20.11.2022

Drei Flaschen Lukas Krauß

Wir trinken das Landschwein von Lukas Krauß in Weiß aus 2021 und in Rot und Rosa aus 2020.

Ehrlich gesagt musste ich bei Lambsheim erstmal Google befragen. Dabei landet die Pfalz eigentlich relativ häufig im Glas und dank zahlreicher Besuche vor Ort kennt man auch kleinere Käffer beim Namen. Lambsheim gehört aber nicht dazu. Ganz am östlichen Rand im Norden der Pfalz liegt es und Lukas Krauß macht hier Wein mit Hut. Also nicht der Wein hat den Hut auf sondern Lukas. Außerdem hält er hier neben Schafen zur Weinbergspflege auch Schweine und da ist der Weg zum Landschwein als Weinname dann nicht mehr weit. Drei Landschweine füllt er: Weiß, Rosa und Rot. Allen drei Weinen könnte man wohl das Label Naturwein aufdrücken. Es wird spontan vergoren, im Weinberg die Grundlage gelegt, im Keller möglichst wenig Einmischung betrieben und nicht gefiltert und auch kein Schwefel zugesetzt und alle Drei sind dazu noch biologisch erzeugt. Was ebenfalls alle drei Varianten gemein haben neben ihren großartigen Wimmelbildetiketten sind mal mehr und mal weniger ungewöhnliche Rebsortenmischungen. Das weiße Landschwein enthält Silvaner, Scheurebe und Müller-Thurgau, das rosa Landschwein hat Dornfelder und Blaufränkisch zu bieten und die rote Variante besteht aus Dornfelder, Portugieser und Schwarzriesling. Nicht unbedingt Kombinationen von Weltruf, aber das hat mich ja noch nie vom Probieren abgehalten und im schlimmsten Fall kann man in diesem Fall sowieso einfach eine Stunde auf die Flasche starren und immer neue Details im Bild entdecken.

Wir starten mit dem weißen Landschwein. Da sind Kräuter und exotische Frucht, die Scheurebe sagt Hallo. Als Fruchtwein würde ich den Wein aber nicht bezeichnen. Außerdem sind da Kamillentee, ein paar Zitrusfrüchte und Johannisbeeren. Der Wein ist super sauber in der Nase und extrem frisch. Die Säure auf der Zunge hat dann mehr funk und schrammt ziemlich knapp an der Grenze zu wild vorbei. Das passt aber perfekt zum Wein und ist so lebendig und saftig, dass man großen Spaß beim Trinken hat.

In der Nase bleibt das auch nach einer Nacht im Kühlschrank mehr kräuterig als fruchtig. Ein bisschen noch zu grüne Holunderblüte hat ihren Weg in den Duft gefunden. Schmecken tut das jetzt aber wie Maracujasaft. Dazu ein bisschen Gerbstoff, der hinten raus Textur gibt. Das ist schon wirklich lecker.

Der Rosé wirkt dann richtig herb nach dem Weißen. Wenn man ihn alleine trinkt, dann fällt das gar nicht so auf, aber so direkt hintereinander ist der Kontrast enorm. Da ist geröstetes und gepufftes Getreide in der Nase gemischt mit ein bisschen roter Frucht. Wirklich nur ein bisschen Frucht. Das riecht überhaupt nicht wie klassischer Rosé, aber auch hier ist da null Dreck in der Nase. Genau wie im weißen Landschwein ist eher die Säure wild und gibt ordentlich saftigen Zug.

Hier bringt die Nacht tatsächlich ein bisschen mehr Funk in den Wein. Da ist jetzt Hibiskustee und weiter das gepuffte Getreide und dann doch auch etwas Wildes. Außerdem hat das Tannin im Mund eine gute Schippe zugelegt. Das ist wiedermal Geschmackssache was man lieber mag und wie viel Luft man dem Wein dann geben will. Ich persönlich würde ihn lieber am ersten Abend leeren.

Der Rote erinnert an Kirschen auf Vanillepudding. Da ist Laktik und eine dicke Portion Frucht in der Nase. Wenn man das so sagt, dann klingt das bei Weintrinkern ja manchmal fast schon negativ. Ich habe keine Ahnung warum, weil Frucht im Wein ist super und auch viel Frucht im Wein kann richtig schön sein. Erst recht wenn sie so ist wie hier. Nicht plump, nicht plakativ, einfach sehr, sehr fruchtig. Da ist auch deutlich Säure im Wein, die von allen drei Flaschen die zahmste Variante ist. Nach Gerbstoff sucht man am ersten Abend vergeblich.

Der Gerbstoff kommt dafür einen Tag später. Und wie auch schon beim Rosé wird der ganze Wein ein bisschen wilder. Da ist weiter die rote Frucht und jetzt auch eine Portion Kräuter. Dafür ist der Vanillepudding komplett verschwunden. Und irgendwie erinnert er auch an gesunden Saft. Acerola oder Goji oder was man da halt so hat, gesund halt. Ich mag den Wein und gerade zum Vesper funktioniert das ausgezeichnet.

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