22.5.2022

Georg Breuer - Berg Rottland 2018

Wir trinken aus dem Rheingau eine Flasche Berg Rottland 2018 vom Weingut Georg Breuer.

Bevor es thematisch wieder fokussierter weitergeht schieben wir noch eine Flasche Riesling dazwischen. Die kommt aus dem Rheingau vom Weingut Georg Breuer und ist damit die erste Flasche Wein aus dem Rheingau im Blog. Die weißen Flecken in der Karte der deutschen Weinbaugebiete werden immer weniger. Mit etwas über 3000 Hektar ist der Rheingau im deutschen Vergleich ein eher kleineres Anbaugebiet. Hier wachsen am Rhein westlich von Wiesbaden vor allem Rieslingreben auf den Hängen. Die Trauben für den Wein heute kommen aus der Lage Berg Rottland westlich vom Rüdesheim auf der nördlich gelegenen Rheinseite. Wäre der Weinberg auf der südlichen Rheinseite, aber östlich von der dort gelegenen Mündung der Nahe in den Rhein, dann wären es rheinhessische Trauben und westlich der Nahe wären es Trauben von der Nahe. Dreiländereck Nahe-Rheinhessen-Rheingau oder so. Die Reben stehen auf einer Mischung aus Lösslehm, Schiefer und Sandstein und schauen nach Süden. Theresa Breuer, die das 1880 gegründete Weingut nun in vierter Generation leitet, bewirtschaftet mit ihrem Team die Weinberge naturnah und möglichst nachhaltig. Der Wein selbst hat trotz des warmen und trockenen Jahres 2018 nur 11,5% Alkohol und wurde im gebrauchten, großen Holz ausgebaut. Außerdem lässt er sich noch relativ einfach und zu Weingutspreisen käuflich erwerben. Das ist ja vor allem beim Berg Schlossberg ganz und gar nicht der Fall. Und ob man da insbesondere auf dem Zweitmarkt mitgehen kann oder möchte muss jeder selbst entscheiden. Ich bin da raus.

Nach dem Öffnen braucht der Wein einen Moment. Er startet super zurückhaltend und sehr fein in der Nase. Da ist Steinobst und etwas Holunder. Die Säure dagegen legt direkt ordentlich los, krallt sich an die Zunge und bleibt dann noch ewig liegen. Luft tut dem Wein richtig gut und ein herzhaftes Schlürfen bringt dann auch eine gute Portion Struktur mit ins Spiel. Es ist ja oft so, dass der erste Schluck dann auch den Geruch nochmal stark verändert und auch hier ist das so. Der Wein wirkt offener, mineralischer und auch fruchtiger in der Nase. Vom warmen Jahr hingegen ist nichts zu spüren. Die Länge ist wirklich beeindruckend. Selbst kleinste Schlücke bleiben und bleiben und bleiben. Das ist ein Kandidat für drei Abende.

Der Wein wirkt direkter einen Tag später. Das was sich angedeutet hat, hat sich fortgesetzt. Sauerstoff bringt hier richtig was. Die Frucht wird dichter, geht mehr in Richtung Zitrusfrucht jetzt. Was bleibt ist die Feinheit. Und auch das ist jedes mal wieder spannend zu sehen. Wie unterschiedliche Winzer dann doch ganz unterschiedlich mit den Jahren umgehen und manche es auch schaffen aus so einem Jahr einen ganz feinen, frischen, ja eigentlich kühlen Wein zu holen. Der Berg Rottland hat einiges zu bieten, aber er erwartet und braucht Aufmerksamkeit um das tun zu können. Das gefällt mir richtig gut.

Und auch am dritten Abend ist das ein leises Energiebündel. Er ist wieder mineralischer geworden und die Frucht wieder etwas in den Hintergrund getreten. Die Säure ist weiter bissig und man muss sich auch weiterhin auf den Wein einlassen und ihm zuhören. Einfach nebenher trinken ist nicht. Ich wüsste auch nicht so richtig was ich an Essen daneben stellen würde. Deshalb passt das so Solo über drei Abende schon ganz gut denke ich. Schöner Wein.

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