1.5.2022

Zwei Flaschen A.J. Adam

Wir trinken zwei Flaschen Kabinett vom Weingut A.J. Adam: Eine Flasche Hofberg und eine Flasche Häs'chen, jeweils Jahrgang 2019.

Da war mal wieder die Lust auf Riesling, die befriedigt werden wollte. Und Moselkabinett macht diesen Job eigentlich meistens ziemlich gut. Leichter Restzucker, knackige Säure und viel Stein sind normalerweise eine super Kombination. Also trinken wir zwei Flaschen Kabinett von der Mosel vom Weingut A.J. Adam in Neumagen-Dhron. Die Weine von A.J. Adam haben wir das letzte mal bei Mythos Mosel im Glas gehabt. Das war auch das letzte mal, dass wir an der Mosel waren. Pandemie und so. Wie passend, dass wir jetzt diese Weine trinken, wo doch dieses Jahr wieder die berechtigte Hoffnung besteht, dass auch wir wieder an die Mosel fahren. Das Weingut wurde so wie es jetzt betrieben wird erst mit dem Jahrgang 2000 aus der Taufe gehoben und die Monopollage Häs’chen zählt sogar erst seit 2014 zum Weingutsbesitz. Alles noch ziemlich frisch also. Und auch die Flaschen auf dem Bild sind eigentlich nicht mehr aktuell. Auf der Kapsel fehlt ein Adler. Seit dem Jahrgang 2020 ist A.J. Adam Mitglied im VDP. Geführt wird das Weingut von den Geschwistern Andreas Adam und Barbara Gudelj. Wie überall an der Mosel wo die Reben an extremen Hängen auf Schieferböden wachsen bedeutet Weinbau hier Schwerstarbeit im Steilhang. Die Lage Dhroner Häs’chen kann darüber hinaus mit noch einer Besonderheit aufwarten: Hier stehen noch wurzelechte Reben im Hang. Normalerweise wachsen Reben in Europa auf einer Unterlage, die sie vor dem Reblausbefall schützt. Hier stehen die Stöcke aber sozusagen auf ihren eigenen Beinen.

Wir starten mit dem Häs’chen. Der Riesling hat noch einen leichten Stinker. Da ist viel Stein und Mineralik und jede Menge Flint in der Nase. Dazu kommt etwas hellgelbe Frucht. Auf der Zunge schmecken wir total viel Grapefruit und nach hinten kommt eine schöne Struktur dazu. Die Zitrusfrucht ist wirklich gut gelungen und macht mit der fruchtigen Säure eine richtig gute Figur.

Auch mit einem Tag Luft stinkt der Wein charmant vor sich hin. Jetzt sind da noch Kräuter in der Nase und mehr gelbe Frucht. Er hat fast noch mehr Zug am Gaumen als er sowieso schon am ersten Abend gezeigt hat. Die Säure hat hier wirklich Kraft. Wenn der Stinker sich langsam aus dem Glas lüftet, dann macht er Platz für etwas Butterkaramell, was in Kombination mit der Säure super passt. Mineralik, Zitrusfrucht und Butterkaramell. Ein toller Kabinett.

Der Hofberg hat eine viel dunklere Mineralik und mehr Würze im Vergleich zum Häs’chen. Die Frucht ist ebenfalls dunkler und wirkt etwas reifer. Im Mund ist da weniger Zitrus und auch ein bisschen weniger Zug. Der Wein wirkt etwas cremiger und die Struktur ist ebenfalls schön aber tut sich gerade ein bisschen schwer im direkten Vergleich.

Am zweiten Abend haben wir viel Mango in der Nase und auch im Geschmack. Die Säure wirkt insgesamt zahmer. Ich weiß gar nicht, ob tatsächlich weniger Säure im Wein ist, aber die Säure, die da ist packt nicht so kräftig zu wie im anderen Wein. Inzwischen sehe ich die beiden Weine aber auf Augenhöhe. Der Hofberg ist ein bisschen der Schmeichler gerade und das Häs’chen ungestümer und direkter. Spaß machen beide und beide zeigen deutlich warum es manchmal einfach Moselkabinett sein muss. Deutlich unter 10% Alkohol und dann so viel Action im Glas ist einfach super. Und reifen können sie natürlich auch. Nur diese Beiden, die reifen nicht mehr, die sind beide weg jetzt.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus