15.9.2024

Domaine Rougeot - Saint-Romain La Combe Bazin 2021

Weiter geht es durchs Burgund mit dieser Flasche Saint-Romain La Combe Bazin 2021 von der Domaine Rougeot Père et Fils.

Eine Flasche Saint-Romain La Combe Bazin 2021 von der Domaine Denis Rougeot auf einem Holztisch. Im Hintergrund steht ein gefülltes Weinglas vor einem Stapel Kochbücher, im Vordergrund liegt der passende Korken an einem Kellnermesser.

Nicht einmal drei Kilometer Luftlinie liegen zwischen den Weinbergen der letzten Woche und dem Wein heute. Wir sind demnach immer noch im Burgund unterwegs und auch noch in der selben Gegend. Einfach die Straße weiter von Meursault kommend, durch Auxey-Duresses und dann in Richtung Saint-Romain, dann liegt das Climat Combe Bazin rechts den Berg hoch. Statt nach Osten wie in der letzten Woche, schauen hier die Reben in Richtung Süden beziehungsweise Südwesten, was schon alleine von der Sonnenausbeute einen ziemlichen Unterschied macht. Ansonsten ist Saint-Romain flächenmäßig etwas kleiner als Auxey-Duresses, die genauen Zahlen schwanken je nach Quelle und Jahr und dürften mit dem aktuellen Jahrgang irgendwo knapp unter 150 Hektar liegen. Es werden etwas mehr weiße Trauben als rote Trauben angebaut, für die es weder Grand Cru noch Premier Cru Lagen gibt. Das Climat darf aber aufs Etikett und bei der heutigen Flasche steht es da auch drauf. Wann wie wo was aufs Etikett darf, ist nicht ganz so einfach und irgendwo zwischen Politik und historisch gewachsen, beides Begriffe, die ich auf der Arbeit für eine ganz spezielle Art von Sachverhalt benutze. Irgendwann lese ich mich da aber mal noch richtig ein. Für heute reicht, dass da La Combe Bazin 2021 steht.

Marc Rougeot führt das Weingut zusammen mit seinem Sohn Pierre-Henri in dritter beziehungsweise vierter Generation. Die Beiden verantworten etwa 13 Hektar Rebfläche rund um Meursault, die im Jahr 2020 auf biologischen Anbau umgestellt worden sind und mit dem Jahr 2021 die Umstellung auf biodynamische Bewirtschaftung begonnen haben. Der Chardonnay von bis zu 90 Jahre alten Reben wird von Hand gelesen, direkt bei Ankunft gepresst und dann zwei Tage gekühlt gelagert bis sich das grobe Sediment abgesetzt hat. Anschließend geht es zur Vergärung direkt ins Fass um dann im Barrique für 18 Monate ausgebaut zu werden. Dabei sind 15% neue Fässer, die verbleibenden 85% sind zwischen einem und vier Jahren alt.

Da ist viel kerniges Streuobst in der Nase, eher kühl und straff und ziemlich eng beisammen alles. Dahinter erahnt man ein paar Kräuter und ein Touch Holz, aber der Wein ist so direkt nach dem Entkorken noch ziemlich schweigsam. Beim Trinken ist viel Textur auf der Zunge, dann kommt Säure und super viel Saftigkeit, die vor allem hinten raus so viel Zug entwickelt, dass sich das trotz zurückhaltender Nase von ganz alleine trinkt. Zügeln sollte man sich, denn sonst verpasst man leicht, wie lange der Wein noch auf der Zunge bleibt. Gefühlt minutenlang teilen sich Holz und Zitrusfrucht den Platz auf der Zungenmitte. Vielleicht ist das die ganz hohe Kunst des Weinmachens, einen Wein auf die Flasche zu ziehen, der minutenlang liegenbleibt und sich doch so einfach trinkt. Ein Wein, der die eigene Geduld auf die Probe stellt, die Grenzen testet. Nachschmecken gegen Nachschenken im ultimativen Duell. Beindruckt sein gegen weitertrinken. Der Chardonnay wird während man mit sich selbst ringt immer nussiger und kräuteriger in der Nase. Das ist schon sehr schön. Ganz anders als der Auxey-Duresses letzte Woche, kerniger, intensiver, voller und ohne Reduktion. Das ist weder schlechter noch besser. Das ist einfach anders.

Und es wird noch kerniger über Nacht. Beim Riechen schon, aber so richtig dann auf der Zunge. Da bleibt das Apfelkerngehäuse einfach liegen und will gar nicht mehr verschwinden. Das ist so balanciert, so ausgewogen und mit einer inneren Harmonie ausgestattet, die das Auseinandersezieren einzelner Aromen ganz schwer und gleichzeitig auch irgendwie komplett überflüssig macht. Das ist Gesamterlebnis und keine Aromaschnitzeljagd. Überhaupt sind 80% dieser Flasche das Gefühl auf der Zunge und nicht wie es riecht. Hier eine Mirabelle, da Würze, dort Stein, das Kerngehäuse und die Saftigkeit. Ich frage mich, wie viel Unterschied der Winzer macht, im Vergleich zum Wein der letzten Woche und wie viel die Lage. Das Weniger an Reduktion ist sicher der Winzer, das Kernigere, etwas Vollere aber vielleicht die andere Ausrichtung. Die zusätzliche Sonne, die der Blick nach Südwesten bringt im Vergleich zum nach Osten ausgerichteten Waldrand. Um das so richtig herauszufinden müsste man wohl mal beide Sortimente relativ komplett nebeneinander probieren. Ein Gedanke, von dem ich mich direkt wieder verabschiede. Burgund wird ein Schlussverkauf hier, eine spannende Einzelflasche dort und eine Restflasche da bleiben. Das ist okay. Und so eine ganze Flasche ist für mich tatsächlich immer irgendwie schöner als 10 kleine Schlucke auf einer Probe. Auch wenn der Blick dadurch nicht ganz so weit schweifen kann. Dieser Flasche kann das alles ganz egal sein. Die ist wunderschön und jetzt sowieso leer.

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