21.4.2024

Zwei Flaschen Scherer & Zimmer

Wir trinken von Scherer und Zimmer aus Bad Krozingen eine Flasche Ton Steine Mergel Weiß 2022 und einen Spätburgunder Kxrchbxrg ohne Jahrgang.

Hätten wir im letzten Jahr ein paar Wochen früher von der frei.Wein in Freiburg erfahren, dann hätte es vielleicht zeitlich geklappt. So war es leider zu kurzfristig und das ist ziemlich schade, da ein Besuch in Freiburg eigentlich immer lohnt, egal, ob Veranstaltung oder nicht. Wären wir vor Ort gewesen, dann hätten wir die Weine von Felix Scherer und Michael Zimmer probieren können. Die Beiden machen seit 2011 Wein in Bad Krozingen in Baden, nur ein kleines Stück südwestlich von Freiburg, weit im Südwesten der Republik. Kennen gelernt haben sie die Zwei in der Lehre im Saatsweingut in Freiburg, haben dann in Geisenheim studiert und sind schließlich in Bad Krozingen gelandet. Das, was dann aus den biodynamisch bewirtschafteten Weinbergen in der Flasche landet, ist ziemlich vielfältig und teilweise auch ziemlich experimentierfreudig. Natürlich gibt es Gutedel, aber es gibt auch Gutedel aus Maischegärung. PetNat gibt es, Pinot Brut Nature mit drei Jahren Flaschenreife gibt es aber auch. Dass wir diese Weine überhaupt probieren heute, liegt daran, dass Social Media tatsächlich mal Nutzen hatte. Andreas hat es im Gegensatz zu uns zur Messe geschafft und mir anschließend den Tipp gegeben, dass ich das mal probieren sollte. Ein guter Tipp, so viel kann ich schonmal vorweg nehmen. Auf dem Tisch steht heute, wie man im Titelbild sehen kann, eine Flasche Ton|Steine|Mergel Weiss aus 2022, eine Cuvée aus Müller-Thurgau, Weissburgunder und Muskateller. Der Wein wird spontan vergoren und reift dann im gebrauchten Holzfass. Außerdem trinken wir einen Spätburgunder Kxrchbxrg, der weder auf der Flasche noch auf der Homepage ein Jahr trägt. Der Wein steht für zwei Wochen auf der Maische, wird ebenfalls spontan vergoren und liegt dann ein Jahr im gebrauchten, kleinen Holzfass. A propos Titelbild, ich finde die Labels richtig schick und anstatt schnöder Vorder- und Rückseite gibt es drei Etiketten auf der Flasche. Genau das Richtige für mich bekennenden Etikettentrinker also. Obwohl ich gar nicht wissen will, wie ätzend das sein muss, die drei Aufkleber sauber auf die Flaschen zu kleben.

Der Ton|Steine|Mergel riecht wie Limo im ersten Moment. Super frisch, ein bisschen Exotik dabei und viel Zitronenverbene. Ich bin kein Fan von Muskateller, überhaupt nicht, aber irgendwie mag ich das. Vielleicht ändert sich mein Geschmack mal wieder, oder das passt heute einfach gut, so genau weiß man das ja nie. So richtig offensiv duftig ist der Wein dann aber natürlich auch nicht. Vor Allem beim Schwenken entwickelt er einen ziemlichen Stinker. Vielleicht gefällt er mir ja deshalb so gut. Der Wein trinkt sich wie er riecht. Saftig, klar, und ziemlich limonadig. Wenn wir hier im Blog nicht allen Weinen bewusst zwei Tage Zeit geben würden, würde die Flasche jetzt einfach verschwinden.

Für mich wäre das auch erstmal die bessere Wahl gewesen so einen Tag später. Die Mittrinkerin widerspricht aber deutlich. Es wird mehr Natural in der Nase und auch im Mund. Mehr Gerbstoff, mehr Struktur und gerade die Säure ist deutlich wilder geworden. Da ist weniger Muskateller jetzt, und, ich hätte niemals gedacht, dass ich das mal sage, aber er fehlt mir ein bisschen. Gegenüber am Tisch ist genau diese Veränderung aber Grund zu Freude. So ist das manchmal halt. Und auch in meinem Glas machen die Frische und der Zug weiter Spaß, nur eben nicht mehr ganz so viel wie am ersten Abend. So richtig schlimm ist das also nicht und überhaupt kommt ganz unerwartet die verloren geglaubte Duftigkeit mit mehr Sauerstoff wieder zurück. Je länger der zweite Abend dauert, desto mehr Limo ist wieder im Glas.

Der Spätburgunder startet mit Kirsche. Dazu ein bisschen Würze und etwas Holz. Eigentlich aber vor Allem Kirsche. Und wenn man trinkt, dann ist das da genauso. Und je länger die Frucht auf der Zunge liegt, desto mehr Kirsche wird es. Da kommt erst ein bisschen Tannin, dann Säure und dann Kirsche. Aber was für eine Kirsche. Manchmal hat man das ja im Wein, dass es nicht nur die Erinnerung an etwas ist, oder der Eindruck von etwas, sondern dass es für ein paar Momenten lang genau das Ding ist. The Real Deal sozusagen. Mal ist das ein grüner Apfel im Weißwein, oder Oliven im Syrah, und hier, hier sind es Kirschen. Dieser feine Grip aus Schale und Fruchtfleisch, die Saftigkeit, der Geschmack. Als hätte man gerade frische Kirschen gegessen. Wunderschön und ich kann mich nicht erinnern, das mal so im Wein gehabt zu haben.

Obwohl sich die Nase am zweiten Abend ziemlich verändert hat, bleibt dieses Gefühl gerade auf ein paar Früchten rumgekaut zu haben erhalten. Riechen tut der Spätburgunder jetzt irgendwie ernster, reifer. Da ist mehr Erde, mehr Dreck und mehr Würze. Weniger Frucht und dafür Marzipan, Kräuter und altes Leder. Einfach dichter und intensiver ist es jetzt. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich den ersten oder den zweiten Abend mehr mag. Was ich sicher weiß ist, dass die Weine eine echte Entdeckung sind und der Spätburgunder kostet dann auch noch gerade mal 14 Euro ab Hof. Wir haben gerade nochmal nachbestellt.

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