontrolle an sich gerissen als in irgendeinem Social Media Feed die lustigen Trauben von Moritz Kissinger vorbei gespült wurden. Erst bei dem Versuch die Flasche Chardonnay einzukaufen habe ich gemerkt, dass Klaus Peter Keller den Wein auf Instagram gelobt hat. Das war zwar nicht der Post, den ich gesehen habe, aber es scheint sich wohl in Folge dessen als unmöglich herauszustellen vom Jahrgang 2018 noch eine Flasche zu bekommen. Glücklicherweise hat der Zeitpunkt aber so gut gepasst, dass wir drei Flaschen vom Null Ohm Chardonnay 2019 subskribieren konnten. Auch hier sind es nur 350 Flaschen, die überhaupt existieren. Es musste im elterlichen Weingut erst überzeugt werden, dass sich die Weine von Moritz überhaupt verkaufen. Ab nächsten Jahr werden die Mengen wohl größer werden. Die Trauben für den Wein werden biologisch angebaut, es wird nicht gefiltert und wenig geschwefelt. Ohne Trinkwiderstand soll der Chardonnay sein. Null Ohm eben. Moritz Kissinger empfiehlt übrigens den Wein über 10 Tage zu probieren. Wenn drin ist, was drauf steht, dann wird das wohl eher nichts werden, aber wir nehmen uns ganz fest vor uns Zeit zu lassen.

Korken raus, Nase rein. Wirkt sehr kühl, etwas Holz, ein bisschen Apfelschale. Im Mund direkt stoffig, die Struktur macht sofort Spaß. Der Wein hat eine tolle Mineralik, eine knackige Säure und viel Frische. Super lang vom ersten Schluck an und vor allem super saftig. Das wird nichts mit den 10 Tagen, das weiß ich schon hier. Schon der Probeschluck entwickelt mit jeder Minute mehr Struktur und Kraft hinten am Gaumen. In der Nase ist jetzt ein bisschen Nusskaramel zwischen den Apfelschalen. Das erinnert total an den Launegild von De Fermo, den wir letztens in Ulm getrunken haben.

Der Wein wird feiner über Nacht. Hat jetzt mehr Frucht und wirkt noch kühler im Mund. Dazu eine buttrige Cremigkeit, die am ersten Abend noch nicht da war. Zimtschnecke mit Butterstreuseln hinten auf der Zunge und ein bisschen Zitrusfrucht mit Kräuterstrauß daneben. Riecht naturweiniger, trinkt sich aber noch schneller heute.

Tag 3: In der Nase hat sich gar nicht so viel getan. Dafür aber auf der Zunge. Jetzt dominiert die Säure, viel Zug, viel Zitrusfrucht, viel Kraft. Die Cremigkeit hatte das Nachsehen und musste sich wohl geschlagen geben. Das ist ziemlich sehnig gerade.

Ein kleiner Rest hat bis zum vierten Tag überlebt. Die Struktur setzt zum Endspurt an. Salzig auf den Lippen, kühl, mineralisch und lang. Nix mehr mit Frucht, dafür aber wieder ein bisschen Butter. Zusammen mit dem ersten Tag direkt nach dem Aufmachen finde ich das so am Schönsten. Ich mag es, wenn der Wein so von der Struktur her kommt. Trotzdem dürfen die anderen Flaschen jetzt im Keller verschwinden, da das mit Sicherheit noch besser wird. Klar schwingt da jetzt ein bisschen Hype mit, Qualität hat der Wein aber auf jeden Fall. Da hat der innere Etikettentrinker alles richtig gemacht.

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