12.1.2025

Zwei Flaschen Muri

In dieser Woche gibt es zwei alkoholfreie Sprudler von Muri: Yamilé mit Himbeere und geräuchtertem Rhabarber und Passing Clouds mit floralen Noten und weißer Johannisbeere.

Auf einem Holztisch stehen zwei Flaschen alkoholerfreie Schäumer von Muri. Ein Yamilé und ein Passing Clouds. Im Hintergrund sind ein Weinglas und ein Bücherstapel zu sehen.

Muri hatte ich schon lange auf der Liste der Dinge, die ich mal probieren wollte. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich die Flaschen das erste Mal irgendwo gesehen habe, aber die Kombinationen an Zutaten klangen jedes Mal, wenn mir das über den Weg lief, spannend und irgendwie außergewöhnlich. Gleichzeitig waren es ziemlich sicher die ersten Flaschen alkoholfreie Alternative, bei denen ich mir beim Preis gedacht habe, dass das ganz schön ambitioniert ist. Muri entspringt der Fine Dining Szene in Kopenhagen, Dänemark. Genau das Kopenhagen, das mit dem Noma lange die Speerspitze der New Nordic Cuisine beherbergte. Nicht, dass ich mal da gewesen wäre. Aber der Einfluss der Produktküche, des Fermentierens, der Lokalität und auch der häufige Fokus auf mehr oder weniger wilde Naturweine hat weltweit seine Spuren hinterlassen. Und aus genau dieser Gastro-Ecke und dem Bedarf an spannenden Getränken für eine Speisenbegleitung ohne Alkohol entspringt Muri, das von Murray Paterson 2020 gegründet wurde. Die Getränke basieren allesamt auf fermentierten Bestandteilen, Kräutern und Früchten, die möglichst lokal in Kooperation mit dänischen Landwirten bezogen werden.

Wir probieren aus dem Sortiment heute eine Flasche Passing Clouds und eine Flasche Yamilé. Auch diese beiden Flaschen sind mit jeweils 0,4 Volumenprozent nicht komplett ohne Alkohol. Es ist aber so nah dran, dass die Getränke als alkoholfrei beworben werden dürfen und auch Fruchtsaft enthält oft ein kleines bisschen Alkohol, da die Vergärung in den Früchten nicht gänzlich auf die Verarbeitung wartet. Wo gehobelt wird fallen Späne und wo gegoren wird fällt Alkohol an. Sauerteig und Sauerkraut sind auch da keine Ausnahme. Wer wirklich eine Flasche ganz ohne möchte, der muss deshalb darauf achten, dass 0,0 % auf der Flasche steht und wer wirklich ganz ohne will, der weiß das aber vermutlich sowieso schon. Passing Clouds basiert auf fermentierten Stachelbeeren, weißem Johannisbeerwein, Quittenkefir, Jasmintee, Geranie und Waldmeister-Kwas. Yamilé auf Himbeeren aus einer Kohlesäuregärung, Stachelbeermet, geräuchtertem Rhabarber, Goldrute und Pfefferkefir. Viele Zutaten also. Wem der Name Yamilé bekannt vorkommt, der liegt vielleicht richtig. Yamile Abad, die als Kellermeisterin beim Staffelter Hof war und deren SCOBY, der sogar schonmal als Hintergrund eines Blogposts dienen durfte, immer noch hier in der Küche lebt, brachte Muri auf die Idee der Kohlesäuregärung. Und durfte dann als Namenspatin fürs Getränk dienen.

Mit dem Yamilé starten wir auch. Der riecht nach viel Himbeere, irgendwo zwischen vollreif und Bonbon. Dann kommt Honig und je mehr man die Nase ins Glas hält, desto mehr riecht es nach Erkältungssirup. Der Rauch ist weit im Hintergrund und ich bin mir manchmal nicht so sicher, ob ich ihn wirklich rieche oder nur denke, dass ich ihn rieche weil ich weiß, dass er da sein müsste. Es schmeckt dann auch nach Erkältungssirup und wie so oft bei solchen Beschreibungen klingt das nicht besonders nett, ist aber sehr lecker. Auf die Zunge legt sich Honig und Kräutersirup und es fühlt sich dabei gleichzeitig weich und intensiv an. Wenn ich meckern müsste, dann, dass da mehr Zug sein könnte. Obwohl die 55 Gramm Restzucker auf den Liter für ein alkoholfreies Schaumgetränk erfreulich trocken sind, fehlt mir irgendwie ein bisschen Zing. Tiefe hat es aber und die fehlt ja oft ohne Alk. Da zahlt sich die ganze Fermentiererei dann eben aus. Ohne die bekäme man das nämlich so nicht auf die Flasche. Man schmeckt einfach, dass da hinter der Frucht und der Säure und den Aromen noch was kommt, so ein bisschen Umami und Tiefe eben. Ich mag das gerne.

Passing Clouds erinnert intensiv an Quitte. Da ist etwas Gelbes in der Nase, da sind Kräuter, vermutlich der Waldmeister, und je mehr man trinkt, desto herber wird es. Die Quitte, die die ersten Momente komplett dominiert hat, rückt langsam in den Hintergrund. Und auch hier liegt hinten auf der Zunge so eine Tiefe, die man nur durchs Fermentieren bekommt. Da ist Honig und tatsächlich eine blumige Note. Die weiße Johannisbeere spüre ich mehr in der Säure, als dass ich sie tatsächlich schmecke oder rieche. Zumindest vermute ich, dass das aus der Johannisbeere kommt, denn in den letzten johannisbeerhaltigen Schäumern war immer richtig Rambazamba auf der Zunge. Es fühlt sich noch trockener an als Yamilé, sicher auch wegen dem Mehr an Säure, denn die 10 Gramm weniger tatsächlichen Restzucker würde ich vermutlich nicht rausschmecken. Auch den hier mag ich sehr und er erinnert mich ein kleines bisschen an den Riesling, Jasmin, Verbene Juicy Tea von Van Nahmen. Eben mit mehr Tiefe und Komplexität.

Trotzdem bringt mich das zum Elefanten im Raum. Ich glaube nicht, dass ich nachkaufen werde. Keine Frage, das ist richtig gut. Da steckt sicher richtig viel Arbeit drin, viele Zutaten, viel blubberndes Zeug. Und das Ergebnis ist in beiden Fällen beeindruckend gut. So viel Tiefe hatte noch kein einziger alkoholfreier Schäumer bisher. Aber ich glaube um richtig aufzudrehen braucht es vielleicht die Umgebung aus der es dann auch kommt. Das besternte Tastingmenü, den Tischservice, das Event. Hier zu Hause schnöde auf dem Sofa macht es für mich ganz persönlich nicht genug extra zu eben einer Flasche Juicy Tea. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein Banause.

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