11.4.2021

Pithon-Paillé - Pierrebise 2015

Wir trinken von der Loire einen Chenin Blanc Pierrebise aus 2015 vom Weingut Pithon-Paillé.

Im Gegensatz zum Anbaugebiet der letzten Woche findet die Loire auf der inneren Weintrinkerlandkarte durchaus statt, aber irgendwie habe ich nie angefangen mich mehr damit zu beschäftigen. Und so kommt es, dass bisher ziemlich wenig Wein im Blog aus Trauben von der Loire gekeltert wurde und Chenin Blanc ist bisher überhaupt noch nicht hier aufgetaucht. Mit über 70.000 Hektar Rebfläche auf über 1000 Kilometern hat man an der Loire immerhin den Vorteil voll und ganz auf Entdeckungstour gehen zu können. Und wie immer beim Wein ist die naheliegendste Art und Weise der Annäherung Learning by Drinking. Dieses mal sind wir im Anjou bei der Domain Pithon-Paillé gelandet und wie schon angesprochen beim Chenin Blanc. Ähnlich wie beim Riesling kann man aus Chenin Blanc vom Schaumwein bis zum Süßwein alles keltern. Die Domaine Pithon-Paillé setzt auf ökologischen Weinbau mit viel Handarbeit, wenig Eingriff und Zeit. Es wird wenig mit Schwefel gearbeitet und alles spontan vergoren. Das ist bei den Weinen, die ich hier beschreibe ja fast immer so, aber ich sage es trotzdem immer wieder gerne dazu. Der Pierrebise, den wir dieses mal im Glas haben ist Demi-Sec, also mit ein bisschen Restsüße ausgestattet. Der Wein liegt erst ein Jahr im Holzfass und dann nochmal 6 Monate im Tank bevor er auf die Flaschen kommt und da wir Jahrgang 2015 trinken haben sich auch noch ein paar wenige Jahre Flaschenreife angesammelt.

Direkt nach dem Ziehen des Korkens passiert erstmal relativ wenig. Etwas flüchtige Säure, ein bisschen Klebstoff und dazu ein ganz kleines bisschen Frucht im Hintergrund. Das Flüchtige schafft beim ersten Schluck auch den Sprung auf die Zunge, verschwindet dann aber. Schon in den ersten Momenten wird der Wein mit Luft würziger und voller und bekommt auf der Zunge eine ganz tolle Kräuterigkeit. Der Restzucker hilft dabei bei der Balance und bleibt mit den Kräutern noch lange zurück. Der größte Teil der leicht stechenden Säure lüftet sich ziemlich schnell weg und wird ersetzt durch mehr Frucht. Alles ist ein bisschen diffus und im Fluss, Birnen vielleicht und anderes Kernobst. Auf der Zunge hat man jetzt etwas Cremigkeit, dann aber auch Zitrus und hinten raus wird die Kräuterwürze immer intensiver, die dann am Gaumen einfach kleben bleibt. Die Süße ist perfekt eingebunden und rundet alles ab. Da ist schon am ersten Abend ordentlich was geboten.

Über Nacht wird der Wein schmelzig. Sowohl in der Nase als auch auf der Zunge. Das Kernobst wird noch intensiver und klarer. Apfel, Birne, etwas Exotisches ist auch dabei und Quitten. Das Mundgefühl hat ebenfalls nochmal gewonnen und das war ja direkt nach dem Aufmachen schon ziemlich beeindruckend. Cremig, schmelzig, würzig, alles da. Vorne auf den Lippen salzig, mitten drin ist Honigsüße, etwas Aprikose, dann kommt Zug aus der Säure und hinten raus die Würze. Komplex, rund, balanciert, alles da. Und dazu kommt als spannende Kante noch die Note Klebstoff, ein Hauch Essig und ein bisschen Holz. Wir haben ein bisschen gebraucht, der Wein und ich, aber irgendwann hat es dann gepasst und, ohne mich wiederholen zu wollen, ist diese Mischung aus Frucht, Cremigkeit, Würze, feiner Süße, Struktur, Kraft und Balance einfach toll. Ich muss wohl mehr Loire trinken.

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