10.9.2023

Chanterêves - Les Tuyaux 2019

Wir trinken aus Nuits Saint Georges eine Flasche Les Tuyaux 2019 vom Weingut Chanterêves.

Eigentlich war ein anderer Wein als Abschluss der kleinen Burgund-Reihe geplant, das hat leider nicht wie geplant funktioniert. Warum das nicht funktioniert hat, ist aber eine andere Geschichte für die nächste Woche. So ist es diese Flasche Pinot Noir geworden und ich kann schonmal vorweg nehmen, dass ich darüber am Ende alles andere als traurig bin. Und irgendwie passt das auch optisch als Fortsetzung der letzten Woche dank dem Jahrgang 2019 ganz gut, denn ab 2020 sieht das Label von Chanterêves dann anders aus. Ich persönlich mag ja diese reduzierten, auf die Schrift fokussierten Etiketten sehr und finde das auch schicker als die neueren Labels. Aber das ist, wie die ganze Weingeschichte, natürlich Geschmackssache. Chanterêves, das sind Tomoko Kuriyama und Guillaume Bott, die seit 2010 zusammen im Burgund Wein machen. Angefangen als Micro-Negoce mit Trauben aus Zukauf, konnten die Beiden 2020 mit knapp unter 5 Hektar eine größere Fläche erwerben. Die Trauben für diese Flasche wachsen in der Appelation Nuits-Saint-Georges im Norden des Burgund und ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie aus Zukauf stammen oder von eigenen Parzellen, vermute aber aus Zukauf. In jedem Falle werden die Trauben mit Stiel und Stängel spontan vergoren und dann für ein Jahr in gebrauchtem Holz ausgebaut. Gefüllt wird mit minimal Schwefel und ohne Filtration oder Schönung. Weinbereitung mit sehr wenig Intervention steht dazu noch auf dem Label, also noch ein Grund warum der Wein gut in diese Reihe passt.

Direkt nach dem Öffnen ist der Wein ein bisschen struppig in der Nase. Trotz den 14 % Alkohol wirkt das sehr kühl, leicht und elegant beim Riechen. Da ist feine Struktur, eine sehr elegante Frucht, die erst als frische Beeren startet und dann, je länger man einatmet, so ein bisschen zu Bonbbon wird, nur um beim nächsten Atemzug wieder frisch zu werden. Gleichzeitig wird die Struppigkeit durch Johannisbeeren ersetzt. Beim Trinken ist da jede Menge Zug und Saftigkeit und auch da viel Frische mit ganz feinem Gerbstoff weit hinten auf der Zunge. Das geht richtig gut los.

Über den Abend wird der Pinot weicher, beim Trinken und beim Riechen. Erdige Aromen kommen dazu, das bisschen Waldboden, das ich sehr gerne mag, ist jetzt auch da. Das Ruppige vom Anfang hat sich inzwischen so weit in den Hintergrund verzogen, dass man sich nicht ganz sicher sein kann, ob es eine verblassende Erinnerung vom Start des Abends ist oder wirklich noch im Wein. Vermissen tut man nichts, da sich das mit jedem Schluck schöner trinkt. Da ist die Frucht, rot und beerig, leicht floral, ein bisschen Rauch hier, ein bisschen Flieder da. Und das zusammen mit dem samtigen Gebrstoff, der Saftigkeit und der Feinheit ergibt mal wieder so eine Art innere Ausgeglichenheit und Ruhe. Wäre dieser Wein ein Mensch, dann säße er wohl in so einem Yoga-Schneidersitz auf einem Steg irgendwo am See, bei dessen Anblick allein mir alle Gelenke davon rennen wollen, und würde entspannt in die Ferne schauen. Ist aber eben nur Wein und so sitze ich, ziemlich glücklich, aber ganz normal in meinem Stuhl und genieße jeden Schluck.

Über Nacht wird der Wein gleichzeitig noch weicher und doch auch irgendwie würziger. Die Beeren und die leicht florale Ätherik bleiben, nur die 14 %, die bekommt er am zweiten Abend nicht mehr so gut versteckt wie noch am Vortag. Zumindest in der Nase spürt man die jetzt schon. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass doch alles im Wein eine Spur intensiver geworden ist. Und doch fühlt es sich beim Trinken jetzt noch frischer an als gestern. Lustig, wie sich diese Entwicklung manchmal entgegen zu stehen scheint. Man hat mehr Säure auf der Zunge und auch mehr Struktur, die dann mit dem Verblassen der Frucht immer weicher wird am Ende eines jeden Schluckes. Da ist ein bisschen Anis, etwas Holz und weiter Alles, was schon vorher da war. Das ist ein wunderschöner Wein und vielleicht mein Liebster der letzten Wochen. Mir gefällt das gerade wirklich sehr, was ein bisschen ärgerlich ist, da ich diese Flasche in einem gemischten Paket erworben habe und eine kurze Internetrecherche zeigt, dass der Nachkauf nicht so ganz einfach werden dürfte. Versuchen werde ich es trotzdem.

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