30.7.2023

Zwei Flaschen Terroir al Límit

Wir trinken aus dem Priorat vom Weingut Terroir al Límit eine Flasche Terroir Historic 2021 und eine Flasche Terra de Cuques 2021.

Ein weiterer bisher weißer Fleck auf meiner Weinlandkarte ist das Priorat. Im Priorat im Nordosten von Spanien, genauer in Katalonien, werden vor Allem Rotweine angebaut. Wikipedia sagt, dass das Gebiet neben der Rioja das einzige in Spanien ist, das die höchste Herkunftsstufe, DOCa, tragen darf. In meinem Kopf ist das Priorat ebenfalls irgendwie mit Rotweinen verbunden, aber ehrlicherweise war es das dann auch mit meinem Wissen und aus irgendeinem Grund hat es bis jetzt kein einziger Wein von da ins Glas geschafft. Das ändern wir jetzt. Das Weingut Terroir al Límit wurde 2001 von Dominik Huber und Eben Sadie gegründet, der sich aber seit 2012 wieder ausschließlich auf sein Weingut in Südafrika konzentriert. Dominik Huber ist als Quereinsteiger ins Weingeschäft eingestiegen, hat er doch eigentlich Wirtschaft studiert und wollte nur spanisch lernen als er dann im Priorat hängen geblieben ist. Inzwischen ist aus dem anfänglichen Hobby Terroir al Límit ein ziemlich bekanntes Weingut geworden und auch in direkter Gebietsnachbarschaft im Montsant werden unter dem Namen Terroir Sense Fronteres Weine erzeugt. Alle Weinberge werden biologisch bewirtschaftet und über Allem steht stets das Ziel, das Terroir möglichst gut und elegant abzubilden. Die Linie Terroir Historic gibt es seit 2015. Es gibt eine Variante in rot, die wir heute im Glas haben, und eine Variante in weiß. Die Trauben für diese Weine stammen aus dem ganzen Priorat und es werden zu drei Viertel Garnacha und zu einem Viertel Cariñena verwendet, die man aus Frankreich auch unter den Namen Grenache Noir und Carignan kennt. Der Wein wird spontan vergoren und dann ein halbes Jahr im Edelstahl ausgebaut. Der Terra de Cuques besteht ebenfalls aus diesen beiden Sorten, allerdings im Verhältnis eins zu eins. Die Reben für den Wein stehen auf etwa 400 Metern Höhe. Die ganzen Trauben werden in Zement- und Edelstahltanks für bis zu 10 Tage spontan vergoren und anschließend ebenfalls in Zement und Edelstahl für acht Monate ausgebaut. Der Terroir Historic ist als Einstieg ins Sortiment sowas wie der Gutswein und auch der Terra de Cuques ist am unteren Ende der Linie angesiedelt, die nach Oben noch ein großes Stück Raum lässt.

Der Terroir Historic hat direkt aus der Flasche einen ziemlich intensiven Stinker. Da muss erstmal richtig Luft an den Wein, dann legt sich das. Dahinter kommt dann viel Kirsche und ein bisschen würzige Struktur in der Nase. Und fruchtig ist das auch beim Trinken, das Tannin aus Schalen, Kernen und Stängeln ist sehr fein und legt sich um die Frucht und die Würze. Das hat schon auch ein bisschen Wärme, ist dabei aber null fett. Gegen Ende des Abends kommt noch eine Note Rotbuschtee in der Nase dazu.

Der Stinker vom Anfang kommt nicht wieder. Das ist nach einem Tag in der geöffneten Flasche ein unglaublich geschmeidiger Wein geworden. Der Gerbstoff streichelt einem die Zunge entlang, das ist würzig, ein bisschen erdig und weiter sehr fruchtig. Dazu ein bisschen Ätherik und eine kleine Note Jod. Ich wünschte es wäre ein bisschen kühler, als wir den Wein trinken kratzt das Thermometer im Wohnzimmer an der 30, und irgendwie ist mir da dann mehr nach Longdrink mit viel Eis als nach Rotwein. Das ist aber meine eigene Fehlplanung und eigentlich geht das trotzdem richtig gut. Was ich spannend finde, ist, dass der Wein über die Zeit im Glas immer frischer zu werden scheint.

Der Terra de Cuques wirkt im direkten Vergleich deutlich kühler. Da sind viel mehr Kräuter und pflanzliche Aromen in der Nase, das ist feiner, eleganter. Die Frucht ist hier schon auch da, aber steht eher hinter der Würze als im Vordergrund. Falls da Gerbstoff ist, dann schleicht der sich im Moment ganz leise an mir vorbei. Das ist so weich beim Trinken, dass man sich rein legen möchte wie in ein frisch bezogenes, samtig weiches Bett. Wobei hier aus irgendeinem Grund die weiche, samtige Bettwäsche nie auf meiner Bettseite landet sondern immer bei der Mittrinkerin. Der Wein lässt einen da aber nicht allzulange darüber rätseln. Es trinkt sich einfach zu schön.

Einen Tag später kommt dann mehr Frucht. Das erinnert inzwischen an KiBa, ja, auch mit der Banane dabei. Das ist obwohl es so weich ist, der eindeutig deutlich komplexere Wein der zwei Flaschen. Da sind so viel mehr Nuancen, mehr Aromentiefe, die Frucht ist feiner, eleganter, die Würze definierter. Und ganz ähnlich zum Terroir Historic hat man das Gefühl, dass der Wein immer frischer wird im Glas. Beide Weine machen Lust auf mehr Priorat im Glas.

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