8.9.2024

Domaine Denis Carré - Auxey-Duresses Les Vireux 2021

Wir trinken eine Flasche Chardonnay Auxey-Duresses Les Vireux 2021 der Domaine Denis Carré aus dem Burgund.

Eine Flasche Auxey-Duresses Les Vireux 2021 von der Domaine Denis Carré auf einem Holztisch. Im Hintergrund steht ein Weinglas vor einem Stapel Kochbücher, im Vordergrund liegt ein Korken an einem Kellnermesser.

Die letzten vier Wochen Burgunder im Glas haben mir ein bisschen zu viel Spaß gemacht, als dass ich jetzt damit aufhören wollen würde. Ein bisschen Abwechslung gibt es dann aber doch. Zum Einen werden die nächsten Flaschen Burgunder tatsächlich aus dem Burgund kommen und zum Anderen werden sie nicht ausschließlich rot sein. Das bedeutet also Chardonnay. Zumindest dieses mal. Aligoté kommt irgendwann ganz sicher auch wieder ins Glas. Mir geht es so, dass sich Etiketten aus dem Burgund ein bisschen anfühlen wie ein Dejavu. Man hat das schonmal gesehen, gehört oder gelesen, aber so richtig greifen lässt es sich nicht und gefühlt wird das Loch im Kopf beim angestrengten Nachdenken immer größer. Namen von Orten und Lagen gibt es im Burgund schließlich wie Sand am Meer. Die klingen, anders als hier, aber immerhin meistens irgendwie edel. Eine Tatsache, die auch darin ihren Ursprung haben könnte, dass meine französischen Sprachkenntnisse nicht genug hergeben um das burgunder Äquivalent eines Kreuznacher Krötenpfuhls erkennen zu können. Und vielleicht auch daran, dass die ganz ganz großen Namen so ein bisschen abfärben auf die etwas kleineren Lagen. Trotzdem hätte ich gerne ein klareres Bild im Kopf, wenn so ein Etikett an mir vorbei zieht. Zeit etwas dazu zu lernen.

Auxey-Duresses ist eine kleine Gemeinde, die nordwestlich mehr oder weniger direkt an Meursault angrenzt, mit etwas über 130 Hektar in der gleichnamigen Appelation. Etwa zwei Drittel der Fläche sind mit Spätburgunder bestockt, ein Drittel mit Chardonnay. Südlich des Ortes liegt dann der Weinberg Les Vireux am Hang direkt unter einem Wäldchen mit Blick gen Osten. Das war vor gar nicht so langer Zeit vermutlich eine eher unbeliebtere Ausrichtung, da weniger Sonne an den Weinberg kommt. Jetzt mit der Klimaerwärmung ist das dann aber wohl Cool Climate. Wenn man nicht aufpasst und ein paar Schritte zu weit geht, dann steht man übrigens schon in Meursault. Die Flächen sind kleinteilig, die Grenzen so wie sie eben sind und manchmal entscheiden zwei Rebzeilen über ein paar Hundert oder Tausend Euro pro Flache. Verrückt. Denis Carré gründet 1975 zusammen mit seiner Frau im noch kleineren Örtchen Meloisey etwas nördlicher sein Weingut, ganz ohne Rebbesitz. Inzwischen bewirtschaften die beiden Kinder Gaëtane und Martial die nach und nach zusammengekommenen 12 Hektar der Domaine, die seit ein paar Jahren auch biozertifiziert ist.

Der Wein hat ein bisschen Holz und einen feinen Schmelz in der Nase, zusammen mit einer leichten Reduktion, bei der man das Gefühl hat, dass sie sich beim Schwenken wie ein Vorhang zur Seite schieben lässt nur um dann wieder aufzutauchen wenn das Glas ein paar Minuten steht. Das ist ziemlich cool so. Da ist viel Zug im Mund, die Frucht startet mit wenig Kernobst, wird dann immer mehr und intensiver zur Birne bis sie es sich mit leicht schaligem Gerbstoff auf der Zunge bequem macht. Und nach dem Schlucken bleibt es salzig, mineralisch liegen. Ganz dicht und trotzdem super fein, frisch und mit jedem Schluck knackiger. Wir haben in letzter Zeit, und ganz besonders bei der Maxime Open, immer wieder deutschen Chardonnay im Glas gehabt und auch wenn da viele gute Weine dabei waren, diese mühelose Tiefe, die Eleganz mit ganz feiner, perfekt dosierter Reduktion und dieser kühle Zug, da muss man schon suchen.

Es passiert wenig über Nacht. Der Wein bleibt präzise, knackig und glasklar. Es macht eher zu als sich zu öffnen, wird ein bisschen schmallippiger, unnahbarer. Dass Schwenken ein Fenster im Wein aufmacht, das passiert direkt aus dem Kühlschrank erstmal nichtmehr. Da haben wir sie wieder, die gefühlte Rückwärtsentwicklung in der Zeit, die uns schon bei den Spätburgundern vor Rätsel gestellt hatte. Es wird karger, die Struktur und das Mundgefühl übernehmen anstelle der Frucht, das Holz, das bisschen Reduktion geben jetzt den Ton an. Die Frucht blitzt nur noch in Anklängen hier und da als Birne oder Zitrus auf. Einen großen Einfluss hat auch die Temperatur. An einem warmen Abend wie diesem schenke ich lieber ein paar Grad zu kalt ein. Warm wird es von selbst. Das macht die Frucht dann gelber, den Wein wieder etwas offener aber irgendwie auch kräftiger in seiner Tanninstruktur. Ich sehe davon ab, mit dem Kerntemperaturthermometer im Glas zu rühren und weiß deshalb nicht wirklich wie warm der Inhalt ist. Mein liebster Schluck war aber der nach einer halben Stunde auf dem Wohnzimmertisch, der sich zwar noch leicht kühl, aber nicht mehr kalt anfühlte. Was immer das im Dachgeschoss in Zahlen bedeuten mag. Da war er am offensten, am charmantesten, ohne auch nur einen Tick Präzision eingebüßt zu haben. Das ist wirklich gut und die perfekte Fortsetzung der letzten Wochen.

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