8.8.2021

Christmann - Neustadt V. 2018

Wir trinken aus der Pfalz einen Riesling Neustadt V vom Weingut Christmann aus dem Jahr 2018.

Was machen eigentlich große Lagen bevor sie große Lagen werden. Oder sind sie vielleicht schon immer groß gewesen und es hat nur niemand das entsprechende Label dran geklebt. Ein Versuch eines Einblicks könnte der Wein heute sein. Im Jahr 2018 haben die beiden pfälzer Weingüter Müller-Catoir und Christmann acht Hektar alte Weinberge von der Gemeinde Neustadt gepachtet. Dort wurden Rieslingflächen übernommen und zusätzlich Spätburgunder und weiterer Riesling neu angepflanzt. Im Jahr 2019 wurden dann drei Gewanne aus der bestehenden Lage Neustadter Mönchgarten herausgelöst und unter der neuen Lage Neustadter Vogelsang zusammengeführt. Die Lagen sind mit etwa 240 Metern über dem Meeresspiegel in der Region unter den Höchsten und die Reben stehen auf sehr altem Kalkboden. Mit dem Jahrgang 2020 werden jetzt tatsächlich die ersten Weine als Große Gewächse in den Verkauf gebracht werden. Man will damit an vergangene Zeiten anschließen, sind doch die ersten Erwähnungen der Lagen Vogelsang bereits im 13. und 14. Jahrhundert zu finden. Da beim VDP Große Gewächse frühestens im September auf den Markt kommen dürfen können wir aber natürlich keine Flasche aus 2020 im Glas haben. Wir trinken statt dessen einen Neustadt V aus 2018 von Christmann. Der Wein ist als Ortswein gefüllt und stammt von den übernommenen Rieslingreben, die sofort wie alle anderen Reben bei Christmann biologisch bewirtschaftet wurden, sich aber damit noch in Umstellung befanden zu dem Zeitpunkt. Schauen wir mal wie das schmeckt, so ein Wein aus einer frisch gebackenen, aber noch nicht ganz vorhandenen großen Lage.

Der Neugier geschuldet landet der erste Schluck einen guten Tick zu warm im Glas. Das trägt sicher auch ein bisschen zur intensiven Nase bei. Die Frucht ist gelb, dazu kommt viel Mineralik und Feuerstein. Sehr intensiv und dicht im Duft. Auf der Zunge kommt gerade vor allem Struktur an. Etwas Kernobst dazu, aber es dominiert die Struktur auf der Zungenmitte. Der Riesling hat Zug und eine kräftige Säure. Insgesamt ist die Aromatik eher dunkler und mit viel Kraft ausgestattet. Während die Struktur am Gaumen klebt verändert sich die Nase und wird feiner und bekommt einen Hauch Cremigkeit.

Später und besser temperiert hält sich die Frucht in der Nase. Etwas exotik, Zitrusfrucht, Mirabelle, eher reif. Also das Obst, nicht der Wein. In der Reife der Frucht spürt man auch das warme, trockene Jahr. Trotzdem ist das ganz und gar kein fetter Wein, der mit seinen 12% und der saftigen, knackigen Säure zum richtigen Zeitpunkt in den Keller kam. Die Mineralik geht etwas zurück und der Wein wird insgesamt etwas weicher und runder. Es war gar nicht schlimm, dass der erste Schluck so warm ins Glas kam, weil auch jetzt profitiert der Riesling wieder deutlich von ein paar Grad mehr im Glas. Er wird kraftvoller dadurch und ich finde, dass ihm das gut steht.

Nach einer Nacht im Kühlschrank geht die Frucht deutlicher in Richtung Kernobst. Äpfel, Birnen und ein bisschen Aceton. Auf der Zunge ist weiter ordentlich Zug. Die Säure ist kräftig, die Struktur auch. Das ist Riesling auf dem man rumkauen kann und das brauch ich nicht bei jeder Flasche Wein, aber wenn ich Lust drauf habe, dann liebe ich das sehr. Die mundwässernde Saftigkeit behält er sich auch heute.

Ich behaupte, dass man die große Lage schmeckt und da auf jeden Fall ganz viel Potential im Weinberg steckt. Ich denke auch, dass im Wein noch Potential für einige Jahre mehr Reife steckt und für die um die 20 Euro, die der Wein gekostet hat, hat man unglaublich viel Riesling im Glas. Es wird spannend zu sehen, was die nächsten Jahre, dann als Vogelsang, hier auf die Flaschen kommt.

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