21.8.2022

Drei Flaschen In den Zehn Morgen

Wir trinken von der Nahe vom Weingut In den Zehn Morgen eine Flasche Grauer Burgunder 2019, einen Sand und Kalkstein 2019 und einen Kreuznacher Pinot Noir, ebenfalls 2019.

Ein Morgen war einmal ein gebräuchliches Flächenmaß, das, nach Wikipedia, heute ungefähr 25 Ar entspricht, also ein Viertel Hektar. Früher nahm man das aber nicht so genau und ein Morgen war deutlich flexibler in seiner Maßhaltigkeit. Die Zehn Morgen würden demnach 2,5 Hektar entsprechen, oder gemessen an der früheren Flexibilität auch viel mehr oder weniger. Keine sehr gute Hinleitung auf das Weingut also, das sowieso deutlich mehr als die dem Namen entsprechenden 2,5 Hektar bewirtschaftet. Im Jahr 2013 hat der Betriebsleiter Steffen Montigny die Weingutslagen vom, mir nichts mehr sagenden, Weingut Ökonomierat August Anheuser rund um Bad Kreuznach übernommen. 2016 wurde dann begonnen die Lagen naturnah zu bewirtschaften und seit 2019 wird auf die Zertifizierung hingearbeitet. Eigentlich ist die Nahe Rieslinggebiet, der fast ein drittel der angebauten Fläche füllt. Und natürlich ist auch im Weingut In den Zehn Morgen der Riesling die wichtigste weiße Rebsorte. Mir war aber irgendwie nicht nach Riesling, deshalb trinken wir eine Flasche Sand & Kalkstein, eine Cuvée aus Weissburgunder und Chardonnay, eine Flasche Kreuznacher Grauer Burgunder und einen Kreuznacher Pinot Noir. Alle drei Weine sind aus 2019 und außerdem ist das alles Ortswein, als Einstieg ins Weingutssortiment.

Los geht es mit dem grauen Burgunder. Da ist gelber, sehr reifer Apfel und etwas Würze dahinter. Und deutlich mehr Säure als ich erwartet hätte. Auch auf die Zunge schafft es der Apfel, wirkt da aber frischer und saftiger. Bei Grauburgunder um die 10 Euro liegt meine Messlatte nicht besonders hoch, ist der Grauburgunder ja häufig das, was man bekommt, wenn man im Restaurant Weißwein bestellt und die Auswahl Weißwein und Rotwein war. Dementsprechend selten trinke ich das auch. Der hier gefällt mir aber richtig gut. Ich mag vor allem die leichte Cremigkeit und die selbstbewusste Säure, die viel Frische und eine leichte Kante gibt. Die Kante verliert er leider so ein bisschen nach einer Nacht. Der Wein wird runder aber auch ein bisschen langweiliger, zumindest für meinen Geschmack. Also am ersten Abend leer trinken.

Der Sand und Kalkstein hat mehr und auch eine ganz andere Frucht zu bieten. Da ist auch Kernobst, aber auch Pfirsich und ein bisschen Capri Eis. Im Mund kommt Würze, Textur und Orange. Auch die Säure ist hier eher Orange als Zitrone, also eher weich und fruchtig und orange eben und nicht so sehr zitronig, gelb und knallend. Das hat ein bisschen was von Limo. Was hier ziemlich expressiv in der Nase angefangen hat wird über den Abend ein kleines bisschen zurückhaltender, aber dabei nicht weniger charmant. Und auch am zweiten Abend bleibt das so und funktioniert erstaunlich gut zum Leberwurstbrot.

Der Pinot Noir ist eher dunkel in der Nase, würzig, leicht rauchig mit Leder, Holz, Stein und dunklen Beeren. Ich mag auch hier die Säure, die gut gegen Würze und Rauch ankommt. Das Tannin ist super weich und trotzdem wirkt der Wein kraftvoll. Ich mag das, hätte es aber blind nicht in die Pinot Schublade gepackt und denke auch, dass der Wein besser im Herbst am Lagerfeuer funktioniert als bei sommerlichen Temperaturen. Andererseits gibt die Säure so viel Frische, dass ich das auch jetzt gerade gerne trinke. Leicht angekühlt und mit ein paar Stunden Luftkontakt kommt mehr Frucht. Jetzt ist da Kirsche, hellere Beeren und ein bisschen süßes Gebäck. Über Nacht kommt dann noch eine Note Waldboden dazu. Auch im Pinot wirkt der Wein insgesamt etwas runder und harmonischer einen Tag nach dem Öffnen. Rauch und Leder rücken etwas nach Hinten, die Frucht etwas nach Vorne und mit einer feinen Laktik ist das richtig schön.

Ich wollte erst meckern, dass mir ein kleines bisschen Tiefe fehlt in den Weinen, aber auf der einen Seite passiert vor Allem im Pinot mit Luft noch richtig was und auf der anderen Seite ist das eben der Einstieg ins Sortiment und den finde ich sehr gelungen. Also lasse ich das mit dem Meckern.

Ähnliche Beiträge

comments powered by Disqus