17.4.2022

Forgeurac - Walis 2017

Wir legen doch nochmal eine Woche Baden oben drauf und trinken vom Weingut Forgeurac einen Spätburgunder Walis aus 2017.

Eigentlich war die Idee nach vier Wochen badischen Weinen auch mal wieder was Anderes zu trinken. Im Keller hat mich die Flasche hier dann aber so angelacht, dass ich einfach noch eine Woche Baden dran hänge. Wenn man zwei Schritte zurück macht und die Augen ein bisschen zusammen kneift, dann merkt man am Etikett vielleicht auch gar nicht, dass es überhaupt ein anderer Wein ist im Vergleich zur letzten Woche. Ja, die Ecken sind hier rund und die Schriftart ist ein bisschen ausgefallener und der Kasten besteht aus drei statt zwei Strichen, aber wie gesagt, ein paar Schritte zurück und die Augen ein bisschen kneifen und man denkt man sieht doppelt. Und das ganz ohne getrunken zu haben. Rot ist ist es aber dieses mal. Spätburgunder um genau zu sein. Der Wein heißt Walis, das Weingut Forgeurac und geernet wurde 2017. Der Weinberg für den Walis ist nicht etwa in der Schweiz, sondern ganz im Süden von Baden in der Nähe von Efringen-Kirchen. Die Reben stehen dort auf Jurakalk. Die Trauben werden spontan vergoren, der Wein im gebrauchten Holz ausgebaut und ohne Filtern oder Schönen mit nur minimal Schwefel auf die Flasche gebracht. Und zum Abschluss kommt dann noch eine der zähesten Wachsabdichtungen oben drauf, die ich seit Langem hatte. Normal drehe ich den Korkenzieher durch und ziehe einfach und das Wachs bröckelt dann mehr oder weniger spröde ab. Nicht so hier. Diese Kapsel hat mich fast das Kellnermesser gekostet. Nicht der beste Start.

Jetzt aber zum Wein. Mir gefällt das leicht schmutzige Rot. In der Nase fängt der Wein eher leise an. Da ist Flieder, etwas Kirsche und Holz und Vanille. Auf der Zunge gibt die Säure ordentlich Frische dazu. Im ersten Moment wird der Wein komplett davon getragen. Wenn sie dann zurück geht bleiben reife, aber leicht matschige Beeren und ein ganz samtiger Gerbstoff zurück. Im Duft kommen jetzt Zwetschgen und Gewürze dazu. Der Wein ist elegant und fein, wird aber gleichzeitig schon jetzt mit Luft immer intensiver in der Nase.

Später am Abend rückt die Kirsche als Frucht wieder mehr in den Vordergrund. Dazu weiter der Flieder und ätherische Noten, die ein bisschen an Menthol erinnern. Irgendwie hat man das Gefühl, dass der Wein je mehr Luft er bekommt immer jugendlicher und frischer wirkt.

Einen Tag später ist deutlich mehr Struktur schon in der Nase zu erkennen. Da ist mehr Waldboden und mehr Kräuter. Dazu etwas Balsamessig und natürlich auch noch die Frucht. Der Walis ist richtig intensiv geworden. Auf der Zunge ist er jetzt saftiger. Und auch hier ist er deutlich kräftiger und das obwohl weder Säure noch Gerbstoff merklich zugelegt haben. Ich bin mir also gar nicht so sicher von woher er die frisch gewonnene Kraft nimmt. Dem Trinkfluss hilft es aber und es war ja auch am ersten Abend schon ordentlich was los auf der Zunge. Ich mag das, vor allem, dass er dabei so unaufgeregt bleibt. Der Wein ist gleichzeitig leise und trotzdem intensiv, ruhig und dabei völlig einnehmend. Vor Allem ist er aber ziemlich schön.

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