7.8.2022

Moritz Kissinger - Chardonnay 2019

Wir trinken von Moritz Kissinger eine Flasche Chardonnay aus 2019.

Es ist schon wieder eine ganze Weile her, dass wir den widerstandslosen Einstieg ins Sortiment von Moritz Kissinger im Glas hatten. Dieses Sortiment ist inzwischen gewachsen und es gibt Schaumwein, Sauvginon Blanc, Riesling, Weißburgunder und auch rote Varianten. Und natürlich den Chardonnay, also dieses mal nur Chardonnay. Die Mengen sind immer noch eher klein. Vom Jahrgang 2019, den wir heute im Glas haben, gab es 987 Flaschen. 2020 sind es 1232. Was das ganze Sortiment gemeinsam hat ist die Zufriedenstellung des inneren Etikettentrinker. Ich bin großer Fan des Designs. Die Reben werden ökologisch bewirtschaftet und mit dem aktuellen Jahrgang ist das Weingut Demeter zertifiziert. Moritz hat den Chardonnay 2019 gezwungenermaßen in gebrauchten Holzfässern in Zweitbelegung oder Drittbelegung ausbauen müssen, da die neuen Fässer schon in seinem Erstlingsjahrgang benutzt worden sind.

Der Wein hat in der Nase eine leichte Note Reduktion und ein kleines bisschen Holz gemischt mit leicht gelber Frucht. Das ist keine Ins-Gesicht-Reduktion, sondern eher fein, zurückhaltend und Kontur gebend. Auf der Zunge hat der Chardonnay von Anfang an eine Menge Textur und vor Allem viel Frische. Die Mischung aus Säure und Grip macht richtig Spaß und will auch gar nicht mehr verschwinden. Die Länge ist enorm. Mit Luft wird die Nase noch ein bisschen weniger reduktiv und entwickelt mehr Frucht. Zitrusfrucht, Dosenbirne und eine ätherisch, ganz leicht parfümierte Note, die ich nicht zuordnen kann. Besonders wenn man am leeren Glas riecht kommt diese ätherische Note super deutlich durch. Einfacher wird die Zuordnung damit aber nicht. Was bleibt ist die Dichte und Würze im Mund zusammen mit der vibrierenden Säure. Der Wein wirkt ruhig und gelassen, aber gleichzeitig passiert da so viel. Das geht so direkt nach dem Aufmachen wirklich stark los.

Einen Tag später ist die Nase kräuteriger. Die Frucht ist wieder ein bisschen zurück gegangen, da ist immer noch Holz und ein bisschen Handcreme. Das wirkt so kühl und ruhig und hat aber eine gewaltige Tiefe. Man kann, wenn man denn will, immer wieder Neues entdecken im Wein. Und so bleibt er auch im Mund. Etwas cremiger wirkt das jetzt, aber wirklich nur minimal, da die Säure weiterhin ordentlich zupackt. Ich finde das so noch stärker als es am ersten Abend sowieso schon war. Das würde ich auch als gutes Zeichen für die weitere Entwicklung im Keller deuten und freue mich auf eine zweite Flasche in ein paar Jahren. Zumindest wenn das mit der Geduld bis dahin funktioniert. Mit noch mehr Luft wird der Wein weicher in der Nase und noch kräuteriger. Da ist eine herbe Note und ein bisschen Cidre. Es wird immer runder und immer harmonischer ohne aber die Spannung zu verlieren. Mir gefällt das wirklich richtig gut.

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