27.2.2022

De Moor - Aligoté 2019

Wir trinken dieses mal eine Flasche Aligoté 2019 aus dem Burgund von Alice und Olivier De Moor.

Es ist eine beschissene Zeit um über Wein zu schreiben. Erst die Pandemie und jetzt ein Krieg in Europa. Ich habe überlegt, ob ich heute überhaupt schreiben will. Aber zwischen Nachrichten und Doomscrolling tut die Schreiberei als Stütze der Gewohnheit und Ablenkung gut. Deshalb schreibe ich jetzt. Trotz der beschissenen Zeit und im Wissen, dass die Flasche Wein und das was ich darüber schreibe im Prinzip völlig egal ist. Im Wissen, dass fast alles Andere wichtiger ist. Das war immer schon so und gilt jetzt gerade noch ein bisschen mehr.

Im Glas ist heute ein Wein, den ich schon länger mal aufmachen wollte. Alice und Olivier de Moor machen Weine auf etwa 7 Hektar im Burgund. Die Beiden arbeiten seit 2005 ökologisch und versuchen durch gute Vorarbeit auch im Keller möglichst wenig eingreifen zu müssen. Es wird nicht geschönt, nicht gefiltert oder behandelt und möglichst wenig Schwefel zugesetzt. Wir probieren heute eine Flasche Aligoté aus ihrer eigenen Weinlinie. Außerdem haben sie noch eine spannende Linie an Weinen aus zugekauften Trauben, auch aus Trauben, die nicht im Burgund gewachsen sind, die vielleicht ein anderes mal hier im Rampenlicht stehen darf. Aligoté spielt im Burgund bei den Weißweinen relativ eindeutig die zweite Geige hinter dem Chardonnay. Sowohl was die angebaute Fläche als auch den Ruf der Qualität angeht. Schauen wir mal.

Der Wein wirkt cremig, fast süß in der Nase. Da ist Honigmelone, etwas Birne und Exotik. Im Mund dagegen wirkt er komplett anders. Super straight, mineralisch, salzig und mit einer tollen Säure. Erinnert an Ananas und ist super frisch. Man merkt hier gerade die doch eher üppigen 13,5% Alkohol überhaupt nicht.

Einen Tag später ist deutlich mehr Kernobst als Exotik in der Nase. Apfel, Birne und eine jetzt dezenter wirkende Cremigkeit. Dazu kommt Kräuterwürze. Im Mund ist der Wein noch salziger geworden und die Säure packt weiter ordentlich zu. Für uns nochmal ein richtiger Gewinn über Nacht. Der Aligoté ist frisch mit viel Zug und dann bleibt der Geschmack von saurem, knackigem Apfel noch lange auf der Zunge zurück. Mehr Luft fördert eine leicht oxidative Note in der Nase und die Cremigkeit kommt wieder mehr hervor und wenn er wärmer wird, dann merkt man ihm den Alkohol auch ein bisschen an. Abbruch tut das dem Erlebnis aber keinen. Ein toller Wein.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus