19.12.2021

Gut Oggau - Brutal 2019

Wir trinken aus Österreich vom Gut Oggau eine Flasche Brutal Rosé 2019.

Noch ein Jahr mit dem Virus neigt sich dem Ende zu. Brutal trifft es da ganz gut als Bezeichnung. Deshalb beenden wir hier im Blog das Jahr mit zwei Wochen brutalen Weinen. Das sind nicht die ersten Flaschen Brutal hier und immer war der Inhalt der Flaschen außergewöhnlich. Rösler als Rebsorte hatte ich weder auf dem Schirm noch jemals getrunken oder überhaupt bewusst wahr genommen, dass es diese Rebsorte gibt. Die Sorte ist relativ neu und zählt zu den PIWIs, ist also unempfindlich gegen Pilzkrankheiten. Wikipedia ist sich, zumindest zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels, nicht einig, wann sie gezüchtet wurde: In der Infobox steht 1970, im Text 1960. Aber was sind schon 10 Jahre im Vergleich zu anderen Rebsorten die seit vielen, vielen Jahren angebaut werden. Das passt zum Weingut, das ebenfalls noch gar nicht so lange in der Hand von Stephanie und Eduard Tscheppe-Eselböck liegt. Erst 2007 haben die beiden das Weingut übernommen und trotzdem dürfte vielen Weintrinkern eines der charakteristischen Etiketten mit den Gesichtern schonmal über den Weg gelaufen sein. Auf dem Weingut im Burgenland wird auf 20 Hektar ökologisch gewirtschaftet. Der Brutal hat etwas Maischestandzeit, wird dann im großen Holzfass ausgebaut und anschließend natürlich ohne Schwefel oder sonstigen Schnickschnack abgefüllt.

Seine Art verleugnet der Wein natürlich nicht und startet ziemlich funky in der Nase. Intensiver Duft, etwas Laktik und man kann die Struktur schon riechen. Dazu kommen rote Beeren, die aber nicht in Richtung Rosé-Frucht gehen sondern die ich eigentlich eher in die Rotwein-Schublade stecken würde. Der erste Schluck hat direkt ordentlich Zug aus einer knackigen Säure, die sich auf der Zunge breit macht. Dann folgt etwas Gerbstoff, roter Früchtetee und etwas, das an Süße erinnert. Direkt ein Spaßwein.

Mit mehr Luft wird der Brutal immer wilder. Manche würden wohl sagen, dass der ganz schön stinkt so wie er jetzt ist, wir findens aber gut. Kategorie “Muss man mögen”, aber wenn mans mag, dann ist es großartig. Dazu kommen Kräuter, etwas Salmiak und milchsaure Gärung. Im Geschmack ändert sich dafür gar nicht so viel. Da wirkt er weiter ziemlich sauber mit knallender Säure. Das bisschen Gerbstoff gibt genau die richtige Menge Grip dazu und irgendwie schlürft sich das so weg, während man auf der Suche ist nach der richtigen Zuordnung dessen was man da eigentlich schmeckt. Wie gesagt, ich kann verstehen, dass man hier die Nase rümpft, aber gleichzeitig muss man dem Wein doch zugestehen, dass er schon ziemlich lebendig riecht.

Über Nacht wandelt sich das Wilde in mehr Würze. Der Wein ist immer noch deutlich naturweinig und hat auch die typischen Apfelschalen, die etwas zu lange an der Luft gelegen sind, aber die Saftigkeit, die Frische und die Frucht sind auch einfach schön. Der Gerbstoff hat mir persönlich am ersten Abend besser gefallen, dem Trinkfluss schadet das aber nicht und mit mehr Luft integriert dieser sich auch wieder brav in den restlichen Wein. Gutes Zeug.

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