21.11.2021

Zwei Flaschen Stettener Mönchberg

Wir trinken vom Weingut Karl Haidle mit dem Lemberger Berge und Gehrnhalde zwei Weine aus verschiedenen Gewannen des Stettener Mönchbergs.

Lemberger und Württemberg das gehört zusammen. Für mich ist das Lemberger GG der VDP Betriebe in Württemberg auch das eigentliche Aushängeschild des Weinguts. Sicher, die Winzer machen auch großartige Rieslinge oder Spätburgunder, aber der Lemberger ist im Vergleich zu anderen Anbaugebieten dann doch nochmal etwas Besonderes. Im Jahr 2015 waren von etwa 1850 Hektar Lemberger in Deutschland knapp 1700 Hektar in Württemberg. Das ist ein beachtlicher Anteil. Die Reben für die heutigen beiden Weine stehen im Remstal. Genauer in der Lage Stettener Mönchberg. Früher wurden die Trauben aus den beiden Gewannen Berge und Gehrnhalde zwar schon getrennt ausgebaut, aber gemeinsam abgefüllt. Inzwischen ist das anders. Das Gewann Berge liegt im Süden von Stetten und zeigt auch komplett in Richtung Süden. Hier stehen die Reben auf Mergel und Kieselsandstein. Die Gehrnhalde dagegen liegt eher im Westen von Stetten, hat eine Ostausrichtung und die Reben stehen hier auf Schilfsandstein. Beide Weine werden im Weingut Karl Haidle spontan vergoren und dann erst im kleinen und dann im großen Holzfass auf der Feinhefe ausgebaut. Beide Weine sind aus dem Jahr 2016.

Wir starten mit der Flasche Berge. Die Frucht ist toll und intensiv, da ist Blaubeere, Kirsche, etwas Zimt und Dörrobst. Sehr elegant mit etwas Holz und noch mehr Gewürz dahinter. Auch auf der Zunge ist der Wein sehr saftig, frisch aber noch mit viel Zug und Kraft im Tannin. Etwas Zeit in der offenen Flasche oder eine Karaffe kann nicht schaden.

Auch einen Tag später ist die Frucht noch immer wunderschön. Sie wirkt zwar etwas gedeckter, aber in Verbindung mit den Gewürzen, etwas Marzipan, Sauerkirschen und der Holznote macht das viel Spaß. Dem Tannin hat wie erwartet der Luftkontakt gut getan. Das hat zwar immer noch Kraft, wirkt jetzt aber doch eine gute Portion zugänglicher. Der Wein trinkt sich sehr schön so.

Der Wein aus dem Gewann Gehrnhalde hat zwar auch eine schöne Frucht, die wirkt aber deutlich würziger. Da ist mehr Erde, etwas ätherisches Öl und Butterkaramell. Im direkten Vergleich würde ich sagen, dass er ernster wirkt, vielleicht sogar ein bisschen sperriger im ersten Moment. Und auch auf der Zunge kommt nicht ganz so viel Frucht an wie beim Berge. Die Säure gibt Frische, er wirkt sowieso eher kühl, deutlich kühler als der Berge, hat ordentlich Länge und auch einen kräftigen Grip aus dem Gerbstoff.

Mit mehr Luft entwickeln sich die beiden Weine dann auch deutlich unterschiedlich. Der Gehrnhalde wirkt nach der Nacht noch herber. Die Frucht ist ganz dunkel, da ist Menthol, das jetzt auch auf die Zunge kommt. Dazu etwas Nelke, kühle Hagebutte und da ist auch weiterhin das Gefühl, dass der Wein etwas distanzierter ist, etwas mehr Aufmerksamkeit will. Vielleicht ist das aber auch nur im direkten Vergleich zum gerade unglaublich charmanten Berge so.

Bei beiden Weinen habe ich das Gefühl, dass da noch viele Jahre Potential in der Flasche stecken. Die Frische ist toll, die Frucht sowieso und bei beiden gibt es auf ihre eigene Art viel zu entdecken.

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