21.3.2021

Benedikt Baltes - Klingenberg Spätburgunder 2016

Wir trinken von Benedikt Baltes einen Klingenberg Alte Reben Spätburgunder Ortswein aus 2016.

Von Benedikt Baltes hatten wir schon Portugieser im Glas, und auch da schon angemerkt, dass das eigentlich ein ziemlicher Ausreißer im Feld seiner Weine ist. Es war also damals schon klar, dass unbedingt noch ein Spätburgunder aus seiner Hand auf dem Blog landen muss. Die Flasche heute kommt noch aus seinem ehemaligen Weingut in Klingenberg in Churfranken. Wir trinken einen Klingenberger Ortswein für den die Trauben 2016 geerntet wurden. Dass er dort keinen Wein mehr macht, das Weingut verkauft hat, und jetzt an der Ahr zusammen mit Julia Bertram werkelt, hatte ich schon bei der Verkostung der letzten Flaschen Handwerk vor der Weiterentwicklung in Richtung Bertram-Baltes erwähnt. Und auch wenn diese Flasche oder genauer dieser Wein in dieser Lagen-Winzer-Kombination so nicht mehr auf die Flasche kommen wird, so existieren sowohl die Lage als auch der Winzer weiter und kaufen kann man den Wein auch noch. Benedikt Baltes geht schonend mit der Natur um, die Reben stehen zum großen Teil in steilen Terrassen mit Blick auf den Main, es wird von Hand gelesen, im Holz ausgebaut und ohne Filtration oder Schönung gefüllt. Mit 2016 ist der Ortswein noch ziemlich jung, was ein Grund ist, warum er über drei Abende probiert wird. Ich finde, dass man so ein schöneres Bild von der Entwicklung im Glas, aber auch vom Potential in die Zukunft bekommt.

Und der Wein bestätigt diese Annahme sofort. Er startet ziemlich zurückhaltend und verschlossen. Kellerkalt, direkt nach dem Ziehen des Korkens kommt da fast gar nichts aus dem Glas. Leichte Erde und eine Idee Kirsche sind alles, was ich rieche. Mit Temperatur kommt er aber in Fahrt. Im Mund ist der Wein ziemlich dicht, hat eine schöne Frische und Würzigkeit. Dazu kommt durchaus merklich Gerbstoff. Aber auch auf der Zunge hat man das Gefühl, dass der Wein noch nicht ganz da ist. Wie gesagt, der Wein bestätigt, dass die drei angepeilten Abende zum Verkosten eine ziemlich gute Idee sind.

Mit einer Nacht mehr Zeit wirkt er dann viel offener, viel voller in der Nase. Die Grundidee im Aroma mit Kirsche und Erde bleibt erhalten, aber erstens ist es viel intensiver geworden und zweitens ist da jetzt noch mehr. Da sind Noten von Menthol, irgendwie auch floral im Duft. Am Gaumen ist er kantiger, mit mehr Profil und mehr Zug an den Backen. Er hat deutlich an Länge gewonnen und an Tiefe. Mit noch mehr Luft und vor allem Temperatur wird er immer weicher, etwas wärmer in der Aromatik und noch komplexer.

Noch einen Tag später sind da balsamische Noten in der Nase, etwas Schokolade und weiter die Kirsche. Das Florale ist wieder verschwunden und die Erdigkeit ganz sanft in den Hintergrund gerückt. Der Gerbstoff ist samtiger geworden, charmanter und viel, viel weicher als an den ersten beiden Abenden. Trotzdem hat er noch Kante und Frische und würde garantiert auch drei weitere Abende im Glas eine gute Figur machen. Mir ist nur nicht ganz klar, wie das funktionieren soll. Magnum vielleicht. Besser Doppelmagnum. Oder alternativ der Mittrinkerin die Menge kürzen. Alles nicht mehr möglich, deshalb ist die Flasche jetzt leer und wir sehr glücklich.

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