21.2.2021

Zwei Flaschen Cidrerie Du Vulcain

Wir trinken von der Cidrerie du Vulcain zwei Flaschen Cidre aus der Schweiz.

Ich hatte es schon im Januar angesprochen: Streuobstwiesen gehören hier zum Landschaftsbild und deshalb liegt es nahe, dass Produkte aus alten Apfel- oder Birnensorten eine besondere Faszination auf mich ausüben. Die Früchte für den Cidre, den wir dieses mal probieren kommen allerdings nicht vom Fuße der schwäbischen Alb sondern aus der Schweiz. Jacques Perritaz stellt im schweizer Jura rund um Fribourg seit 2006 aus eben diesen alten Sorten Schaumwein her. Die Früchte kommen alle aus ökologischer Landwirtschaft, alles wird spontan vergoren und geschwefelt wird nur bei der Abfüllung und auch da ist der Schwefelgehalt minimal. Die Früchte kommen von weniger als 200 Apfelbäumen, die Mengen sind also eher klein. Es geht darum die Eigenheiten der Sorten auch auf die Flasche zu bringen. Wir trinken zwei davon: einen Cidre de Fer, der extra-trocken aus der Sorte Bohnapfel hergestellt wird und einen Transparente, demi-sec, aus verschiedenen Apfelsorten, hauptsächlich aber Transparente de Croncels. Cidre hat dann zusätzlich ja noch immer die charmante Note mit um die 5% Alkohol auch in großen Schlücken entspannt getrunken werden zu können ohne Furcht vor dem nächsten Morgen.

Wir starten mit dem Transparente. Der hat einen leichten Stinker, wirkt kurz fast ein bisschen metallisch. Tatsächlich hat er aber nur einen Moment gebraucht und das verschwindet wieder. Trotzdem ist die Nase eher zurückhaltend und leise. Im Mund dagegen ist die Frucht voll da, klar und apfelig, dazu etwas Gerbstoff und Struktur. Das was hinten auf der Zunge liegen bleibt fühlt sich tatsächlich genau so an, als ob man gerade ein Stück Apfel runtergeschluckt hätte. Der Cidre hat dazu Zitrusnoten und Mandarinen und wird herber. Der Stinker will den ganzen Abend lang nicht verschwinden und so wollen Geschmack und Geruch nicht ganz zusammenpassen, aber das Spannungsfeld dazwischen ist irgendwie auch das, was den Transparente ausmacht.

Der du Fer riecht dagegen richtig nach Apfel. Das macht natürlich irgendwie Sinn für einen Cidre. Hier ist das aber zwischenzeitlich so sauber, so klar, dass es im Kopf das Aroma erzeugt, an das man denkt, wenn einem die Werbung einen glänzend roten, plank polierten Apfel verkaufen will. Alles wirkt viel heller, auch im Geschmack ist das so. Dazu ein bisschen Hefegebäck. Er ist apfelsaftiger, klarer, und irgendwie auch schneidiger als der Transparente. Das kommt sicher auch davon, dass er eindeutig trockener ist. Von Gegenüber grummelt es leise, dass das ja im Vergleich ziemlich langweilig sei. Darauf, dass diese Klarheit und dieser kleine Touch Mineralität aber doch ganz schön toll sind können wir uns dann doch einigen.

Über Nacht haben wir einen kleinen Rest in den Flaschen unter Sektverschluss im Kühlschrank geparkt. Der Kohlensäure ist das leider überhaupt nicht gut bekommen, dem Geschmack hat es aber keinen Abbruch getan. Trotzdem würde ich das nicht empfehlen, da der Blubber einen nicht unwesentlichen Anteil an der Großartigkeit dieser beiden Flaschen hat. Also einfach an einem Abend leeren. Und das sollte man in jedem Fall tun, wenn man eine Flasche davon in seine Hände bekommt.

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