29.11.2020

Zwei Flaschen Forgeurac

Wir trinken vom Weingut Forgeurac zwei Flaschen badischen Landwein: Den Weissburgunder Baden aus 2018 und den Pinot Noir Steinsatz 2017.

Nachdem der Wein letzte Woche tatsächlich aus Frankreich kam, klingt das dieses mal nur so. Das Weingut Forgeurac liegt nämlich nördlich von Karlsruhe in der Nähe von Walldorf in einem alten Schmiedegebäude. Daher dann auch der Name. Die Weinberge, aus denen die Trauben für die Weine von Uwe Lange und Marco Pfliehinger kommen, liegen etwas verstreuter. Es gibt zum Beispiel Weinberge im Bühlertal, in Rauenberg und Trauben für Weissweine werden auch vom befreundeten Biowinzer aus der Pfalz zugekauft. Wir haben aber zwei Weine aus Baden im Glas: Den Baden 2018, ein reinsortiger Weissburgunder, und den Pinot Noir Steinsatz aus 2017. Es wird ökologisch gearbeitet, alles Handarbeit, keine Schönung, keine Filtration, alles spontanvergoren, alles aus dem gebrauchten Holzfass, nichts rein, nichts raus, Naturwein.

Das riecht man beim Baden Weiß auch sofort: Apfelschalen und ein bisschen geräucherter Speck die ersten paar Sekunden, dann fast nichts mehr. Im Mund kühl, ohne Schnörkel und mit viel Struktur. Wenig bis kaum Frucht, dabei aber sehr saftig. Nur ganz so warm darf er gerade nicht werden, da merkt man ihm dann die 13,5 Prozent schon ein bisschen an. Das ist wohl dem Jahrgang geschuldet. Über den Abend hinweg wird der Weissburgunder immer cremiger und die Assoziation zu gelben Aromen wird stärker, wenn auch nicht wirklich Frucht zu erkennen ist. Gar nicht so einfach festzuhalten der Wein.

Nach einer Nacht im Kühlschrank bleibt er sich treu. In der Nase die Apfelschale, inzwischen auch ein bisschen frisches Kernobst dabei und eine Note Hefeteig. Auch auf der Zunge ist der frische Apfel angekommen, dazu die kühle Struktur und eine Note Zitrus. Der Alkohol ist besser eingebunden als am ersten Abend und so macht der Wein viel Spaß.

Der Steinsatz startet mit Kirschen in der Nase, dazu Nelken, etwas Zimt und Süßholz. Bleibt dabei aber kühl, elegant und auch ein bisschen distanziert. Auf der Zunge noch relativ viel Gerbstoff, dazwischen eine süße, zwischendurch fast künstliche Kirsche und gleichzeitig große Länge. Was dabei auf der Zunge liegen bleibt ist überhaupt nicht mehr künstlich, sondern würzig, herbe Kirschfrucht. Wirkt sehr jung und etwas unsortiert. Die Kühle bleibt dem Wein den ganzen Abend erhalten, die Eleganz auch. Er wird aber erdiger, würziger und gleichzeitig bindet sich der Gerbstoff besser ein und fühlt sich weicher an.

Mangels Platz hat die Flasche die Nacht außerhalb des Kühlschranks verbracht. Und auch einen Tag später macht der kernige Gerbstoff, der dem Wein viel Grip gibt, große Freude. Die am Anfang fast künstliche Kirsche ist verschwunden, dafür ist mehr Würze da, ein paar Backpflaumen und dunkle Beeren. Zu Pasta mit Speck, Chili und Tomaten kommt die Frucht voll raus. In der momentanen Phase ist der Wein ein großartiger Essensbegleiter, der aber auch nach dem Essen noch gut passt.

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