25.12.2022

Zwei Flaschen Marbleous

Wir trinken zu Weihnachten von Tobias Feiden und seinem Weingut Marbleous eine Flasche Spätburgunder Unfiltriert und eine Flasche Winninger Spätburgunder, jeweils 2018.

Wie angekündigt bleiben wir auch an Weihnachten an der Mosel. Aber irgendwie passt so vom Gefühl her dann doch Rotwein mehr als Weißwein, auch wenn es sich draußen eher nach Herbst als nach Winter anfühlt. Da Rotweinanbau bis vor einigen Jahren an der Mosel noch verboten war, sind rote Reben immer noch relativ selten anzutreffen. Dem komplett zum Trotz baut Tobias Feiden in seinem Weingut Marbleous ausschließlich Spätburgunder an. Die Stöcke dazu stehen nur auf lediglich einem halben Hektar rund um Winningen an der Terassenmosel und dass aus den Trauben Wein werden kann, nutzt er den Keller vom Weingut Materne und Schmitt. Rebecca Materne ist die Partnerin von Tobias, da liegt die Möglichkeit der Zusammenarbeit natürlich auf der Hand und da ich die Rieslinge aus genau dem Keller sehr mag, kann das ja eigentlich gar nicht schief gehen. Die Weine werden spontan vergoren und nach der Maischestandzeit für eineinhalb Jahre in gebrauchten französischen Holzfässern ausgebaut. Wir trinken mit dem Spätburgunder Unfiltriert den Einstieg ins Sortiment und probieren eine Stufe darüber auch noch den Ortswein aus Winningen. Beide sind aus 2018, einem Jahr, dem häufig nachgesagt wird, dass es richtig gute Rotweine hervor gebracht hat. Schauen wir mal.

Um an den Wein zu kommen muss man erstmal an der Wachskapsel vorbei. Hier war diese aber sehr kooperativ und das Kellnermesser einfach durchdrücken und die Kapsel inklusive Korken zu ziehen hat gut funktioniert. Wir starten mit dem Unfiltriert. Und der hat direkt von Anfang an eine wirklich wunderschöne Frucht. Beerig, rot, tief, komplex mit ein paar Kräutern. Die Säure ist da, aber sehr sanft und weich wie eigentlich insgesamt der ganze Wein. Das ist in Sachen Textur irgendwo zwischen samtig und cremig und hat trotzdem auch ein bisschen Kante. Das ist nicht fett, aber das ist auch kein superschlanker Asket.

Und einen Tag später bleibt das so. Die Frucht ist weiter ein richtiges Highlight. Inzwischen hat der Wein etwas mehr Holz in der Nase und ein bisschen Kirschbonbon. Zusammen mit der Frische auf der Zunge ist das ein richtig starker Einstieg.

Der Winninger ist dunkler in der Nase, herber und wirkt ernsthafter. Wobei das nicht heißen soll, dass es dem Einstieg an Ernsthaftigkeit gefehlt hat. Hier ist aber deutlich mehr davon. Da ist auch Frucht, aber da passiert deutlich mehr um die Frucht herum. Da ist etwas Holz und viele Kräuter. Und auch im Mund ist das deutlich herber. Da kommt weniger Frucht auf die Zunge und der Gerbstoff hat mehr Zug. Die Säure ist ähnlich wie beim Unfiltriert, aber überall ist noch eine Portion mehr Tiefe und Komplexität. Und wie auch schon der Einstieg ist das null fett aber eben auch nicht komplett reduziert.

Was man trotz der Unterschiede meiner Meinung nach ganz deutlich merkt, ist dass beide Weine eine gemeinsame Handschrift haben. Die Art wie diese Weine fruchtig sind ist sich sehr ähnlich, wenn auch in unterschiedlicher Dosierung, und auch die Textur auf der Zunge gibt einem dieses Gefühl. Der Winninger stellt die Frucht noch einen Tick mehr in den Hintergrund am zweiten Abend. Die Nase ist schmutziger geworden und die Textur intensiver, das ist jetzt vor Allem super lang, saftig und strukturiert. Der Gerbstoff ist immer noch super eingebunden, hat jetzt aber mehr Zug und Widerstand. Ist ja auch noch sehr jung alles. Mir gefällt dieses Mehr an Sperrigkeit aber wirklich gut. Zwei tolle Weihnachtsweine.

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