27.6.2021

Manincor - Rubatsch 2017

Wir trinken von Manincor aus Südtirol einen Rubatsch 2017.

Die Weinwelt ist groß und ich kratze hier gerade einmal an der Oberfläche. Das ist mir jetzt erst wieder bewusst geworden, nachdem mir aufgefallen ist, dass hier bisher keine einzige Flasche Wein aus Italien aufgetaucht ist. Dabei ist Italien nun nicht wirklich exotisch, sondern eine der wichtigsten Weinbaunationen in Europa und für Deutschland das mengenmäßig größte Herkunftsland für Weinimporte. Es ist wohl so, dass der Massenproduktionsprossecco oder der Lieferdienstprimitivo nicht das bieten, wonach ich im Wein suche, aber in der gigantischen Menge an italienischen Weinen gibt es mehr als genug spannende Flaschen. Zeit also, dass wir das angehen. Wir starten in Südtirol. In Südtirol werden etwa zwei Drittel der Rebflächen von Genossenschaften bearbeitet. Im Gegensatz zu etwa Württemberg genießen diese dort aber einen viel besseren Ruf und viele große Weine werden genossenschaftlich erzeugt. Auch das Weingut Manincor hat früher Trauben an die Genossenschaft geliefert. Erst seit 1996 werden die Weine im eigenen Keller ausgebaut. Die Trauben für den Rubatsch, den wir dieses mal im Glas haben, kommen zu etwa zwei Dritteln aus Rubatsch Terlan, nordwestlich von Bozen gelegen, und zu einem Drittel aus der Lage Seehof in Kaltern, südlich von Bozen am Kalterer See gelegen. Der Wein wird komplett aus Lagrein gekeltert, einer autochthonen, also dort lokal heimischen, Rebsorte. Die Weinberge werden ökologisch bewirtschaftet, die Trauben spontan im Holzbottich vergoren und dann im Barrique mit einem kleinen Anteil an neuen Fässern ausgebaut.

Wir probieren wie immer einen Schluck direkt nach dem Ziehen des Korkens. Viel Kirsche strömt aus dem Glas, tiefrot, reif, dazu etwas Balsaholz und Lakritz. Im Hintergrund haben wir Cranberries und eine Idee Lavendel. Viel Frische, die sich nicht nur in der Nase sondern auch auf der Zunge findet. Der Gerbstoff ist fein, die Säure lebendig und auch die Beerenfrucht kommt voll durch. Zwischenzeitlich so sehr, dass der Wein fast süßlich wirkt. Schon der erste Schluck wird im Glas immer intensiver. Das setzt sich über den Abend hinweg fort. Es kommt Vanille dazu und im Mund gewinnt er deutlich an Struktur und im Duft an Dichte.

Die Kirsche bleibt über Nacht, aber ein großer Teil der Frucht geht jetzt eher ins Blaue oder Violette. Der Wein ist harmonischer geworden und wirkt jetzt rund und balanciert. Die 14 Prozent Alkohol sind perfekt eingebunden und fallen überhaupt nicht auf, die Nase wird von feiner Würze getragen, dazu die Frucht und das Süßholz. Wie schon am ersten Abend gewinnt der Wein auch weiterhin mit Luft im Glas stark dazu und verdichtet sich in seiner Aromatik. Wir hatten uns gegen eine Karaffe entschieden und den Wein in der Flasche belassen. Wir haben Spaß, das war also kein Fehler, aber die Entwicklung im Glas deutet an, dass der Lagrein zum Einen die nächsten Jahre noch deutliche Schritte nach vorne machen dürfte und zum Anderen eine Karaffe dabei helfen könnte die Entwicklung nicht nur im Glas sondern schon vor dem Einschenken ins Glas anzustoßen. Ganz unabhängig davon gefällt der Rubatsch zu gut, was die Verkostungsreise hier beendet, auch wenn eine weitere Nacht Zeit sicher nochmal eine Entwicklung gebracht hätte. Wie gesagt, macht nichts, denn wir hatten viel Spaß damit.

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