24.4.2022

Valérie Courrèges - Ocrement-Dit 2019

Wir trinken aus dem Cahors im Südwesten Frankreichs eine Flasche Ocrement-Dit 2019 von Valérie Courrèges.

Das schönste am Wein ist, dass man nie zu Ende entdeckt hat. An jeder Ecke gibt es etwas Neues. Das fängt jedes Jahr beim neuen Jahrgang an, geht über neue Winzer bis hin zu Anbaugebieten, aus denen man noch so gar nichts im Glas hatte. Die Region Cahors ist für mich genau so ein Anbaugebiet und auch die bisher getrunkenen Malbec kann ich mit einer Hand abzählen. Wenn überhaupt. Und was macht man, wenn man keine Ahnung hat? Entweder auf Empfehlungen von Leuten hören, deren Geschmack man vertraut, oder, wenn man gerade keine Lust auf so eine Recherche hat oder der schon geöffnete Warenkorb nach einer Mehrmenge verlangt um die Versandkosten zu reduzieren, kaufen was spannend aussieht. Und das haben wir gemacht. Die Region liegt im Südwesten Frankreich am Fluss Lot in der übergreifenden Region Sud-Ouest. Auf etwa 4500 Hektar wird hauptsächlich Malbec angebaut, der hier auf Jurakalk und Kiesböden auf mehreren Terassen über dem Fluss steht. Valérie Courrèges hatte unter Anderem Stationen in Bordeaux, in Chile und Kalifornien bevor sie jetzt mit dem Jahrgang 2019 Weine unter eigenem Namen auf den Markt bringt. Dafür konnte sie zusammen mit ihrem Mann einige Hektar Weinberge mit durchschnittlich etwa 40 Jahre alten Rebstöcken kaufen. Die Reben werden biologisch bewirtschaftet und der Ocrement-Dit spontan in Beton vergoren und in Ton und Beton ausgebaut. Gefüllt wird er ohne Schönen und Filtrieren mit möglichst wenig Schwefelzugabe.

Der Wein ist von Beginn an enorm dicht in der Nase. Da ist Frucht, da ist Dreck, da ist erdige Rote Beete und Leder. Es passiert einiges beim Riechen. Im Mund greift erstmal der Gerbstoff leicht pelzig nach der Zunge. Auch da ist der Wein voll und dicht. Hintenraus kommt aber eine schöne Säure, die dem Wein gleichzeitig viel Frische gibt. Es ist warm im Südwesten in Frankreich und die 14,5% Alkohol sind kein Leichtgewicht. Trotzdem lässt er sich das zu keiner Sekunde anmerken. Da sind Brombeerblätter, etwas Gestrüpp und eine ordentliche Portion Ungestümtheit.

Mit Luft wird der Wein vor Allem im Geschmack fruchtiger und ein bisschen weicher. Es kommt mehr Pflaume in die Nase und dazu eine irgendwie lustige Kombination aus Frittiertem (Keine Ahnung wo diese Assoziation herkommt), Vanilleschote, Gummi, Lakritz und Holz. Der Wein hat schon ordentlich Kraft. Trotzdem zieht er aus der Säure so viel Leichtigkeit, dass das extrem gut funktioniert. Mangels Vergleich an anderen Malbec oder gar Weinen aus Cahors muss ich mir den Kontext erst ertrinken um eine Einordnung abzugeben. Was ich aber auf jeden Fall sagen kann, ist dass dieser Wein mir ziemlich gut gefällt.

Die Entwicklung geht über Nacht weiter in Richtung mehr Frucht und Samtigkeit. Der Gerbstoff ist nochmal merklich sanfter geworden und die Mischung aus Frucht, Tiefe, Leder und leicht grüner Gestrüppigkeit ist jetzt ziemlich harmonisch verwoben. Und auch der Alkohol bleibt weiter so gut versteckt, dass man ihn spürt bevor man ihn schmeckt. Ein toller Wein, der sicher zum Grillen auch nochmal groß aufspielen kann. Und das für gerade mal um die 15 Euro. Und klar merkt man, dass der Wein noch super jung ist und ein bisschen Zeit im Keller schadet sicher nicht. Aber ich mag das Ruppige und den Widerstand, den er leistet. Neues entdecken ist einfach immer wieder schön.

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