De Moor - Mont de Milieu 2018
Wir trinken eine Flasche De Moor Mont de Milieu 2018, die sich leider nicht wie geplant entwickelt hat, aber trotzdem interessant genug war um darüber zu schreiben.
Das hier wird ein Post irgendwo zwischen Frust, Verwirrung und Erstaunen und ich sage gleich vorneweg, dass das hier am Ende nicht als Weinbeschreibung für den Mont de Milieu taugen wird. Aber fangen wir vorne an. Eigentlich war diese Flasche als Abschluss der kleinen Burgundreihe gedacht. Ich mag die Weine von Alice und Olivier de Moor sehr gerne wie man beim letzten Mal schon lesen konnte. Dementsprechend viel Vorfreude hatte ich, einmal oben ins Regal gegriffen zu haben. Genau diese Vorfreude hat sich dann aber ziemlich schnell und sehr schaumig verabschiedet. Direkt beim Entkorken hat der Chardonnay angefangen zu blubbern. Und ich meine nicht leichte Restkohlensäure, die sich da irgendwo versteckt gehabt haben könnte, nein, ich meine mehrere Zentimeter durchaus stabiler Schaum in der Flasche und sehr unnachgiebig ausdauerndes Blubbern. Irgendwas in der Flasche hat sich also entschieden, nochmal eine Gärung zu starten. Man liest davon ja häufiger mal, aber trotz inzwischen einiger Flaschen mit wenig oder keinem Schwefel, die auch mehrere Jahre hier auf das Entkorken gewartet haben, ist mir selber das noch nie passiert. Ich gehe davon aus, dass der Wein ab Hof schon praktisch keinen Restzucker mehr enthalten dürfte. Eine Nachgärung unvergorenen Zuckers halte ich darum für unwahrscheinlich. Eine Möglichkeit wäre ein verzögerter BSA auf der Flasche. Was genau passiert ist, kann ich mangels Erfahrung aber schlicht nicht sagen. Da der Wein aber wild nach milchsaurer Gärung riecht, könnte das mit BSA schon hinkommen. In jedem Fall hat das entstandene Produkt nicht viel damit zu tun was es ursprünglich mal sein sollte und so wollte ich das nach dem ersten Riechen weder trinken noch darüber schreiben. Dass es trotzdem diesen Beitrag gibt, ist dem inneren Schwaben zu verdanken. Nach einer sehr frustreichen Stunde im Glas, wegleeren tut dann eben doch weh, fängt es langsam an interessanter zu werden. Und so habe ich entschieden ein Experiment zu starten, der ganzen Geschichte viel Sauerstoff in einer Karaffe auf Eis zu gönnen und einfach mal zu schauen was passiert. Und dieser Beitrag ist so etwas wie die kleine Selbsthilfegruppe für den frustrierten Naturweintrinker.
Wirklich jedes Glas an diesem Abend startet gleich. Trotz Karaffe und Zeit ist der allererste Eindruck wild, unsauber und irgendwie nach Joghurt. Gleichzeitig ist jeder Schluck echt lecker. Das ist frisch, hat etwas Zitrus, viel Länge und Saftigkeit und so gar keine Ähnlichkeit zu dem nach dem es riecht. Hier liegen Trinken und Riechen wirklich Meilen auseinander. Diese Zitrusnote entwickelt sich dann hinter dem Stinker auch in der Nase. Da ist ein bisschen gepufftes Getreide, etwas Nussiges und eine steinige Mineralik. Die unsaubere Joghurtnote bleibt aber. Und am Ende jeden Glases ist das ein Wein, der mich als weißer Natural und für irgendwie 15 bis 20 Euro glücklich machen würde. Nur mit dem, was ich hier erwartet habe und sehr sicher auch mit dem, was der Wein sein sollte, hat das eben nicht so viel zu tun.
Und weil es nicht viel zu verlieren gab, haben wir noch einen Rest in den zweiten Abend starten lassen. Da tut sich aber nicht so viel und eigentlich schmeckt und riecht es so wie schon am ersten Abend. Ich denke, dass ich ziemlich Glück hatte, dass überhaupt noch etwas lecker Trinkbares in der Flasche war. Nach dem was man so liest, kann das nach einer unerwünschten Nachgärung auch direkt ein Fall für den Ausguss sein. Trotzdem habe ich mir das natürlich anders vorgestellt. Und so sitze ich hier, zurück gelassen mit einer Mischung aus Enttäuschung und Verwirrung und verbuche diese Flasche unter zu teurem Experiment. Hoffentlich bleibt es für lange Zeit das Einzige dieser Art.
Ähnliche Beiträge
- Domaine Rougeot - Saint-Romain La Combe Bazin 2021
- Domaine Denis Carré - Auxey-Duresses Les Vireux 2021
- Goisot - Gondonne 2019