23.4.2023

Zwei Flaschen Max sein Wein

Wir trinken von Max sein Wein aus Baden eine Flasche Rosé 2020 und eine Flasche Les Autochtones 2020.

Die beiden Flaschen haben ihr Dasein im heimischen Karton als klassischer Weinkaufbeifang begonnen. Wenn ich online Wein kaufe, dann klicke ich immer noch ein bisschen durch den Shop und häufiger als nicht passiert es, dass ich mir denke, dass das ja ganz spannend aussieht, sich gut liest und ich das einfach mal mitbestelle. Minimalistisches Design, gedruckt auf Papier, das schon auf den Bildern die Haptik erahnen lässt, sehr nach Öko aussieht und ein hipper Name reichen da oft, dass es ins Beuteschema fällt. Und der Rosé und die Flasche Les Autochtones von Max sein Wein erfüllen alle diese Punkte locker. Max Baumann macht seit 2016 Naturwein in Baden, genauer in Dertingen. Dertingen nur unweit westlich von Würzburg im Übrigen. Und auch heute sparen wir uns die Diskussion, ob dieser sehr weit im Nordosten gelegen Zipfel Restbaden mit Quasiblick auf den Main noch sinnvollerweise als Baden firmieren sollte, oder nicht doch viel eher als Franken. Oder Taubertal. Oder als Sonstirgendwas, aber eben nicht Baden, das im Kopf nach Hitzesommern am Kaiserstuhl aussieht. Deshalb kauft man natürlich nach Aussehen und nicht nach Beschriftung. Zumindest in meiner Welt. Egal, was sind schon 230 Kilometer Luftlinie zwischen meiner Vorstellung und der Realität. Eben. Und Max oder sein Wein können da ja auch nichts dafür. Max hat nach einigen Stationen in anderen Betrieben angefangen selber Wein zu machen. Der Rosé ist aus Pinot Noir, gewachsen auf Muschelkalk, genau so wie der Silvaner für den Les Autochtones, von dem, nach teilweiser Maischestandzeit, zwei Drittel in neuem Holz ausgebaut werden.

Der Rosé ist richtig beerig in der Nase, so ein bisschen Erdbeersahnebonbon, die mit den weißen Streifen, und genau so cremig. Das macht das, was man dann schmeckt richtig unerwartet. So cremig der Wein riecht, so lebendig ist die Säure. Das ist Natural auf eine gute Art und Weise. Nicht unsauber, aber schon ziemlich wild. Die Mittrinkerin meint das schmeckt wie Hipster-Eistee mit ein bisschen Holz und minimaler Restkohlensäure. Mit Luft kommt da immer mehr Struktur dazu und das trinkt sich so gut, dass mehr als einen Abend aus der Flasche zu bekommen eigentlich an Selbstkasteiung grenzt. Leicht schnodderige Beeren, Pfirsichlikör, Demerarazucker. Im Prinzip ist das Fruchtsaft für Weintrinker, mit minimalem Restblubber für das Frischegefühl und der Naturalsäure zum Aufwachen. Das ist nicht der komplexeste oder ernsthafteste Rosé, den ich je im Glas hatte. Aber sicher der Saufweinigste. Der minimale Rest, der es aus wissenschaftlichen Gründen bis in den zweiten Abend hinein in der Flasche aushalten musste, hat sich dann, fast wie zum Trotz, eigentlich nicht verändert. Gut so.

Der Les Autochtones ist dann Kontrastprogramm. Null Frucht, etwas vegetabil Pflanzliches, super schwer zu beschreiben. Und auch der Geschmack ist extrem schwer in Worte zu fassen. Da ist Textur und da ist Rauch. Das erinnert ein bisschen an Cocktails mit Mezcal und Yuzu. Aber eher vom Gefühl, nicht direkt vom Geschmack. Dieser Rauch, der da ist, aber einem nicht wie bei Islay Whiskey direkt ins Gesicht räuchern will, sondern im Hintergrund vor sich hin qualmt und man sich fragt, was das eigentlich ist, das man da schmeckt. Ah ja, Rauch ist das. Super spannender Wein. Da kommt dann mit Luft doch noch ein bisschen Exotik auf, etwas Ananas, weiter die Textur und eben der Rauch dahinter.

Und hier passiert auch etwas über Nacht. Der Rauch wird weniger, das wirkt jetzt wie furztrockene Limonade. Im Mund hat man immer noch das Mezcal-Gefühl, da ist ein bisschen Birne und inzwischen auch eine gute Portion Cremigkeit. Der Kontrast zum Rosé ist natürlich enorm. Ich will anstrengender sagen, aber das trifft es nicht. Anders einfach. Da ist Kumquat, da ist Bitter-Orangen-Marmelade und, immer noch, der Rauch. Ich weiß gar nicht mit was ich das vergleichen soll. Ich mag das Mundgefühl, ich mag wie das immer weicher wird, ich mag noch mehr wie das trotzdem nie die Kante verliert und am Ende noch ein Touch Fruchtbonbon bekommt. Wenn man bei der Beschreibung jetzt nicht komplett die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat, dann kann ich wirklich nur empfehlen, dem mal eine Chance zu geben. Beiden Weinen. Einkaufsbeifang ist super.

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