4.2.2024

Reichsrat von Buhl - Deidesheimer Paradiesgarten 2016

Wir trinken vom Weingut Reichsrat von Buhl eine Flasche Deidesheimer Paradiesgarten aus dem Jahr 2016.

Wenn die Rieslinggötter nach einer Opfergabe verlangen, dann tut man gut daran, dem einfach nachzukommen. Dieses Mal fällt die Wahl auf eine Flasche Deidesheimer Paradiesgarten aus dem von mir sehr geschätzten Jahr 2016. Reichsrat von Buhl ist sicher einer der bekannten Namen in der deutschen Weingutsszene und eins der großen Weingüter in Deidesheim in der Pfalz. Einen Teil trägt die lange Geschichte zurück bis 1849 bei, einen Teil der Ruhm der Lagen Pechstein, Kirchenstück und Ungeheuer. Und nicht zuletzt sicherlich auch, dass der Name von Buhl durch Richard Grosche und insbesondere Matthieu Kauffmann auf der Sektlandkarte so richtig eingeschlagen ist. Beide waren in der Verantwortung als der heutige Wein gekeltert wurde, beide sind heute nicht mehr bei von Buhl. Es gab viel Wirbel im Weingut in den letzten Jahren und zu den aktuellen Jahrgängen kann ich tatsächlich überhaupt nichts sagen, da ich sie nie probiert habe. Wie sehr sich diese Flasche heute also abseits aller sowieso vorhandenen Jahrgangsunterschiede auf die aktuellen Weine übertragen lässt, das kann ich nicht beantworten. Vielleicht schaffen wir es dieses Jahr ja mal wieder nach Deidesheim um das zu ändern. Ein Teil meiner ganz persönlichen Wahrheit ist aber auch, dass von Winning, Bassermann-Jordan und von Buhl auf der Reiseplanungsliste nicht mehr an der Position auftauchen würden, an der sie vor einigen Jahren bei mir noch aufgetaucht sind. Nicht weil ich denken würde, dass da schlechterer Wein gemacht wird als vor ein paar Jahren, aber mein Geschmack ist ein Anderer momentan. Nach Deidesheim würde ich trotzdem gerne mal wieder. Der Deidesheimer Paradiesgarten liegt eher im Westen des Ortes am Haardtrand und ist vom VDP als Erste Lage klassifiziert. Die Parzelle des Weinguts liegt in der Nähe des deutlich bekannteren Deidesheimer Langenmorgen und die Reben stehen hier auf Buntsandstein. Die Weinberge werden biologisch bewirtschaftet, es wird spontan vergoren und dann im großen, gebrauchten Holzfass ausgebaut.

Der Wein wirkt kühl und würzig in der Nase. Da ist gepufftes Getreide, und gold-gelbe, zitrische Frucht. Die Jahre auf der Flasche sind spürbar, aber toll eingebunden und tatsächlich dezenter als ich erwartet hätte. Inzwischen sind das ja auch 8 Jahre, die der Wein auf dem Buckel hat, und ich habe einige teurere Weine im Glas gehabt, die sich nicht annährend so gut gehalten haben. Wobei gehalten haben viel zu negativ klingt. Ob dieser Wein noch besser wird, ich weiß es nicht, und ausprobieren kann ich es auch nicht, weil wir mal wieder nur eine Flasche davon haben. Aber was ich weiß ist, dass es zum Gipfel nicht mehr weit sein kann. Ich bin gespannt wann das aufhört, aber zur Zeit funktioniert 2016 und Riesling immer noch ganz wunderbar für mich. Diese Flasche hat Alles, was ich von Riesling haben will. Da ist Frucht, da ist Stein und kräuterige Würze. Das ist saftig und cremig beim Trinken, sanft und trotzdem mit Zug. Jeder Schluck wird noch ein bisschen harmonischer, ein bisschen tiefer.

Und dass das einen Tag später genau so weiter geht, darf wohl mindestens als Hinweis gesehen werden, dass in der verschlossenen Flasche nicht morgen das Ende droht. Es wirkt noch eine Idee reifer jetzt, etwas dunkler in der Frucht, mehr Orange als Zitrone, zwei Tage im Obstkorb anstatt frisch geerntet. Aber mögen tue ich das so wie schon am ersten Abend. Die Flaschen von von Buhl, die wir jünger getrunken haben, waren immer ziemlich puristisch. Wenn der hier genau so war, dann ist das jetzt ein Fall von Altersmilde. Und das steht dem Riesling hervorragend. Fast sowas wie Wohlfühlwein, auch wenn da natürlich ordentlich Säure an der Zunge nagt. Was sonst noch an mir nagt, ist die Frage, was ich denn eigentlich noch mehr von einer Flasche Riesling wollen würde. Eine kurze Recherche sagt, dass wir 18 Euro bezahlt haben für diese Flasche. Nicht günstig, aber weit weg von teuer. Und auf dem inneren Rieslingklemmbrett setzt der hier an jede Zeile einen Haken. Klar, das GG da drüber ist sicher komplexer, noch intensiver, aber eben auch mindestens doppelt so teuer. Und klar, das GG da drüber wäre ein viel besserer Insta-Flex. Aber es ist selten geworden hier, dass die Rieslinggötter eine Opfergabe verlangen. Und ich bin mir nicht mehr sicher, ob es für mich da ein GG sein muss. Nicht wenn die Stufen darunter so schön sind.

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