25.6.2023

Foradori - Morei Teroldego 2015

Wir schließen den Kreis der kleinen Italienrunde und trinken eine Flasche Morei Teroldego 2015 vom Weingut Foradori aus dem Trentino.

Eigentlich waren, wie für die anderen thematisch gebündelten Weine auch, nur vier Wochen Italien angedacht. Aber da wir sowieso schon zwei (ja ok, vielleicht nicht ganz zwei, aber mit Ampeleia zumindest nahe dran an zwei) Weine von Foradori dabei hatten und mit einem Teroldego von Foradori die ganze Serie überhaupt angefangen haben, hat es sich einfach zu sehr angeboten noch eine Flasche Teroldego von Foradori nachzuschieben. Sozusagen um den Kreis zu schließen. Dieses mal sind die Trauben aber in einer wärmeren Lage gewachsen, ebenfalls zwischen den beiden Flüssen Noce und Etsch, und der Wein hat noch ein paar wenige Jahre mehr in der Flasche hinter sich. Der Morei 2015 vergärt für acht Monate in der Amphore und wird anschließend noch für drei Monate im Zement ausgebaut. Wie bei beiden anderen Weinen werden die Weinberge biodynamisch bewirtschaftet.

Die Wärme der Lage riecht man dann auch direkt. Das hat richtig Kraft in der Nase mit einer wilden Mischung aus Kirsche und Erde. Das ist intensiv und wirklich schön. Da sind Kräuter, da ist ein bisschen was, das an Amaro erinnert und trotz der drei Jahre mehr auf dem Buckel ist da in der Nase eigentlich nichts, das diese drei Jahre mehr ankündigen würde. Für so einen Rotwein sind dann drei Jahre eben doch keine Zeit. Mehr ist da aber und zwar von Allem. Da ist mehr Frucht und mehr Würze. Wobei Frucht und Würze viel zu banal sind für das, was da eigentlich beim Riechen ankommt. Da ist richtig viel Komplexität und Spannung dahinter. Dass Teroldego Säure hat, hat der Sgarzon schon gezeigt und das ist hier sehr ähnlich. Der Wein ist super saftig und trotz aller Intensität sehr frisch. Ich mag das gerade noch ein bisschen mehr, kann mir aber vorstellen, dass das sehr an der persönlichen Tagesform hängen dürfte.

Einen Tag später hat der Wein noch mehr Frucht. Da ist ein bisschen Schwarztee, etwas Marzipan und ein bisschen Lakritz. Inzwischen mehr Amaretto als Amaro. Und trotz aller Dichte, Frucht und auch der Süße die da durchaus mitkommt, obwohl das vermutlich analytisch sehr trocken ist, behält der Wein immer die Frische. Auf der Zunge noch viel mehr als in der Nase. Die ordentliche Säure hat enorm viel Zugkraft. Das ist gleichzeitig saftig im Sinne von Speichelfluss als auch saftig im Sinne von Fruchtsaft. Die Säure macht irgendwie das mit dem Wein, was ein guter Schuss Orangensaft in Punsch veranstaltet. Tannin ist zwar da, aber so weich, dass man schon genau hinschmecken muss. Ob das dann wirklich von Anfang an so war oder doch den Jahren auf der Flasche geschuldet ist, das kann ich natürlich nicht sagen. Das ist schon wärmer als der Sgarzon, vielleicht ein bisschen molliger, aber durch die sehr ähnliche Säure nie fett oder unangenehm. Sehr schön ist das.

Und trotzdem muss ich meckern. Erstmal über die Wachskapsel. Wachs ist hübsch und sieht immer so ein bisschen edler aus als ohne Wachs, aber hier musste das Kellnermesser wieder einmal über die Maße kämpfen. Ich drehe meistens einfach durch das Wachs durch und ziehe das dann raus. Wenn die Versiegelung spröde ist, dann ist das auch kein Problem und man muss schlimmstenfalls ein paar Wachskrümel aufkehren. Wenn sich die Kapsel aber zäh wie Gummi an die Flasche krallt und den Korken nicht hergeben will, dann funktioniert das nicht so wirklich. Und überhaupt die Flasche. Warum muss die so schwer sein. Das ist für die CO2-Bilanz nicht optimal, aber auch im Kühlschrank ist es nervig und im Vergleich zu anderen Flaschen fühlt sie sich immer voll an, was die Restmengenabschätzung durch Anheben deutlich erschwert. Genug gejammert, weil der Inhalt, der ist verdammt gut.

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