8.1.2023

Drei Flaschen Lubentiushof

Wir trinken heute drei Weine aus der Lage Gondorfer Gäns von 2017 und 2018 vom Weingut Lubentiushof.

Zum Abschluss der kleinen Moselserie über den Jahreswechsel geht es ein ganzes Stück Flussabwärts an die Terassenmosel. Andreas Barth hat in Niederfell als Quereinsteiger 1994 das Weingut Lubentiushof übernommen und angefangen Moselrieslinge zu keltern. Außerdem ist er in der Zwischenzeit noch Kellermeister an der Saar beim Weingut Von Othegraven geworden, das auch durch seinen Besitzer Günther Jauch bekannt ist. Wir bleiben aber an der Mosel. Im Prinzip direkt gegenüber des Weinguts in Niederfell am anderen Moselufer liegt die Lage Gondorfer Gäns. Hier wachsen die Rieslingreben in Terassen im Steilhang auf Schieferböden. Alle drei Weine sind dort gewachsen. Zwei davon trocken ausgebaut, also Moseltrocken mit um die 6 Gramm Restzucker und um die 7 Gramm Säure, als Riesling Gäns aus 2017 und 2018 und eine Flasche Alte Reben 2018, die mit um die 16 Gramm ein kleines bisschen mehr Restsüße hat. Allen Weinen ist gemein, dass sie spontan vergoren werden und dann dabei bis in den nächsten Sommer auf der Hefe liegen.

Los geht es mit dem Riesling Gäns 2017. Dieser riecht cremig und nach gelber Frucht und hat sich trotz der Jahre auf der Flasche noch eine gute Portion Feuersteinstinker behalten. Die Spannung in der Nase macht richtig Spaß beim Riechen und man hängt immer wieder über dem Glas. Auf der Zunge ist der Wein dann super klar, hat auch hier eine leicht gelbe Frucht und eine relativ zahme Säure. Wobei nach den letzten beiden Wochen die Referenz mit 2021 wohl ein bisschen in Richtung Laserschwert verschoben wurde. Nach einem kurzen Bitterton bleibt der Wein noch ewig auf der Zunge liegen.

Der Feuerstein verfliegt über die Nacht, die Klarheit bleibt aber. Da ist ein bisschen Dosenfrucht und Mango in der Nase. Die Textur im Mund ist toll und, ich greife vor, der Jahrgangsunterschied zu 2018 ist dann doch deutlich. 2017 wirkt ein bisschen eleganter und heller in der Aromatik und hat dabei aber dann auch etwas weniger Intensität. Ich finde, dass der Wein gerade in einer richtig tollen Phase ist, wo man merkt, dass die Flaschenreife gerade so anfängt zu wirken. Sehr schön.

Wie schon angesprochen ist der Gäns aus 2018 dunkler und intensiver. Da ist weniger Feuerstein und weniger Frucht, aber ein ordentliches Plus an Kraft. Und auch im Mund wirkt der Wein ganz anders, auch wenn die Unterschiede schwer in Worte zu fassen sind. Da sind ein paar saure Apfelringe, etwas Grapefruit und auch der leichte Bitterton, der hier aber deutlich an das Weiße in der Zitrusfrucht erinnert. Außerdem sind da viel mehr Kräuter im Wein. Das ist anders, aber ebenbürtig gut.

Über Nacht wird der Wein ätherischer. Das Zitrusbittere auf der Zunge kommmt noch deutlicher hervor. Außerdem sind da weiße Blüten und es erinnert ein bisschen an Duschgel. Das klingt jetzt nicht besonders schmeichelhaft, ist aber eigentlich ganz schön. Ringelblume oder so etwas in diese Richtung und ein bisschen Ananas und eine große Ladung Cremigkeit dazu. Ich möchte sagen, dass der Wein weiter wirkt, reifer wirkt, aber ich denke, dass das der Jahrgang und die dadurch anderen Aromen sind und gar nicht so sehr das tatsächliche Stadium der Flaschenreife. Es wäre sicher spannend, das in ein paar Jahren nochmal zu vergleichen.

Die Alten Reben starten direkt noch intensiver in der Nase. Da ist relativ wenig Frucht, dafür aber diese dunkle Mineralik, die wir schon im Sommer bei Mythos Mosel in der Nase hatten. Das ist einfach richtig stark. Trotz der Kraft ist da aber null Oppulenz. Das ist gleichzeitig sehr dicht und leise. Ganz kurz nach dem Aufmachen war der Bitterton hier so deutlich, dass ich ein bisschen Angst hatte wo das hingehen könnte. Das hat sich aber wieder komplett gefangen und ist jetzt gleichzeitig cremig und voller Spannung. Das ist deutlich der längste Wein heute und der Charme, der durch das bisschen mehr Restzucker unterstützt wird, steht dem Wein enorm gut.

Und auch einen Tag später ist da noch so viel Spannung im Wein. Der Stein, etwas Grapefruit, Cassis und ein paar Gummibärchen. Dazu etwas Thymian und auf der Zunge extrem viel Textur. Das ist richtig guter Riesling und der perfekte Abschluss der kleinen Moseltour.

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