1.6.2025

Man O' War - Valhalla 2020

Wir trinken eine Flasche Chardonnay Valhalla 2020 von Man O' War aus Neuseeland.

Auf einem Holztisch steht eine Flasche Valhalla Chardonnay 2020 vom Weingut Man O' War. Im Hintergrund sind ein Weinglas und ein Bücherstapel zu sehen.

Fast zehn Jahre ist es inzwischen her, dass mir Man O’ War in den WRINT Flaschen das erste mal über den Weg gelaufen ist. Verrückt, wie die Zeit vergeht. Es müsste auch tatsächlich etwas weniger lange her gewesen sein, da wir das Paket in leicht anderer Zusammenstellung nachgetrunken haben. Aber auch der Dreadnaught Syrah war so gut, dass die Weine vom anderen Ende der Welt immer mal wieder auf dem heimischen Tisch zu finden sind. Einfach Manowar und Valhalla zur Nachforschung in die Suchmaschine des Vertrauens einzutippen funktioniert dabei ohne sonstigen Kontext nur so leidlich gut. Zumindest wenn man nicht vorhatte Heavy Metal aus den 80ern auf die heimischen Lautsprecher zu funken. Mit etwas mehr Kontext klappt es dann aber. James Cook, der in einer der Buchten der Waiheke Insel unweit von Auckland in Neuseeland im 18. Jahrhundert vor Anker ging, gab eben dieser Bucht den Namen Man O’ War und deshalb heißt das Weingut heute so. Die großen Roten sind nach Schiffsklassen benannt, das Chardonnay Aushängeschild heißt Valhalla. Und zumindest von da ist dann der Sprung zum Metal ein kleiner.

Man O’ War wurde 1993 gegründet und bewirtschaftet inzwischen über 60 Hektar Rebfläche, hat Olivenbäume und Bienenvölker und wirkt außerdem an der lokalen Aufforstung von Buschgebieten mit. Das Klima in den Weinbergen ist natürlich geprägt von der kleinen Insel und dem Wind. Der Valhalla wird aus den besten Fässern verschiedener Weinberge gekeltert. Die Trauben, die auf Kalk- und Vulkanböden wachsen, werden von Hand gelesen, spontan vergoren und anschließend wird der Wein in größeren Holzfässern mit etwa einem Viertel Neuholzanteil ausgebaut. Gefüllt wird, wie in Neuseeland üblich, unter Schraubverschluss. Im Vergleich zu hier ist der Wein auch ein halbes Jahr älter als man erwarten würde, da Sommer und Winter auf der Südhalbkugel verschoben sind. Aber je länger der Wein auf der Flasche reift, desto kleiner wird dieser Unterschied.

Holz hat der Wein und in den ersten Momenten auch wirklich, wirklich viel davon. Die ersten zwei, drei mal Nase ins Glas hängen werden da der Akklimatisierung geopfert. Es braucht tatsächlich ein bisschen, bis man dann mehr riecht. Überhaupt ist da einfach viel, viel von Allem. Da ist viel Nuss, gelbe Frucht und kernige Struktur schon in der Nase. Der erste Schluck hat dann überraschend viel Zug und deutlich weniger Gerbstoff oder Holz als man nach den ersten Momenten so meinen würde. Klar, da ist auch Holz, da ist auch Struktur in der Zungenmitte, aber eben auch viel Frucht, Säure, etwas Mango, Umami und eine salzige Kühle, die sich mit jedem Schluck mehr aufbaut. Es ist dicht, intensiv und konzentriert und vielleicht tatsächlich noch etwas jung. Aber wir haben wie immer Zeit mitgebracht.

Die Riechen-Schmecken-Schere geht am zweiten Abend noch ein Stück weiter auf. Es wird so würzig in der Nase, dass neben der Würze eigentlich kein Raum mehr bleibt für andere Aromen. Und selbst mit Herantasten, Schwenken und Zeit kommt man nur schwerlich an der Wand, die das aufbaut, vorbei. Ich mag immer noch, wie der Wein sich trinkt und die enorme Würze in der Nase betont den salzig-jodigen Eindruck beim Trinken wirklich schön, aber so richtig Spaß macht das so nicht. Kühlschrank.

Die Frucht kommt am dritten Abend glücklicherweise wieder. Es wird cremiger, gelber, und mit Meeresbrise, Rauch und Holz findet der Wein jetzt eine innere Balance, die ihm am zweiten Abend einfach komplett abhanden gekommen war. Oder unserer Zunge, so ganz weiß man das ja nie, aber wenn es zwei Leuten gleichzeitig so ergeht, dann schiebe ich es regelmäßig eher auf den Wein als auf uns. Da ist Dosenmango, Ananas und nussiges Getreide. Viel ist der Wein immer noch. Er ist nicht fett oder plump, die Säure hat Zug, ich trinke das enorm gerne heute wieder. Aber es ist eben einfach viel. Ich kann deshalb nur empfehlen zumindest viel Zeit mitzubringen, wenn man so eine Flasche in diesem Stadium aufzieht. Dank Schraubverschluss ist der Weg zurück in den Kühlschrank simpel und so kann man sich an den Wein herantasten. Vermutlich wären auch vier, fünf oder sechs Tage kein Problem gewesen. Ich mag ihn wirklich gerne, vielleicht auch gerade weil ich das in dieser Form nicht so oft trinke.

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