29.6.2025

Zwei Flaschen Sander

Wir trinken gerade noch so rechtzeitig den Abschluss der letztjährigen Maxime Open Nachlese mit zwei Flaschen vom Weingut Sander: Sauvignon Blanc 2023 und ein Mettenheimer Löss Riesling 2023.

Auf einem Holztisch stehen zwei Flaschen Weisswein vom Weingut Sander mit dem typischen Marienkäfer auf dem Etikett. Im Hintergrund sind ein Weinglas und ein Bücherstapel zu sehen.

Jetzt aber wirklich. Es fühlt sich ein bisschen so an wie im Studium das Aufgabenblatt am Abend vor der Abgabe anzufangen. Und je nach Punktezahl mag man das dann als besonders dumme Idee oder geniale Prokrastination verbuchen. Jedenfalls haben wir noch ein Set Flaschen offen für die Rheinhessen-Nachlese der letzten Maxime Open und da die nächste Runde am nächsten Wochenende die Tore öffnet, ist es tatsächlich ein bisschen knapp jetzt. Also trinken wir heute vom Weingut Sander eine Flasche Sauvignon Blanc und eine Flasche Riesling Mettenheimer Löss, beide Weine aus 2023. Das Weingut selbst ist ebenfalls in Mettenheim und das älteste Bioweingut in Deutschland. Bereits seit drei Generationen wird hier ökologisch Wein angebaut und auch der Flaschenweinverkauf geht zurück bis in die 20er des letzten Jahrhunderts.

In der aktuellen Generation ist Stefan Sander für die Weine verantwortlich. Der wollte erst eigentlich gar nicht Winzer werden, hatte nach der mittleren Reife aber keinen genauen Plan wie es weiter gehen sollte, ist im elterlichen Betrieb fürs erste Lehrjahr eingestiegen und dann auf den Geschmack gekommen. Prägend waren sicher auch seine internationalen Stationen und auch beim Sauvignon Blanc waren die Sanders mit die ersten, die die Rebsorte in Rheinhessen angebaut haben. Und beim Sauvignon Blanc ist es nicht geblieben. Inzwischen wird das Portfolio von verschiedenen historischen Sorten wie Grünfränkisch oder dem fränkischen Burgunder erweitert. Das ist aber eine Geschichte für ein anderes Mal, denn wir bleiben heute bei Riesling und Sauvignon Blanc. Der Riesling vom Mettenheimer Löss wird im Edelstahltank spontan vergoren und reift auch im Edelstahl auf der Hefe. Der Sauvignon Blanc wird kalt eingemaischt, abgepresst und dann ebenfalls im Edelstahl für drei Monate ausgebaut.

Der Sauvignon Blanc riecht dann auch nach einer cremigen Mischung aus Maracuja und gelbem Steinobst. Das ist zwar intensiv duftig, schafft es aber, mir dabei nicht auf die Nerven zu gehen. Die hohe Kunst des Sauvignon Blanc, für mich zumindest. Helfen dürfte dabei die absolut kompromisslose Säure, die einem nach jedem Schluck erstmal wieder die Falten aus der Zunge zieht. Da ist richtig Kraft dahinter und das bisschen Maracuja, das es daneben noch auf die Geschmacksknospen schafft muss ganz schön kämpfen um wahrgenommen zu werden. Und vielleicht gerade deshalb stört mich der Wein nicht nur nicht, ich trinke das sogar in erschreckend großen Schlucken heute Abend.

Über Nacht kommt von irgendwoher Hefe in den Wein. Vielleicht aus der Flasche Riesling, die neben ihm im Kühlschrank stand, denn am ersten Abend war davon nichts zu spüren. Jetzt riecht und schmeckt es so wie es frisch gefüllte Weine oft noch haben. Dadurch ist die Frucht weiter im Hintergrund und die jetzt aufgetauchten Kräuter ebenfalls. Die Säure, die bleibt. Mit viel Luft bekommt man die Hefe auch wieder aus dem Glas geschwenkt und hat dann wieder den Wein vom ersten Abend im Glas. Das ist auch das erste mal, dass so ein Hefearoma am zweiten Abend in einem Wein vorbei schaut. Man lernt nie aus und groß sind die Schlucke immernoch.

Der Riesling ist deutlich zurückhaltender in der Nase und tatsächlich von Anfang an mit einer kleinen Hefenote ausgestattet. Es riecht leicht floral, leicht gelb und ein bisschen nach Stein. Auf der Zunge ist Struktur und gefühlt weniger Säure als beim Sauvignon Blanc. Ich finde nur Analysewerte zum 24er Sauvignon, deshalb kann ich das leider nicht mit harten Fakten untermauern, aber im Vergleich dazu fühlt sich der Riesling zahmer an. Auch das ist eher ungewöhnlich. Mit jedem Schluck baut sich mehr Struktur auf der Zunge auf, da ist ein leichter Bitterton, Stein und mit viel Schlürfen dann auch eine gute Portion Frucht.

Hier verschwindet die Hefe dann über Nacht. Vielleicht wirklich in die andere Flasche gehüpft. Und ja, wir haben doppelt in frische Gläser nachgeschenkt um wirklich sicher zu sein, dass wir nicht zu doof zum Einschenken waren. Es ist cremiger jetzt, etwas Piña Colada, Kokos, Ananas und eine deutlich straffere Säurestruktur als am ersten Abend noch. Das ist immer noch eher zurückhaltend, schlank, kühl und wird von ein paar Jahren auf der Flasche garantiert profitieren. Ich finde aber auch, dass es gerade zu so warmen Tagen wie momentan, richtig gut passt.

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