20.8.2023

Zwei Flaschen Domaine de la Cadette

Wir trinken von der Domaine de la Cadette eine Flasche Mâcon Villages 2022 und eine Flasche Champs Cadet Pinot aus 2020.

Nachdem die letzte Flasche zwar ein Pinot war, aber vom anderen Ende der Welt, habe ich beschlossen in den nächsten Wochen ein paar Flaschen Pinot von dieser Seite der Erdkugel zu probieren. Ich trinke gerne Burgunder und ich trinke ebenso gerne Burgunder aus dem Burgund. Dem Preisgefüge dort ist aber geschuldet, dass sich meine Erfahrung auf Flaschen beschränkt, die das Loch im Geldbeutel in einem für mich akzeptablen Rahmen halten. Aber auch in diesem Rahmen gibt es noch genug zu entdecken und so probiere ich einfach immer wieder quer durch die Bank, was ich irgendwo als Empfehlung gesehen habe von Leuten deren Geschmack ich vertraue, oder was von Händlern des Vertrauens so feilgeboten wird. Da ist dann natürlich auch schonmal ein Griff ins Klo dabei, den verschweigen wir dann aber einfach. Trotz allem Probieren habe ich Vézelay vor dem Kauf dieser Weine aber noch nie gehört gehabt. Ich lehne mich einfach mal aus dem Fenster und behaupte, dass es dem Großteil der Leser da ganz ähnlich gehen dürfte. Es ist auch ein lustiges Suchspiel, wenn man auf den Appelationskarten, die das Internet so ausspuckt, danach sucht. Manchmal sogar vergebens. Die Appelation war erst seit 1997 als AOC Bourgogne Vézelay ausgezeichnet und ist jetzt, seit 2017, als Village AOC Vézelay klassifiziert. Sie liegt ein bisschen einsam südlich des Chablis und umfasst ein bisschen über 700 Hektar.

Jeannot Montanet war bereits vor der ersten Klassifizierung Präsident der lokalen Kooperative, die auch heute noch den Weinbau im Gebiet maßgeblich beeinflusst. Schon am Ende dieser Zeit wurde die Bewirtschaftung 1999 auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Es folgte dann 2004 der Ausstieg aus der Kooperative und die Gründung der Domaine de la Cadette. 2011 ist dann noch der Sohn Valentin mit in das Weingut eingestiegen, das heute auf etwa 13 Hektar Wein erzeugt. Die Trauben werden von Hand gelesen und mit wilden Hefen vergoren, es wird nicht aufgezuckert oder geschönt und bei der Füllung nur wenn nötig minimal geschwefelt. Der Pinot Noir Champs Cadet wächst in einem von Wald umgebenen Weinberg unweit von Vézelay, wird aber als Bourgogne Rouge gefüllt. Die Trauben für den Chardonnay kommen aus der Appelation Mâcon Villages ganz im Süden vom Burgund und der Wein ist ziemlich neu im Portfolio. Ich weiß leider gar nicht, ob die Trauben aus eigenem Anbau sind oder aus Zukauf und habe dazu auch nichts online finden können. Es gab mal einen Mâcon Chardonnay und der zumindest war aus Zukauf. Ganz unabhängig vom Wein finde ich ziemlich schick, wie sie die Accents innerhalb der Buchstaben der Schriftart untergebracht haben und überhaupt finde ich die Typographie auf dem Chardonnay sehr schön.

Wir starten auch mit dieser Flasche. Da ist richtig viel Kernobst in der Nase, klar und saftig. Und genau so trinkt sich der Wein auch, da ist viel Frische und ein kleines bisschen Cremigkeit. Überhaupt ist das ganze Mundgefühl ein bisschen so wie das, was nach dem Biss in einen sehr reifen aber nicht überreifen Apfel so zurück bleibt. Minus die Schalenstücke zwischen den Zähnen natürlich. Über den Abend bleibt der Wein auch so, leicht cremig, frisch und mit viel Kernobst. Mir gefällt das sehr.

Am nächsten Tag hat sich das von Äpfeln zu diesen weißen, eingelegten Birnen entwickelt in der Nase. Und tatsächlich kommt das auch auf der Zunge an. Ich bin großer Birnenfan, deshalb mag ich das sogar noch ein bisschen mehr als am ersten Abend. Die Frucht ist gleichzeitig sehr klar und trotzdem irgendwie vielschichtig und mit Tiefe und obwohl inzwischen doch schon ein paar Weine zusammengekommen sind, die ich so probiert habe, bekommt mich so eine Frucht jedes mal. Schöner Wein.

Im Pinot findet man direkt nach dem Einschenken nichts als rote Beeren. Aber schon mit der ersten Portion Sauerstoff wird das erdiger und strukturierter. Der Gerbstoff ist ziemlich zurückhaltend und die Säure ist frisch. Lang ist das, schmeckt nach Kirschen, nach Beeren und hat ein bisschen Rauch. Der Wein wird dann über den Abend immer weicher, fruchtiger und dunkler im Aroma. Das ist extrem entspannt zu trinken und ist damit in seiner Art ziemlich ähnlich zum Pinot aus Neuseeland in der letzten Woche.

Wie schon beim Weißwein ändert sich die Frucht über Nacht und das, was sich am ersten Abend angedeutet hat, setzt sich fort. Hier wird diese Frucht noch dunkler, immer noch eine Idee beeriger und intensiver mit einer kräuterig-rauchigen Würze dabei und frischem Holz. Und auch dieser Wein trinkt sich total schön. Das ist klar und dicht in der Nase, die Säure ist frisch, das Tannin weich. Da ist keine unendliche Komplexität und die ganz feine Klinge ist der Wein auch nicht, das ist eher so ein kleines bisschen charmant rustikal an den Kanten und das ist okay so. Und in der Mitte federweich. Nur der Chardonnay, der gefällt mir heute noch einen Ticken besser.

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