28.8.2022

Zwei Flaschen Jonas Dostert

Wir trinken von der Obermosel eine Flasche Karambolage und eine Flasche Pure Limestone von Jonas Dostert.

Die Obermosel noch hinter Trier an der Grenze zu Luxemburg dürfte bei Vielen nicht so richtig auf dem Weinradar auftauchen. Wir hatten hier schonmal Wein von dort, aber so richtig oft habe ich das dann auch nicht im Glas und wenn ich ehrlich bin, kenne ich eigentlich auch keine anderen Weingüter von dort. Wir sind da zwar an der Mosel aber die Reben wachsen hier auf Muschelkalk und nicht auf Schiefer und es wird Elbling statt Riesling angebaut. Jonas Dostert macht seinen Wein in Nittel und hat erst 2018 den ersten Jahrgang auf die Flasche gebracht. Und auch Nittel hat jetzt nicht unbedingt den Klang von Brauneberg, Wehlen oder anderen Orten am gleichen Fluss. Ein Geheimtipp ist Jonas Dostert wohl trotzdem keiner mehr. Überall wo ich von den Weinen gelesen habe, habe ich nur Gutes gelesen und überall wo ich die Weine kaufen wollte, waren sie ausverkauft. Es hat dann doch noch geklappt und so können wir zwei Weine von Jonas trinken. Der Karambolage ist eine Cuvée aus einer Hälfte Elbling und einer Hälfte Pinot Gris, also Grauburgunder, der durch die dunkle Schale die Farbe in den Wein bringt. Damit das passiert, steht der Wein einige Zeit auf der Maische und wird dann ohne Schwefel und ohne Filtrieren abgefüllt. Wie man im Hintergrund des Titelbilds einigermaßen erahnen kann, kann man sich bei der entstandenen Farbe sicherlich streiten, ob das noch Weißwein oder schon Rosé ist. Ich finde die Farbe super. Der Pure Limestone ist mit um die 1700 Flaschen noch ein bisschen rarer als der Karambolage mit seinen 4000 Flaschen. Sicherlich auch ein Grund warum die Weine so schnell weg sind. Beim Pure Limestone kommt zur Hälfte Elbling noch eine Hälfte Chardonnay in die Flasche. Beide Weine sind Jahrgang 2020.

Ganz entgegen der Funk versprechenden Farbe, riecht der Karambolage gar nicht so funky. Klar, da ist ein bisschen Apfelschale und Naturaltouch, da ist aber auch viel Zitrus, etwas Limonadiges und eine gute Portion Kräuter. Die Säure ist toll, das hat enormen Zug, ist salzig, hat viel Frische und ein kleines bisschen Gerbstoff. Nachdem man den Wein im Mund hatte wird die Nase extrem ätherisch und mit Luft wird er immer schwerer greifbar. Das ist ein mehr als gelungener Start.

Einen Tag später ist die Kühlschranktemperatur ein bisschen zu kalt. Das mag er irgendwie nicht so und es passiert erstmal kaum etwas. Aber eine zu tiefe Temperatur ist glücklicherweise etwas, das sich relativ schnell von selbst löst. Dann kommen da ein paar saure Pfirsichringe, etwas Dreck, eine kleine Bitternote und weiter die Kräuter. Das klingt jetzt blöd, aber der transportiert irgendwie die Idee von funky Natural ohne so richtig funky Natural zu sein. Vielleicht weil man das bei der Farbe und Maischestandzeit irgendwie erwartet, vielleicht auch weil wirklich was drin ist. Gleichzeitig ist er aber super sauber und klar. Die Säure und die Textur sind dabei, völlig unabhängig von funky oder nicht, ganz großartig. Der heißt zwar Karambolage, aber das karamboliert sehr geschmeidig den Gaumen entlang. Ich würde mal sagen Maische für Einsteiger, aber mit Sicherheit nicht nur für Einsteiger.

Der Pure Limestone startet seine ersten Momente komplett fruchtlos. Dann mit Schwenken kommt aber auch Zitrus in den Wein, allerdings deutlich heller als im Karambolage. Irgendwie riecht das auch ein kleines bisschen nach Kuchen. Im Mund erinnert mich der Wein an Chardonnay aus dem Jura mit Limette und viel Stein. Das ist frisch, klar und geradeaus und die Säure zieht so richtig die Backen nach innen. Extrem stark ist das. Mit mehr Luft und Temperatur wird der Wein weicher und etwas cremiger. Da ist so viel los, da kann man sich hinsetzen und auf Entdeckungsreise gehen. Sollte man auch, da der Wein die Aufmerksamkeit verdient hat und dann belohnt.

Und auch der Pure Limestone mag es am zweiten Tag (und am Ersten natürlich auch) ein kleines bisschen wärmer. Zu kalt kommt nicht so viel und er wirkt irgendwie aggressiv. Auch hier löst sich das Problem von ganz alleine. Die Kuchennote ist inzwischen verschwunden, da ist jetzt etwas Melonenschale und Mineralik. Das ist gut, aber richtig gut ist, was er auf der Zunge anstellt. Die Säure ist ganz anders als im anderen Wein, heller, mit mehr Zing und mehr Zitrone. Das hat alles viel mehr Power als es der niedrige Alkohol, gerade mal 11,5 % haben die Beiden, eigentlich vermuten liese. Und ich mag das sehr, wenn Weine mit wenig Alkohol dann trotzdem so einen Punch abliefern. Ich bin tatsächlich ein bisschen verliebt in diesen Wein und ich weiß, dass ich nicht der Erste bin der das schreibt und ich weiß, dass das ein bisschen doof ist, weil kaufen wird dadurch auch nicht einfacher. Gerade gibt es aber noch. Ich habe nachbestellt. Und ob die Liste an Weinen, denen ich nachlaufe, jetzt um zwei Einträge länger ist oder nicht, das macht den Bock dann auch nicht mehr fett. Enorm gut sind die Beiden in jedem Falle.

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