28.2.2021

Zwei Flaschen Battenfeld-Spanier

Wir trinken vom Weingut Battenfeld-Spanier einen Weissburgunder Gutswein und einen Silvaner Leopold Ortswein aus 2018.

Im Wonnegau, gelegen ganz im Süden von Rheinhessen, macht Hans-Oliver Spanier seit 1991 auf ökologische Art und Weise Wein. Zusammen mit seiner Frau Carolin Spanier-Gillot ist er im Keller für die Weine von Battenfeld-Spanier und auch die von Kühling-Gillot verantwortlich. Obwohl der Riesling einen großen Teil des Sortiments und insbesondere der großen Weine beider Weingüter ausmacht, trinken wir dieses Mal ganz bewusst etwas anderes. Zumal gerade der Silvaner in Rheinhessen früher die wichtigste Rebsorte war und auch heute noch viel angebaut wird. Wir fangen unten in der Qualitätspyramide an und haben von Battenfeld-Spanier einen Weissburgunder Gutswein und einen grünen Sylvaner Leopold, Hohen-Sülzener Ortswein, in den Gläsern. Der Weissburgunder wird hauptsächlich im Stahl ausgebaut, der Silvaner im Stückfass. Die Trauben für beide Weine wurden 2018 geerntet.

Starten wir beim Weissburgunder. Fast ein bisschen karg liegt der da im Glas. Viel Frische, etwas Mango und Birne sind auch dabei in der Nase. Auf der Zunge ist er knackig, mineralische Struktur, etwas Zitrusbitter und was sofort auffällt, ist die Dichte und Festigkeit. Viel mehr als ich das von einem Gutswein Weissburgunder erwartet hätte. Fast ein bisschen ungewohnt.

Auch nach einer Nacht im Kühlschrank springt einen die Frucht nicht an. Trotzdem öffnet er sich ein bisschen, es ist mehr Birne da und jetzt auch florale Noten. Schön straff, mit viel Zug und einer feinen Frucht. Auf der einen Seite unkompliziert, easy-drinking Saufwein und trotzdem ernsthaft. Ein paar große Schlucke und zack ist das Glas leer. Das ist auf jeden Fall mal wieder ein Kandidat zum Mitbringen irgendwohin. Schmeckt garantiert den meisten Leuten, aber ich selber trink ihn auch gerne. Im Sommer auf dem Balkon dürfte er sich noch wohler fühlen als jetzt schon.

Der grüne Sylvaner Leopold, benannt nach einem Sohn des Winzerpaares, ist da viel intensiver. In der Nase hat man viel strukturreiches Kernobst, ein paar Kräuter und zwischendurch riecht der Wein ziemlich nach Natural. Dann aber auch wieder so gar nicht. Auf der Zunge ist er in jedem Fall eine Wucht. Enorm cremig und trotzdem frisch in der Säure. Die Kombination ist super und dabei wird er immer voller und voller und bleibt ewig liegen. Auch die Nase wird komplexer mit Luft und Zeit. Die Cremigkeit auf der Zunge ist dabei aber so charmant, dass man immer wieder einen Schluck trinken will. Dazu ein bisschen Kerngehäuse, etwas Gerbstoff und eben die Säure.

Über Nacht tut sich relativ wenig. Etwas Mirabelle in der Nase kommt dazu. Aber sonst bleibt er sich treu. Die Cremigkeit, die kräuterige Würze, das Mundgefühl, alles noch da. Alles noch toll. Er wirkt gereifter als der Weissburgunder, ist komplexer und hat auch deutlich mehr Länge. Nicht nur Franken kann Silvaner. Man versteht hier schon, warum Silvaner aus Rheinhessen mal so wichtig war und hofft ein kleines bisschen, dass er es wieder wird.

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