6.3.2022

Heid - Fellbacher Goldberg

Wir trinken vom Weingut Heid zwei Flaschen Lemberger aus dem Fellbacher Goldberg von 2017 und 2018.

Lemberger von hier ist immer irgendwie Balsam für die Seele und Balsam für die Seele kann zur Zeit eigentlich nicht genug vorhanden sein. Markus Heid macht in zehnter Generation Wein. Er hat den elterlichen Mischbetrieb zum reinen Weingut umgebaut und schon 2007 auf biologischen Weinbau umgestellt und ist 2013 in den VDP aufgenommen worden. Auf den etwa 11 Hektar des Weinguts dominieren die roten Rebsorten die Anbaufläche. Der Fellbacher Goldberg, aus dem die Trauben der beiden Lemberger heute kommen, ist als Erste Lage klassifiziert. Wer sich auf der Weingutshomepage allerdings über die Lage informieren will wird zum Zeitpunkt des Schreibens diesen Artikels allerdings noch von einem Fülltext begrüßt. Die Lage verteilt sich auf mehrere, nicht zusammenhängende Weinberge im Süden von Fellbach in der Nähe von Stuttgart. Die Lemberger sind aus den Jahren 2017 und 2018 und wurden im gebrauchten Barrique ausgebaut. Bevor wir zu den Weinen kommen muss ich aber noch kurz über die Korken meckern. Der Korken vom 2018er war teilweise hohl und lies sich zusammendrücken und auch der 2017er hat keinen stabilen Eindruck gemacht. Jetzt aber zu den Weinen.

Der 2017er riecht direkt nach dem Aufmachen nach etwas reifer Kirsche, Dörrpflaumen, etwas Rauch und Leder und eine Note Bleistift. Auf der Zunge gibt genug Säure viel Frische und Saftigkeit und auch hier kommt die Frucht an. Gefällt uns gut.

Mit einem Tag Luft wirkt die Frucht etwas süßer in der Nase und wird ein bisschen dezenter. Da ist weiter das Leder und die Würze und jetzt kommen auch ätherische Noten, die an Eukalyptus erinnern. Der Gerbstoff zur Saftigkeit harmoniert perfekt. Das ist ein perfekter Essensbegleiter zur fast immer funktionierenden Kombination Lemberger und schwäbischer Zwiebelrostbraten.

Der 2018er wirkt beeriger in der Frucht. Insgesamt ist er etwas süßer in der Nase und auch ein bisschen dunkler. Da sind Zwetschgenstreusel und Zimt. Auf der Zunge kommt weniger Säure an. Er wirkt voller, hat aber auch mehr und ruppigeres Tannin. Man merkt ihm im direkten Vergleich das wärmere Jahr 2018 durchaus ein bisschen an.

Und auch einen Tag später ist er der intensivere, reifere und wärmere Wein in der Nase. Dabei ist er nicht fett oder marmeladig, ganz und gar nicht, aber wenn im einen Glas 2017 ist und im anderen 2018, dann ist da durchaus ein deutlicher Unterschied. Über Nacht ist auch der Gerbstoff etwas weicher geworden. Das eine Jahr mehr an Reife kann er dabei natürlich nicht aufholen. Das ist aber auch gar nicht schlimm weil gerade zur intensiveren Frucht das Mehr an Gerbstoff eigentlich super passt.

Beide Weine halten sich ganz locker in einen dritten Abend und ich mag mich gar nicht zwischen den Beiden entscheiden müssen. Für deutlich unter 15 Euro ist in beiden Flaschen sehr viel Rotwein fürs Geld. Die Entwicklung über die drei Abende zeigt, dass er auch im Keller noch einige Zeit reifen dürfte. Und wenn der Korken ein Schraubverschluss wäre, dann könnte er das auch ohne darauf hoffen zu müssen, dass meine Stichprobe hier ein Ausreißer war. Weil bei allem Gemecker über das Stück Rinde in der Flasche gefällt uns der restliche Inhalt wirklich gut.

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