30.10.2022

Zwei Flaschen Weingut Am Klotz

Wir trinken vom Weingut Am Klotz einen Kalk und Löss Spätburgunder und einen Isteiner Grauburgunder, jeweils aus 2019.

Wie schon angekündigt sind die Weine heute wieder aus Baden. Und obwohl das Weinbaugebiet Baden eine ziemliche Nord-Süd-Ausdehnung besitzt bleiben wir auch diese Woche wieder ganz weit unten im Süden an der deutsch-französischen Grenze in Istein, einem Teilort von Efringen-Kirchen. Das Weingut Am Klotz wurde erst im Jahr 2019 von den Familien Keller vom Weingut Franz Keller und Reinecker vom gleichnamigen Sektgut zusammen aufgekauft. Mit Fokus auf Gutedel und Burgunderrebsorten verantworten die beiden Familien die Weine nun gemeinsam und bringen natürlich auch jede Menge Erfahrung mit ins gemeinsame Weingut. Spannend ist das Weingut Am Klotz vor Allem wegen dem Klotz, einem charakteristischen Bergrücken mit Burg oben drauf, und dem Jurakalkboden um den Klotz auf dem die Reben stehen. Diese werden naturnah bewirtschaftet und inzwischen ist auch eine kleine Schafherde zur Unterstützung bei der Bodenpflege Teil des Teams. Die Trauben für die Weine werden komplett von Hand gelesen, spontan vergoren und dann mit minimalem Schwefel gefüllt. Der Spätburgunder Kalk und Löss, Einstieg in die roten Weine, wird für ein Jahr im gebrauchten Barrique ausgebaut, der Isteiner Grauburgunder, als Ortswein eine Stufe über dem Spätburgunder, erst im großen Holzfass und dann im Edelstahl.

Der Grauburgunder ist cremig und dicht in der Nase und hat dabei ziemlich wenig Frucht, man riecht ein bisschen Honigmelone und minimal Holz. Und auch auf der Zunge kommt der Wein über die Stoffigkeit und Textur und seine Dichte. Irgendwie erinnert mich das an Weißwein aus dem Süden, was es im deutschen Kontext ja auf jeden Fall auch ist. Ich mag diese Art von Frucht und Textur sehr gerne und das wird hier auch nie wirklich zu viel. Ist dann eben doch Baden und nicht Südfrankreich. Super lang ist es auf jeden Fall und wird immer salziger. Das ist richtig stark für einen ersten Jahrgang, auch wenn das natürlich bei der ganzen Winzererfahrung nicht wirklich ein erster Jahrgang ist. Mit Luft kommt dann ein Touch Sahnekaramell und Joghurt mit gelber Frucht in die Nase. Diese leichte Laktik steht dem Wein extrem gut.

Einen Abend später ist der Veränderung eher graduell als einschneidend. Das macht aber überhaupt nichts, da uns der Wein sowieso schon sehr gut gefallen hat. Allenfalls die Cremigkeit wird mit Luft ein bisschen weniger und dafür kommen Kräuter in der Nase dazu. Ein Wein für Grauburgunderskeptiker.

Im Spätburgunder riecht man Kirschen und ihre Kerne. Marzipan ist da und rote Beeren. Und auch auf der Zunge ist eine gute Portion rote Frucht gepaart mit einer frischen Säure. Mit Luft kommt noch ein Touch Rauch in die Nase. Man merkt dann nach dem Grauburgunder schon, dass man eine kleine Stufe tiefer trinkt. Das ist aber gar keine Kritik am Wein, höchstens an der Trinkreihenfolge oder der Auswahl. Aber eigentlich nichtmal das, weil das ist so unkompliziert und lecker, dass es keinen Grund zum Meckern gibt.

Und ganz im Gegensatz zum Grauburgunder passiert im Spätburgunder richtig was über Nacht. Da ist jetzt viel mehr Würze im Wein, mehr Rauch, alles wirkt offener und intensiver. Da ist ein bisschen Cola, etwas Waldboden, Balsamessig und aber auch Kühle und Frische. Und zusammen mit dem sehr feinen Gerbstoff, der Länge, der Saftigkeit und Würze auch auf der Zunge ist es dann gar nicht mehr so klar, dass der Wein eigentlich eine kleine Stufe unter dem Grauburgunder angesiedelt ist. Das ist mal ein gelungener erster Jahrgang.

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