11.6.2023

Ampeleia - Cabernet Franc 2017

Wir trinken vom Weingut Ampeleia aus der Toskana eine Flasche Cabernet Franc 2017.

Nach einer gefühlten Million Probiergläsern voll (oder eher fast leer, je nach Probierschluck) mit Riesling in der letzten Woche, ist die Rückkehr zur kleinen Reihe an Weinen aus Italien eine willkommene Abwechslung. Im Gegensatz zu den letzten Weinen dieser Reihe, kenne ich dieses mal sogar die Rebsorte. Es gibt nämlich Cabernet Franc aus der Toskana. Elisabetta Foradori, genau, die Elisabetta Foradori vom ersten Wein der Reihe, fand die Umgebung in der Maremma so schön, dass sie 2002 zusammen mit befreundeten Investoren hier ein Anwesen gekauft und das Weingut Ampeleia gegründet hat. Das war im Übrigen auch eine neue Info für mich und die Foradori-lastigkeit ist eher ungeplant passiert. Ich hatte einfach Lust auf Cabernet Franc. Im Keller des Weinguts ist Marco Tait zuständig, der das Weingut Foradori aus einem Praktikum während des Studiums kannte und mit Ampeleia ziemlich direkt nach seiner Ausbildung im Prinzip ins kalte Wasser gesprungen ist. Dass er immer noch da ist, zeigt, dass das eine gute Entscheidung gewesen sein muss. Es gibt aber auch so einige Parallelen zwischen den beiden Gütern. Die Reben werden biodynamisch bewirtschaftet und um den Weinbau herum wird noch andere Landwirtschaft betrieben. So gibt es auch Tierhaltung und etwa Olivenhaine. Die Reben für den Cabernet Franc stehen relativ hoch auf etwa 500 Metern über dem Meer um das Weingut auf Kalk- und Tonböden. Es wird von Hand gelesen und im Betontank ausgebaut, bevor ohne Filtern gefüllt wird.

Da ist viel Würze und Erdigkeit im Wein, die zusammen mit einer Portion Frucht und einem bisschen Gestrüpp dafür sorgen, dass in der Nase richtig was los ist. Mal fragt man sich kurz wohin denn die Frucht verschwunden ist, weil sich da so viel kräuterige Würze breit gemacht hat, nur um ein paar Momente später sich zu wundern, wo denn plötzlich die ganze Kirsche herkommt. Lediglich die grüne Paprika, die man so oft in Cabernet Franc findet, finde ich gerade nicht. Beim Trinken ist das enorm saftig und der Gerbstoff hat den paar Jahren auf der Flasche lässig getrotzt. Da ist erstaunlich viel Pelz auf der Zunge, nicht kratzig, aber schon mit Biss. Das ist genau das, was man nach einer Woche Riesling braucht. Diese leicht rustikale Eleganz, das bisschen Gestrüpp, das bisschen Unangepasste und gleichzeitig sehr Elegante. Nie fett, nie aufdringlich, toll. Mit mehr Luft kommt noch ein bisschen Rose und Flieder in die Nase und man hat dann eine so komplexe Mischung aus Dingen, die man zu erkennen glaubt, dass man gar nicht mehr weiß, wie das Alles in die eigene Nase passen soll.

Am nächsten Abend geht es genau so weiter. Am Anfang ist er ein bisschen zu kalt und dann doch relativ verschlossen. Zu kalt ist bei Wein aber das am einfachsten zu lösende Problem und so geht es ein paar Minuten später wieder richtig los beim Riechen. Und da ist dann auch ein bisschen grüne Paprika dazu gekommen. Der Gerbstoff hat immer noch keine Lust sich als Charmeur aufzuspielen, bietet aber zusammen mit der kühlen Frische und der Kirschfrucht ein perfekte Mischung. Wie schon gesagt, leicht rustikale Eleganz. Das trinkt sich wirklich schön gerade, aber ich glaube ich muss nochmal eine Flasche davon kaufen um das auch mal richtig jung probiert zu haben. Es wirkt nämlich ehrlich gesagt nicht so, dass da schon viel an Reife passiert ist. Und genau so spannend wäre die andere Richtung auf der Zeitachse, wo das wohl hingeht mit nochmal 5-6 Jahren auf dem Buckel. Leider, wie immer bei Wein, und bei allem Anderen auch, braucht mehr Zeit eben mehr Zeit und für den Moment war diese hier sowieso die einzige Flasche in meinem Besitz. Für ein winziges Fenster in die Zukunft lasse ich aber doch noch einen kleinen Rest in der Flasche für ein letztes Wiedersehen am dritten Abend.

Und tatsächlich, der Gerbstoff ist deutlich weicher geworden, gleichzeitig hat er aber nichts von seiner schönen Kirschfrucht verloren. Das ist anders, aber nicht weniger schön. Ich denke, dass man keinen Fehler macht, wenn man das 10 Jahre vergisst, und man macht genau so wenig einen Fehler, wenn man den Wein so wie jetzt nach weniger Jahren öffnet. Ob es ein Fehler ist, das ganz frisch zu öffnen, das werde ich noch herausfinden. Das wird aber eine andere Geschichte. Hier und heute bin ich sehr glücklich mit dieser Flasche.

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