19.5.2024

Zwei Flaschen Christopher Barth

Wir trinken von Christopher Barth eine Flasche Silvaner Alte Reben 2020 und eine Flasche Zwei Zimmer, Küche, Barth aus 2021. Der beste Weinname der Welt.

Chris Barth hat das Weinnamengame durchgespielt. Was soll da auch noch kommen nach zwei Zimmer, Küche, Barth. Als ich gehört habe, wer bei der nächsten Karlsruher Weinsause von Schmelz, Perlage und Bodensatz zu Gast sein würde, dachte ich erst an das Sektgut vom Rhein und dann nach kurzer Klärung “Ah, der Zwei Zimmer Barth”. Krämer kommt übrigens auch. Das wird super. Jedenfalls hat sich der Name, seit ich das zum ersten mal irgendwo gelesen hatte, so stark in meinen Kopf gebrannt, dass er eigentlich mental schon zum Weingut geworden ist. Und gleichzeitig hatten wir noch nie einen Wein von Christopher im Glas. Zeit das zu ändern, auch als vorbereitende Bildungsmaßnahme für Juli, weil Krämer kennen wir ja schon und sonst wäre das irgendwie unfair. Die Veranstaltung ist schon ausverkauft, aber soweit ich weiß, gibt es eine Warteliste, falls jemand absagt. Die Jungs direkt kontaktieren schadet also vermutlich nicht. Christopher Barth hatte mit Weinbau erstmal nichts zu tun. Als sein Onkel verstarb und dessen Weinbau dadurch vor dem Ende stand, hat Chris sich entschlossen, das Weinmachen fortzuführen. Hinter der grünen Türe, die auch die Etiketten schmückt, werden die Trauben von etwa 7 Hektar Fläche zu Wein. Die Reben wachsen in biodynamischer Bewirtschaftung in Weinbergen rund um Alzey und Weinheim. Know-How aus Winzerausbildung und Studium in Geisenheim helfen beim kontrollierten Wenigtun, wie man das halt so macht, als Naturalwinzer. Der Zwei Zimmer 2021 ist der Einstieg ins Sortiment. Eine Cuvée, bei der ich aber gar nicht so genau weiß, was drin ist und Google ist sich auch nicht ganz einig. Irgendwas zwischen Huxelrebe, Scheurebe, Riesling, Müller-Thurgau, Sauvignon Blanc und Weissburgunder. Ich werde im Juli nachfragen. So ganz tragisch ist das Unwissen aber nicht, denn ich spotte immer über Mama, wenn sie ihre liebliche Huxelrebe trinkt. Nicht auszudenken, wenn ich das selber im Glas hätte. Die zweite Flasche ist ein Silvaner Alte Reben aus 2020.

Der Zwei Zimmer ist mehr Zitruslimo als Wein, aber mit ordentlichem Naturaleinschlag. Da ist ein bisschen Apfelmost mit angelaufener Schale, ein bisschen Zitronenmelisse und ein bisschen Sour. Sowas wie Whisky Sour, nur ohne den Whisky, aber das, was die Zitrone da drin macht und die Würze dabei. Überhaupt ist da ganz viel Zitrone, die super saftig an der Zunge und den Backen zieht. Das ist richtiger Saufwein und das wird ganz großartig im Sommer auf der Dachterasse funktionieren.

Über Nacht wird es wilder. Manchmal mag ich das und heute ist so ein manchmal. Da ist jetzt weniger Zitrone und es fühlt sich auch ganz anders an. Weniger Zing, irgendwie weicher und das was am ersten Abend im Hintergrund charmant vor sich hin gestunken hat, hat man beim Schlürfen jetzt auch im Geschmack. Wäre heute nicht so ein manchmal, würde ich das Glas still über den Tisch schieben. So schenke ich mir nochmal einen großen Schluck nach. Aber die Zitrone fehlt mir.

Der Silvaner ist Kontrastprogramm. Beim ersten mal ins Glas riechen ist da ziemlich viel Toffee, das dann aber super schnell wieder verschwindet. Dahinter kommt kernige Streuobstwiese, ein paar unreife Früchte, ein paar Früchte warten aber auch überreif und matschig auf die nächste Wespe. Dazwischen sind Kräuter und Struktur. Dass der Wein sich dann so saftig trinkt kommt einigermaßen unerwartet. Und auch da ist diese Mischung aus reifer und knackiger Frucht mit all ihrer Textur. Ich werde den Eindruck nicht los, dass sich das im Glas noch gerne eine Weile sortieren wollen würde, dass da irgendwas noch fehlt. Und ganz langsam wird es immer mehr zu Mundgefühlswein, der einen zum Schmatzen bringt. Sehr schön.

Ganz im Gegensatz zum anderen Wein verändert sich der Silvaner kaum. Das bleibt Strukturwein, der sich ganz langsam vor sich hin entwickelt. Vielleicht reicht der Sauerstoff in der Flasche dafür nicht, vielleicht macht er das auch einfach lieber im Glas. Wer weiß das schon. Es kommt ein Touch Cremigkeit dazu, aber ausmachen tut den Wein die Textur, die den Mund zusammen zieht. Es muss das Gefühl sein, das das tut, die Erinnerung an irgendwas, weil Säure, die das sonst oft macht, die ist kaum im Wein. Und während man so beobachtet ist ein Glas ziemlich warm geworden. Irgendwie hat das seinen eigenen Charme. Es wird noch intensiver dadurch, aber nie breit oder verwaschen. So ein bisschen Hefegebäck ist da im Wein, entfernt noch das Kernobst. Nur das Toffee, das ist nie wieder gekommen. Ein wirklich toller Silvaner.

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