Zwei Flaschen Bastian Beny
Wir trinken von Bastian Beny eine Flasche Cuvée Weiss und einen Sylvaner, jeweils aus 2021.
Die Flaschen von Bastian Beny sind die Sorte Wein, die mir irgendwo in den sozialen Medien über den Weg läuft, ich mir denke, dass das ja wirklich schick aussieht, dann nochmal irgendwo auftaucht und dann auf dem Tisch stehen muss. Und da stehen sie jetzt. Bastian hat ursprünglich als Koch gearbeitet, bevor er 2017 ins elterliche Weingut eingestiegen ist. Da lag der Fokus noch auf konventionell produzierter Fassware und Nebenerwerb. Bastian hat angefangen das umzustellen, den Dünger wegzulassen, Zwergschafe als Unterstützung anzuschaffen und die Weinberge in Richtung biodynamischer Bewirtschaftung zu entwickeln. 2023 war das erste Jahr mit Zertifizierung. Gleichzeitig hat er in Geisenheim studiert und bei verschiedenen Winzern wie Eva Fricke, Klaus Peter Keller und Wagner-Stempel Erfahrung gesammelt und gearbeitet. Zwei Jahre nach dem Einstieg, also 2019, haben Bastian und Freundin Gianna dann die ersten Trauben für die eigenen Weine geerntet. Das ist inzwischen auch schon wieder fast fünf Jahre her. Wir probieren zwei Weine heute, eine Flasche Cuvée Weiss, den Einstieg ins Sortiment, und einen Silvaner. Beide sind aus 2021. Die Cuvée Weiß besteht zur Hälfte aus Kerner, der zehn Tage auf der Maische vergärt. Der Rest ist Riesling und Weissburgunder. Im aktuellen Jahrgang 2022 ist statt Kerner Müller-Thurgau die Hauptrebsorte dieses Weins. Beides nicht unbedingt die Sorten mit dem größten Prestige, aber die Weinberge sind aus der Fassweinproduktion eben da. Und überhaupt haben wir in den letzten Monaten und Jahren hier im Blog mehr als ausreichend Weine beider Sorten gehabt, die mich total begeistert haben. Im Anschluss liegt der Wein für neun Monate in Holz und Edelstahl auf der Hefe bevor es mit ein bisschen Schwefel in die Flasche geht. Der Silvaner, geerntet von über 40 Jahre alten Reben, reift für eineinhalb Jahre unter einer Schicht aus Florhefe im Holzfass, was den Wein vor Oxidation schützt und man so eigentlich aus dem Jura oder von Sherry kennt und nicht unbedingt bei Silvaner aus Rheinhessen.
Wir starten mit der Cuvée. Die riecht ein bisschen wild, ein bisschen gelb und etwas nach Hefe. Und obwohl wir vor nicht allzulanger Zeit mehrfach Kerner im Glas hatten, möchte ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen und beurteilen, ob das jetzt besonders stark nach Kerner riecht oder nicht. Sind ja sowieso noch Riesling und Weissburgunder dabei. Der Wein trinkt sich super saftig, fast limonadig, aber am hinteren Ende der Zunge auch mit einer ordentlichen Portion Textur dabei. Das ist frisch, unkompliziert und tatsächlich einfach lecker.
Am nächsten Tag ist der Wein cremiger in der Nase und man meint die Textur, die man am Vorabend auf der Zunge gespürt hat, jetzt auch riechen zu können. Der erste Schluck überrascht dann mit einer inzwischen richtig knackigen Säure. Irgendwo zwischen Zitrone und grünem Apfel trinkt sich das noch schneller als sowieso schon. Und jeder Schluck bringt wieder mehr Textur und Kräuterigkeit mit. Der kleine Rest am dritten Abend macht da dann auch nahtlos weiter. Wieder mal ein Beispiel, dass denen, die aus Prinzip keine Weine kaufen mit Kerner, Trollinger, Müller-Thurgau und Co in der Flasche, so Einiges durch die Lappen geht.
Der Erstkontakt mit dem Silvaner dagegen ist anstrengend. Das riecht irgendwie unfertig so direkt nach dem Einschenken. Da ist nochmal deutlich mehr Hefe in der Nase und dahinter erstmal fast gar nichts. Aber die Erfahrung und auch dieser Wein zeigen, dass man mit gekonnter Handbewegung Abhilfe schaffen kann. Schwenken, schwenken, schwenken. Oder eben früh genug in eine Karaffe füllen. Die Hefe verschwindet dann. Der Wein ist dann auch erstmal gar nicht so weit weg von der Cuvée in der Nase. Etwas dunkler, ernster, irgendwie erwachsener. Da sind Kräuter, etwas Cassis und eine ganz ähnlich gelbe Frucht. Wenn ich nicht gelesen hätte, dass hier Florhefe im Spiel war, ich würde es erstmal nicht merken. Und auch beim Trinken wirkt der Silvaner erstmal ein bisschen reserviert. Schon saftig, aber nicht diese Art von “Ich will den nächsten Schluck”-Saftigkeit. Das zieht eher langsam die Spucke aus den Backentaschen. Dafür aber auch mit deutlich mehr Ausdauer. Und auch die Textur zieht sich viel weiter über die Zunge und mündet dann ganz langsam in einer salzigen Nussigkeit, die dann doch ihren Ursprung in der Florhefe haben dürfte. Das hat ein bisschen gebraucht, beendet den Abend aber beeindruckend.
Und mit einem Tag an der Luft könnte man das bei flüchtigem Vorbeiriechen dann tatsächlich auch für Savagnin aus dem Jura halten. Nicht der, der nicht beigefüllt wird, aber so ein etwas milderer Vertreter durchaus. Einzelne Aromen picken ist fast unmöglich, das ist mehr Gesamtkunstwerk als irgendetwas Anderes. Da sind weiter die Kräuter, die Frische und das Salz. Deutlich Salz ist da inzwischen von den Lippen bis zur Zungenmitte. Die Säure ist karger als in der Cuvée, nicht so fruchtig, irgendwie mehr geradeaus und mit mehr Struktur und Textur außen rum. So ein bisschen wie beim Apfelessen ins Kerngehäuse beißen. Nur salzig eben. Ich spiele mit dem Gedanken mir nochmal eine Flasche nachzubestellen um rauszufinden wie das mit Reife schmeckt. Fragen kann man da ja noch niemanden, dafür gibt es diesen Wein schlicht noch nicht lange genug. Und auch hier geht das beim kleinen Rest am dritten Abend gerade so weiter. Kräutertee in der Nase, weniger Gerbstoff jetzt, mehr Grapefruit als Zitrone, und tatsächlich inzwischen sehr saftig. Das ist ein wirklich großartiger Wein und einer der interessantesten Silvaner bisher.