24.1.2021

Drei Flaschen Jörg Geiger

Wir trinken drei Flaschen alkoholfreien PriSecco von Jörg Geiger: Mirabellengold, Bio Rot und die Cuvee Nr. 11.

Vor zwei Wochen hatten wir schon drei alkoholfreie Alternativen in unseren Gläsern und das machen wir jetzt nochmal. Anstatt Tee als Basis sind es dieses mal allerdings Fruchtsäfte. Jörg Geiger stellt aus alten Sorten von den Streuobstwiesen vom Rand der schwäbischen Alb und allerhand Kräutern und anderen Säften eine große Anzahl an verschiedenen Sorten PriSecco her. Es gibt PriSeccos, die es das ganze Jahr gibt, und andere, die nur saisonal erhältlich sind. Gar nicht so einfach hier eine Auswahl zu treffen. Die Entscheidung dieses mal ist auf die Cuvée Nr. 11 aus unreifem Apfel und Eichenlaub, auf Mirabellengold mit Mirabelle und Zitronenverbene und Bio Rot aus Apfel, Aronia und Mädesüß gefallen. Alle Sorten entstehen aus der gleichen Philosophie heraus, bei der es sich Jörg Geiger zum Ziel gemacht hat die Kulturlandschaft der Streuobstwiesen mit ihren Sorten und ihrer typischen Vegetation zu erhalten. Spätestens bei einem Spaziergang durch die Wiesen direkt am Albtrauf versteht man auch, dass sich das lohnt und wie wichtig eine Erhaltung dieser Kulturlandschaft für die Region hier ist. Wie schon letztes Mal haben wir nicht alle Flaschen gleichzeitig offen gehabt, sondern über die letzten Tage verteilt nacheinander getrunken.

Wir starten mit Mirabellengold. Die Frucht in der Nase ist reif und gelb, man riecht den Apfelsaft und es erinnert an Zitronenmelisse. Das hatten wir beim Sparkling Tea mit Verbene schonmal und schieben das mal darauf, dass wir Verbene alleine noch nie probiert haben. Es passiert relativ viel in der Nase, auch wenn wir den laut Etikett enthaltenen Rosmarin und Estragon niemals identifiziert hätten. Im Mund ist der PriSecco saftig und klar. Die Säure ist vorhanden, aber es schmeckt doch schon ziemlich süß. Direkt nach oder zum Essen stört uns das aber nicht, alleine ist es ein Hauch zu viel.

Weiter geht es mit Bio Rot. Auch hier schmeckt und riecht man natürlich den hohen Anteil an Apfelsaft, aber dahinter ist dann richtig was geboten. Eine Mischung aus roten Beeren und Sauerkirsche. Erinnert an Waldmeisterwackelpudding, hat eine tolle Struktur und eine kräftige Säure. Wir schieben es auf die Aronia, dass hier viel mehr Tiefe vorhanden ist als bei der ersten Flasche. Herb, frisch, die Johannisbeere kommt dazu und alles hat eine erstaunliche Länge. Schmeckt wie eine sehr viel spannendere Variante einer Johannisbeerschorle. Es ist schwer die Nase aus dem Glas zu bekommen. Das macht uns richtig viel Spaß.

Zum Abschluss die Cuvée Nr 11. Apfelsaft, und damit natürlich auch der Geschmack nach Apfel, spielt in allen drei Flaschen eine wichtige Rolle, aber hier brilliert er richtig. Die Säure ist großartig und genau auf dem Punkt. Die Frucht ist super klar und super frisch. Dass da Eichenlaub drin ist schmecke ich jetzt nicht direkt heraus, aber ich kaue auch relativ Selten auf Eichenblättern. Vielleicht sollte man das mal ausprobieren. Was aber da ist, was man spürt, und was ich aufs Eichenlaub schiebe, ist eine herbe Würzigkeit, die ein tolles Gegengewicht zur Frucht bietet. Die 92 Gramm Zucker auf den Liter sind extrem gut verpackt. Hinten raus erinnert es sogar an Apfelkompott mit leichter Zimtnote und Kerngehäuse. Diese Kombination ist richtig gut.

Was es alles nicht ist, ist Sekt ohne Alkohol. Die Süße ist, insbesondere wenn die sonst getrunkenen Sprudler öfter ganz ohne Dosage auskommen, ein richtiger Balanceakt. Da muss man suchen, probieren und manche Sorten werden einem einfach zu süß sein. Kauft man dann halt nicht nochmal. Und natürlich kann das Mundgefühl, das Schäumen nicht im Ansatz mit vielen Jahren Flaschengärung mithalten. Muss es aber auch gar nicht. Um hier Spaß zu haben, muss man sich frei machen von diesen Vergleichen. Wenn man das schafft und es als das sieht, was es ist, nämlich ausgefallene Fruchtsaftkombinationen mit Blubber, also eine ganz eigene Kategorie von Getränk, dann, ja dann kann man hier wirklich tolle Entdeckungen machen.

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