2.1.2022

Andreas Durst - Pinot Noir S 2016

Wir starten ins Jahr 2022 mit einer Flasche Pinot Noir S 2016 von Andreas Durst.

Ich spare mir diverse Wortspiele zu Durst jetzt einfach. Es ist aber schon eine Weile her, dass wir Weine von Andreas Durst im Glas hatten im Blog und da dachte ich, dass der Spätburgunder eigentlich ein schöner Start ins Jahr sein könnte. Außerdem passt er mit Jahrgang 2016 schön in die Reihe mit Riesling aus 2014 und Portugieser aus 2015. Da muss der Nächste dann wohl ein 2017er werden. Aber erstmal soll es um den Pinot Noir S gehen. Andreas Durst macht zwei verschiedene Ausführungen dieses Pinot Noir. Einmal mit einem kleinen bisschen zugesetzten Schwefel und einmal ohne zugesetzten Schwefel. Das S verrät, dass wir die Version mit Schwefel im Glas haben. Schwefeln macht den Wein stabiler und verhindert ungewollte mikrobielle Prozesse. Dass es, entsprechende Trauben vorausgesetzt, möglich ist stabilen Wein auch ohne zugesetzten Schwefel auf die Flaschen zu füllen zeigt ja schon die Tatsache, dass es diesen Wein auch ohne S gibt und zahllose andere Weine tun das auch. Der Diskussion aber nach der reinen Lehre des Naturweins, die je nach Diskutierendem gerne auch mal ins Ideologische abgleitet, kann ich aber wenig abgewinnen. Mangels Vergleichsflasche ohne das S bliebe das bei genau diesem Wein jetzt ohnehin Spekulation, was denn nun besser ist und wer weiß, vielleicht folgt ja irgendwann eine Notiz zu einem anderen Jahrgang und dann ohne S.

Direkt nach dem Ziehen des Korkens dieser Flasche begrüßt einen erstmal ganz viel Kirsche. Das währt aber nur ganz kurz. Fast so als wäre der Wein vom Öffnen überrascht worden wird er schnell ruppig in der Nase, sperrig und fast ein bisschen alkoholisch. Da ist etwas Leder, Tonkabohne, Rauch und es riecht als würde man auf etwas Holzigen kauen. Spannend. Auf der Zunge ist das sehr ähnlich. Es startet super fein, frisch und wird dann vor Allem hinten raus ziemlich sperrig. Der Wein wehrt sich. Abhilfe sollen ein großes Glas und Zeit zum Atmen bringen und viel Schwenken in eben diesem Glas geben Hoffnung, dass das auch klappen könnte. Die Frucht kommt wieder, wird komplexer und auch die Würze verändert sich. Das könnte richtig gut werden.

Der Wein wirkt dann auch deutlich weicher am nächsten Tag. Fein, elegant und noch etwas leiser als er sowieso schon war. Ich finde es so ziemlich schwer einzelne Aromen zu greifen. Frucht hat er und Würze hat er und etwas Erdiges ist da auch. Alles ist ausgewogen, nichts schreit laut hier, aber bei den Durst Weinen hat sowieso noch nie was laut aus dem Glas geschrien. Die beerige Frucht auf der Zungenmitte ist wunderschön und die Mischung aus Frische und leicht feuchtem Waldboden ist großartig. Da sind Kräuter, etwas Ätherisches, Lavendel vielleicht und Balsamessig. Wie gesagt, der Wein ist komplex und voller Feinheit. Die Sperrigkeit ist deutlich zurückgegangen und nur noch ganz hinten auf der Zunge kratzt es ein bisschen bevor er dann unverschämt lange einfach im Mund liegen bleibt.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich blitzverliebt war in einen deutschen Spätburgunder und jetzt passiert das schon wieder. Aber dagegen wehren will ich mich nun wirklich auch nicht. Dafür ist das auch einfach zu schön. Wenn der Wein ein Indikator ist, dann kann 2022 nur gut werden.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus